Wie schafft es ein selbständiger Vermögensverwalter, trotz Konsolidierungsdruck unabhängig zu bleiben? Rolf M. Wüthrich, CEO von Wüthrich & Partner, liefert gegenüber finews.ch Antworten.

Herr Wüthrich, mehr Regulierung, blockierende Bürokratie und ein beschränkter Zugang zu den Finanzmärkten: Trotzdem glauben Sie weiterhin an die Stärke und Unabhängigkeit der Schweizer Vermögensverwalter. Was macht Sie so zuversichtlich?

Wir sind überzeugt: Ein gut beratener und informierter Vermögensverwalter übersteht jede Krise. Es gilt zu wissen, dass, wer in Zukunft kollektive Kapitalanlagen oder Pensionskassengelder verwaltet, über eine Zulassung verfügen muss. Zusätzlich haben sich bis Ende August 2013 Fondsmanager, die mehr als 100 Millionen Franken verwalten, bei der Aufsichtsbehörde zu melden.

Bis März 2015 müssen sie den Anforderungen des Kollektivanlagengesetzes gerecht werden. Ansonsten droht die Illegalität. Wer zu den Siegern gehören möchte, muss sich dieser Situation bewusst sein und entsprechend handeln – jetzt, nicht erst, wenn es zu spät ist.

Die Zeit drängt. Was sollten, besser gesagt, was müssen betroffene unabhängige Vermögensverwalter berücksichtigen?

Es sind Grundsatzentscheide, die gefällt werden müssen; die Tätigkeit den Veränderungen des Umfelds anpassen, eine Lizenz für Vermögensverwalter kollektiver Kapitalanlagen beantragen, das Geschäft aufgeben, verkaufen oder neue Partner suchen. Doch bevor solche Entscheidungen getroffen werden, braucht es eine detaillierte Standortbestimmung. Ich empfehle daher jedem unabhängigen Vermögensverwalter ein Regulierungsprofil zu erstellen. Wir bieten dafür eine frei zugängliche Plattform an.

Die Mehrheit der Vermögensverwalter in der Schweiz betreut jedoch weniger als 250 Millionen Franken an Kundenvermögen. Ist es für diese Unternehmer überhaupt möglich, selbständig und unabhängig zu bleiben? Oder sind sie gezwungen, sich einer Organisation anzuschliessen, um den Marktzutritt zu gewährleisten?

Tendenziell profitieren von den neuen Regulierungen mittlere und grosse Vermögensverwalter. Die Chance von kleineren Unternehmen liegt in einer nachhaltigen und professionellen Spezialisierung. Ihre Situation kann nicht generalisiert werden. Jedes Geschäftsmodell und dessen Potential sind individuell zu beurteilen.

Wenn sich ein unabhängiger Vermögensverwalter für eine Lizenz entscheidet, was hat er zu beachten?

Er muss seine betriebliche Organisation den neuen Standards anpassen - von Kontrollsystemen, über Risikomanagement bis hin zur Compliance.

Investitionen in eine zweckmässige Betriebsorganisation mit entsprechenden Kontrollfunktionen und qualifiziertem Personal sind unumgänglich. Das Mindestkapital und die erforderlichen Eigenmittel des Unternehmens sind gesetzlich vorgegeben.

Woran liegt es schliesslich, ob ein unabhängiger Vermögensverwalter zur Runde der Sieger gehört oder an den Regulierungen scheitert?

Weitsicht, klare Positionierung  und eine nachhaltige Spezialisierung sind Kernaspekte, um in Zukunft als unabhängiger Vermögensverwalter erfolgreich bestehen zu können. Ich vergleiche die jetzige Situation gerne mit der Klimaerwärmung.

Es gibt Menschen, die vor lauter Schwarzmalerei vor der Herausforderung kapitulieren - und es gibt solche, die Veränderungen oder gar Bedrohungen als Herausforderung und Inspiration ansehen. Ich gehöre ganz klar zur zweiten Gruppe.


Rolf M. Wüthrich hat im November 2012 zusammen mit Hans Muller Wouter die in Zürich domizilierte Wüthrich & Partner gegründet. Sie beraten unabhängige Vermögensverwalter mit Sitz in der Schweiz. Wüthrich verfügt über mehrjährige Erfahrung in der internen und externen Bankenrevision, im Wealth Management sowie als Finanzchef und Outsourcing Partner eines Finma-regulierten Effektenhändlers. Er verfügt über eine Treuhandausbildung und ist Verwaltungsrat und Geschäftsführer der Wüthrich & Partner.

Für Wüthrich & Partner ist die Unabhängigkeit gemäss eigenen Angaben das höchste Gut. Die Beratungsgesellschaft bietet eine frei zugängliche Plattform an, die ein Regulierungsprofil erstellt und eine massgeschneiderte Standortanalyse generiert.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.21%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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