Die Private-Banking-Häuser liefern sich in Miami einen bemerkenswerten Rechtsstreit: Wie weit darf man gehen, um dem anderen Berater-Teams abzuwerben? Und vor allem: Wo liegt die Grenze, wenn Chefs wechseln?

Ort des Geschehens ist ein Gericht in Miami, wo die HSBC Private Bank am Mittwoch Klage eingereicht hat gegen die Safra National Bank of New York, einem Teil der Safra-Gruppe. 

Safra hatte bei HSBC sieben Angestellte abgeworben, denen insgesamt rund 4 Milliarden an Assets unter Management unterstanden; und zwar waren es Lateinamerika-Spezialisten, primär mit HNW-Kunden in Mittelamerika.

Verdächtige Wochenend-Arbeit

Der Vorwurf nun: Safra und mindestens fünf der Abgeworbenen hätten eine illegale Verschwörung gebildet, um ein direktes Konkurrenzgeschäft aufzubauen. Laut dem New Yorker Jus-Fachdienst «Law 360» – respektive der zitierten Klageschrift – hätten die ehemaligen Angestellten dabei Kundendokumente, Marketing- und Strategieunterlagen, Kompensationsdaten und andere nicht-öffentliche Informationen «gestohlen».

Namentlich genannt werden ein ehemaliger beziehungsweise ein noch eingesetzter Chef des Private-Banking-Business von HSBC in Miami, Manuel Diaz und Jose Ortega. Beide seien mindestens seit Mai im Gespräch gewesen mit Safra. Und zwar zur Frage, wie Safra in Miami ein eigenes Zentralamerika-Geschäft aufbauen könnte.

Dabei beschreibt die Anklageschrift, dass Diaz und Ortega «unübliche Nacht- und Wochenend-Besuche im Büro abstatteten». Am 25. Juni kündigte Diaz, seither folgten ihm sieben weitere HSBC-Banker zu Safra, darunter Ortega. Insgesamt habe die brasilianische Bank 11 Leuten einen neuen Job mit einem besseren Kompensationspaket angeboten.

Mitarbeiter plus Dokumente gleich Geschäfts-Entwendung?

Wo wurde dabei eine Grenze überschritten? HSBC schildert den Fall umfassenden Verrat von Geschäftsgeheimnissen: «Mit dem Diebstahl der vertraulichen Kundendaten und Geschäftsdokumente sowie den sieben Schlüssel-Mitarbeitern der Zentralamerika-Gruppe hat es Safra darauf angelegt, unmittelbar und illegal Geschäfte von HSBC PBI in Zentralamerika zu entwenden, Kundschaft zu plündern und die Geschäftsstrategien zu imitieren», so der Vorwurf.  

Hinzu komme, dass die Arbeitsverträge der betroffenen Angestellten ein 90-tägiges Konkurrenzverbot enthalten.

Bemerkenswert im Fall ist auch, dass die Safra National Bank of New York zuvor durchaus ein Schwergewicht in der Betreuung lateinamerikanischer Private-Banking-Kunden hatte: Die 1982 gegründete Safra-Tochter besitzt neben der Niederlassung in Miami (dem einzigen US-Standort ausserhalb New Yorks) noch Rep-Offices in Argentinien, Mexiko, Chile und Uruguay.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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