Zypern? «Das ist mir egal». Wendepunkte an den Börsen? «Das ist mir egal.» Der Blackrock-Chef macht vor, wie man an den Finanzmärkten cool bleibt.

Sein Rat: Überhört den Lärm.

Und so kümmert ihn Zypern schlicht und einfach nicht: Wenn einer 3'700 Milliarden Dollar verwaltet, dann bekommt Europas Hauptthema plötzlich eine Zwergendimension. Doch Laurence D. Fink, der Chef des Anlagegiganten Blackrock, wurde nun mal in einem «Bloomberg»-Interview nach seiner Einschätzung des Zypern-Problems befragt. Und so antwortete er mit einem entwaffnenden «I really don't care.»

Zypern sei ein 10-Milliarden-Dollar-Problem. Oder anders gesagt: Peanuts.

Der Fall mache zwar Sorgen, er habe symbolische Bedeutung, er erinnere an die Schwächen Europas. Aber es sei kein wichtiges ökonomisches Thema. Dies habe er in den letzten Tagen ja auch an den Finanzmärkten gespürt, so Fink: Da sei es zwar zu allerlei Verkäufen gekommen, aber Zypern bot da höchstens einen kleinen Schupfer für einige Investoren, um nach der grossen Rally der letzten Wochen wieder einmal eine Pause einzulegen. Mehr nicht.

Larry Fink wird auch «der weise Mann der Wall Street» genannt, und diesen Ruf erschuf er sich, weil er – ähnlich wie Warren Buffett, ähnlich wie Ray Dalio – sehr grosszügig, mit weitem Blick und mit historischer Tiefe denkt. Zypern ist in dieser Perspektive eine Insel im Mittelmeer. Und jetzt ist jetzt.

Also sieht Fink zwar ein ernsthaftes Problem: die Eurokrise. Doch deswegen lässt er sich den historischen Optimismus nicht zerstören.

 

Zur Einschätzung der Lage in Europa wählte Larry Fink im Gespräch mit «Bloomberg»-Moderatorin Susan Li eine Baseball-Analogie: Man befinde sich bei der Lösung des Problems im dritten Inning (ein Baseball-Spiel hat üblicherweise 9 Innings).

Die Eurozone muss also noch durch einen langen Prozess. Die Entwicklung, welche Italien und insbesonderen Spanien im letzten Jahr hinlegten, stimmt Fink zwar zuversichtlich. Aber dann bleibe ja immer noch die finanzielle Instabilität in Frankreich – «und man darf nicht unterschätzen, wie ernsthaft das noch werden kann.» Denn der Firewall der Europäischen Zentralbank könne ja vielleicht Spanien, allenfalls Italien abschirmen. «Aber wenn Frankreich auf seinem Weg der grossen Defizite fortfährt, dann gibt es definitiv nicht genug Geld in Europa, um das einzudämmen.»

Trotzdem, der Mann aus Kalifornien bleibt dabei: Man darf weiter auf Aktien setzen. Zwar nähmen jetzt einzelne Anleger wieder einige Chips vom Tisch. Und er könne sich auch vorstellen, dass die Märkte derzeit am Anfang einer Korrektur seien – vielleicht im Bereich von 5 Prozent. Oder am Anfang einer Pause von vielleicht zwei Monaten. «Aber das ist mir egal.»

Denn am Ende werden die Aktienkurse wieder steigen.

Weltweit könnten die Börsen im laufenden Jahr um über 20 Prozent klettern, erwartet Fink: Japan entwickle sich gut; China sei nicht so schwach wie befürchtet; und vor allem liefern die Vereinigten Staaten eine gute Kennzahl nach der andern. «Das wird die alles beherrschende Story im Jahr 2013.»

«Ich denke nicht, dass die Welt auseinanderfliegt»

Larry Fink hatte im Februar 2012 für Aufsehen gesorgt, als er kurz und bündig meinte, ein Anleger sollte heute einfach 100 Prozent seiner Mittel in Aktien stecken. Jetzt, gut ein Jahr später, befindet er sich damit natürlich auf der Siegerseite: Die wichtigsten Börsen legten seither um 15 bis 30 Prozent zu.

Im «Bloomberg»-Interview, wiederholte er die Ansage: Natürlich sei Diversifizierung richtig – aber ihm gehe es um den Grundsatz. «Ich denke nicht dass Welt auseinanderfliegt», so Fink. «Also darf man mehr Risiken eingehen. Man muss sich von diesem ganzen Lärm lösen. Es gibt grossartige Werte und Aktien.»

«Die Menschen sind zu ängstlich»

Das grösste Risiko sei doch, dass die Menschen immer älter werden. Die finanziellen Bedürfnisse, die das weckt, lassen sich mit festverzinslichen Werten einfach nicht abdecken. «Eine junge Frau, etwa 35jährig, hat gar keine andere Möglichkeit, als ihr Geld 100prozentig in Aktien anzulegen», meinte Fink zu Moderatorin Li.

Er wolle einfach die Menschen alarmieren: Sie sollten sich auf das fokussieren, was in dreissig Jahren sein wird. Und es sei jetzt schon absehbar, was in zehn Jahren die grösste Krise darstellen werde – nämlich dass die Renten nicht finanziert sind.

Sein Fazit also: «Die Menschen sind, wenn es um die eigenen Anlagen geht, zu konservativ. Sie werden wegen all diesem Lärm zu ängstlich.»