Gross war die Überraschung, als die Credit Suisse am vergangenen Freitag einen tief greifenden Umbau ihrer Organisation in der Schweiz bekannt gab. Was steckt dahinter?

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Schon früh hat Hans-Ulrich Meister (Bild) unermüdlich betont, dass im Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft ein Paradigmenwechsel stattfinde. Die «goldenen Zeiten» des Private Banking seien definitiv vorbei. Angesichts der steigenden Kosten, der neuen Regularien und dem veränderten Kundenverhalten müssten die Banken ihre Strukturen anpassen, erklärte der Chef für das Private Banking und das Schweiz-Geschäft der Credit Suisse (CS) jedem, der es höhren wollte.

Meister beliess es dabei nicht bei Ankündigungen. Schon bald nach der Amtsübernahme im Private Banking im Sommer 2011 verordnete er seiner Sparte ein rigoroses Kostensenkungsprogramm und integrierte die Bank Clariden Leu ins Mutterhaus, die Credit Suisse.

Neuer Unternehmensbereich

Zusätzliche, konzernweite Massnahmen trugen weiter dazu bei, die CS international wettbewerbsfähiger zu machen. Völlig überraschend gab die Grossbank dann am vergangenen Freitag bekannt, per Anfang 2013 ihre Organisation in der Schweiz grundlegend zu verändern, was zu einem Abbau von 300 Stellen sowie mit einer Vielzahl von personellen Rochaden verbunden ist, wie finews.ch exklusiv berichtete.

Konkret schafft die CS einen brandneuen Unternehmensbereich namens Wealth Management & Private Clients Switzerland, der unter der Führung des langjährigen CS-Mitarbeiters Christoph Brunner stehen wird.

Prominente Abgänge

Gleichzeitig will die Bank in zwei Kundensegmente noch intensiver investieren: in den Bereich der sehr reichen Kunden (Premium Clients) sowie ins Geschäft mit den unabhängigen Vermögensverwaltern (External Asset Manager), wo unlängst der langjährige Führungsmitarbeiter Markus Angst über Bord ging, wie finews.ch exklusiv berichtete.

Das Unternehmen verlassen wird auch der CS-Kadermann Arthur Vayloyan, der zuletzt das Private Banking Schweiz verantwortete. Einmal mehr gehen hier ein langjähriger Mitarbeiter und Hans-Ulrich Meister getrennte Wege, wie das vor einiger auch bei Urs Dickenmann der Fall war, der nach 26 Jahren CS-Zugehörigkeit und zuletzt als Leiter der Premium Clients die Bank verlassen hatte.

Aufbau einer Hausmacht

Vor diesem Hintergrund wird unmissverständlich klar, dass Meister nun «sein Haus zimmert» und sich damit wohl auch mittelfristig für den Posten des Konzernchefs bei der Credit Suisse empfiehlt. Um diesem Ziel möglichst effizient näher zu kommen, baut er seine Hausmacht auf.

Dabei passen langjährige CS-Mitarbeiter wie Dickenmann, Angst oder Vayloyan, die mit der Vergangenheit bestens vertraut sind, offenbar weniger ins Konzept, zumal Meister selber erst seit 2008 bei der Credit Suisse ist. Meister konnte sich seinerzeit auch gegen den bisherigen Private-Banking-Chef Walter Berchtold durchsetzen, der ebenfalls seine ganze Karriere bei der CS absolviert hat und heute als Chairman Private Banking amtet, was in der Branche eher als Repräsentierjob gilt.

Vorteil für Ex-UBS-Leute

Stattdessen umgibt sich Meister mit ehemaligen Mitarbeitern der UBS, wo er selber den grössten Teil seiner Karriere gemacht hat. Dazu gehören allen voran Rolf Bögli, der 2009 zur CS stiess oder Paul Arni, der im selben Jahr zur CS wechselte.

Bögli selber übernimmt in der neuen Organisation den Unternehmensbereich Premium Clients Switzerland & Global External Asset Managers, während Arni Chief Operating Officer (COO) in Böglis Bereich wird. 

Höchste Erträge und Gewinne

Genauso wie bei der UBS, wo Vermögensverwaltungschef Jürg Zeltner innerhalb der Konzernleitung gewichtiges Wörtchen mitzureden hat, solange sein Bereich die höchsten Erträge und Gewinne im Vergleich zum Investmentbanking generiert, dürfte auch Meister nun alles daran setzen, seine Sparte voll auf Kurs bringen.

Unter diesen Prämissen hätte er denn auch die besten Karten, um dereinst die Nachfolge von Konzernchef Brady Dougan anzutreten.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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