Der Sohn von Christoph Grüebler, dem Zürcher Doyen der Vermögensverwalter, über das Edelmetall in Krisenzeiten.

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Sind die konservativen Vermögensverwalter Grüebler  fast zu «Goldbugs» geworden?

Wir halten am Gold als Krisenschutz fest und führen im begrenzten Masse Gold in unseren diversifizierten Portefeuilles. Allerdings ist die Position auf 5 bis 10 Prozent limitiert. Sollte hingegen wider der gängigen Marktmeinung in den kommenden Monaten die Wirtschaft erstarken, könnte der Goldpreis kurzfristig massiv einbrechen.

Wir sind somit nicht extreme Goldbugs, sondern versuchen lediglich der Möglichkeit einer ernsthaften Krise Rechnung zu tragen.

Wie hat sich die Einstellung zum Goldmarkt von Grüebler Vermögensverwaltung in den letzten zwei Jahrzehnten verändert?

Gold war dank einer Verdreifachung des Preises in Schweizerfranken eine der am besten laufenden Anlagen der letzten zehn Jahre. Allerdings verläuft der Goldpreis gemessen in Schweizerfranken seit einem Jahr seitwärts. Das Edelmetall sollte in jedem diversifizierten Portefeuille vertreten sein.


«Gold hat Schutzfunktion nicht eingebüsst»


Warum gehört jetzt noch Gold ins Portefeuille, wenn noch nichts drin ist?

Obwohl der Goldpreis sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt hat, sind wir der Meinung, dass Gold gerade in Krisenzeiten seine Funktion als Schutz nicht eingebüsst hat.
 
Sie empfehlen 5 bis 10 Prozent Gold in einem modernen Portefeuille für Private. Wie «direkt» soll diese Anlage denn sein? Im Safe zuhause? Machen Sie Unterschiede für die unterschiedlichen Portefeuillegrössen oder gibt‘s den gleichen Anteil für 500‘000 Franken und 25 Millionen?


«Goldmünzen zu teuer»


Wir halten für unsere Kunden mit Gold hinterlegte ETFs, deren Bestände im Krisenfall physisch ausgeliefert werden können. Dabei unterscheiden wir nicht nach Portefeuille-Grösse.

Will man extreme Krisen wie einen Zusammenbruch des gesamten Bankensystems absichern, dann ist  es angebracht, Goldmünzen zu Hause im Safe zu halten, um dann im Notfall den Lebensunterhalt mit diesen Münzen bestreiten zu können. Da der Aufpreis gegenüber dem Wert des effektiven Goldgehalts  der einzelnen Münzen sehr hoch ist, berücksichtigen wir gegenwärtig keine Goldmünzen.
 
Sollten Institutionelle – wie etwa unsere Pensionskassen – auch auf Gold setzen?

Wenn immer möglich ja, weil die Begünstigten der Pensionskasse schliesslich auch wieder Individuen sind, welche in einer Krise betroffen wären.
 
Auch andere Rohstoffe spielen Sie über ETF. Welche und warum?
 
Während Gold der Werterhaltung in Krisenzeiten dient, gehorchen andere Rohstoffe grundsätzlich verschiedenen  Gesetzmässigkeiten. So wird beispielsweise die Nachfrage nach Basismetallen durch den Konjunkturzyklus, vor allem jenem der chinesischen Wirtschaft, bestimmt, während das Angebot kurzfristig durch Naturereignisse gestört werden kann – Überschwemmungen in Brisbane, Australien im Januar 2011. Da die anderen Rohstoff-ETFs, abgesehen von den übrigen Edelmetallen, nicht physisch hinterlegt werden können, müssen diese durch Futures, das heisst Warenterminkontrakte, synthetisch repliziert werden.


«Silber ist kein Ersatz»


Diese Futures folgen aber oft nicht 1:1 dem Kassamarkt der entsprechenden Rohstoffe, wodurch beträchtliche Performance-Abweichungen entstehen können, die sich auch über lange Frist nicht ausgleichen müssen. Stichwort: Contango am Ölmarkt, welches in der Vergangenheit jährlich bis zu 10 bis 15 Prozent des ETF-Preises gekostet hat. Auch hier sind die Verhältnisse im Gold klarer, da es physisch erworben werden kann. Aufgrund dieser Schwierigkeiten spielen wir daher keine weiteren Edelmetalle oder Rohstoffe.

Ist Silber für Sie eine Alternative zu Gold?

Silber folgt aufgrund seiner industriellen Nutzung teilweise anderen Gesetzen als Gold. Silber ist daher nur begrenzt ein Mittel der Werterhaltung. Zudem ist Silber wesentlich volatiler als Gold. Ein Engagement in Silber sollte deswegen wohl überlegt sein.
 
Auf Standardaktien entfallen in Ihrer aktuellen Portefeuillestruktur 35 bis 40 Prozent. Sie empfehlen hier auch Rohstoff- und Goldminenaktien. Wieviel sollen es denn sein – und welche?

Wir halten 5 bis 10 Prozent Rohstoff- und Goldminenaktien. Wir decken diesen Anteil durch ETFs und aktive gemanagte Fonds sowie durch direkte Positionen in Blue Chip Aktien ab. BHP Billiton ist auf der Rohstoffseite wahrscheinlich einer der bestgeführten Produzenten, während bei den Goldminen die grossen Förderer wie Goldcorp, Barrick oder Newmont Mining als Anlagen in Betracht fallen können.


Der 43-jährige Philipp Grüebler hat an der Universität Zürich Wirtschaft studiert. Er war als zeritifizierter Anlalyst und Portfoliomanager von 1996 bis 1998 bei der UBS tätig.Von 1998 bis 2000  arbeitete er bei der Credit Suisse als interner Revisor für Portfolio Management. 

2000 trat er in die Grüebler Vermögensverwaltung seines Vaters Christoph, ex SBG,  ein. Seit 1979 ist die Grüebler Vermögensverwaltung auf die Verwaltung von Wertschriftenportefeuilles spezialisiert. Zu den Kunden zählen vermögende Privatpersonen, Pensionskassen und andere institutionelle Kunden aus dem dem In- und Ausland.

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