Wenige Tage vor der umstrittenen Abstimmung über die Abgeltungssteuer im deutschen Bundesrat geht Vontobel-CEO Zeno Staub in die Offensive.

Gegenüber der deutschen Wochenendzeitung «Welt am Sonntag» gab Zeno Staub ein lesenswertes Interview. Darin zeigt er sich einerseits durchaus selbstkritisch, indem er beispielsweise sagt: «In jedem Markt finden sich Banken, die es sich zu einfach gemacht und lange nur niedrig hängende Früchte geerntet haben. Diese Anbieter werden über kurz oder lang Probleme bekommen. Der Wettbewerb wird schärfer und damit steigt der Druck, sich über Qualität und Leistung zu differenzieren. Da wird es Gewinner geben, aber auch Verlierer.»

Zeno_Staub_3Auf die wiederholten Fragen zum Thema Bankgeheimnis und dem unterschwelligen Vorwurf, alle deutschen Kunden seien in der Vergangenheit bloss wegen der Steuerhinterziehung in die Schweiz gekommen, stellt Staub fest: «Entscheidend ist unsere Tradition als Standort für kompetente, weltweit ausgerichtete Vermögensverwaltung. Das muss auch in Zukunft unsere Kernbotschaft sein. Erst an zweiter Stelle kommen besondere Aspekte der Swissness, der Schweizer Besonderheiten – wozu auch weiterhin der Schutz der finanziellen Privatsphäre des Kunden gehört.»

Masschneider, bei dem nicht jeder einkauft

Und zum Thema Bankgeheimnis erklärt der Vontobel-Chef: «Wir schaffen nicht das Bankkundengeheimnis ab, sondern ändern die Regeln im Umgang mit den deutschen Steuerbehörden. Deshalb werden wir aber nicht den Grundsatz der Diskretion über Bord werfen – das wäre für die grosse Mehrheit der Schweizer nicht akzeptabel. Ich halte es weiterhin für höchst legitim, dass manche Menschen ihre Vermögensverhältnisse nicht mit der ganzen Welt teilen wollen.»

Angesichts der verschärften regulatorischen Veränderungen in der Bankenwelt räumt Staub aber auch ein, dass der Aufwand für manche Bank drastisch verändern wird. «Für das Sparbuch des Patenkindes wird man kein Konto in der Schweiz unterhalten, dazu passt unsere Preisstruktur auch nicht», erklärt Staub und ergänzt: «Wir wollen nicht der billige Jakob der Finanzindustrie sein, sondern der Massschneider – und bei dem kauft auch nicht jeder ein.»

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