Auch im neuen Organigramm der CS figuriert Robert Shafir ganz oben. Dass mit ihm nur noch Amerikaner innerhalb der Bank das Sagen haben, ist aber Unsinn.

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Tatsächlich ist es bisher nur wenigen Credit-Suisse-Bankern gelungen, so hoch aufzusteigen und trotzdem unter dem Radar zu bleiben wie dem 54-jährigen Amerikaner Robert «Rob» Shafir. Schon in wenigen Tagen (30. November) wird er zusammen mit dem 53-jährigen Schweizer Hans-Ulrich Meister die Leitung der neu geschaffenen Abteilung Private Banking & Wealth Management übernehmen.

Bisher verantwortete Shafir als CEO das Asset Management und war seit Mai 2012 auch noch CEO Credit Suisse Americas. Keine leichten Aufgaben, galt doch das Asset Management seit dem Abgang des Schweizers Heinrich «Henry» Wegmann als das Sorgenkind innerhalb des Konzerns, zumal es immer mehr von New York aus gelenkt wurde, was sich als Fehlentscheid erwies.

Stiller Schaffer

Und als Leiter des Bereichs «Credit Suisse Americas» hatte Shafir bisher ebenfalls keinen leichten Stand, ist doch die Schweizer Grossbank bis heute in einen Steuerstreit mit den USA verwickelt. Shafir, als Nachfolger des im Asset Management wenig erfolgreichen David «Dave» Blumer an Bord gekommen, zerriss denn auch keine grossen Stricke in seiner Amtszeit, sondern machte sich am ehesten noch einen Namen als stiller Schaffer mit Gespür für langfristige Entwicklungen, wie es intern heisst.

Bestenfalls für ein paar Schlagzeilen sorgte Shafir im März dieses Jahres, als dem Geschäftsbericht der CS zu entnehmen war, dass er mit einem Salärpaket von insgesamt 8,5 Millionen Franken der höchstbezahlte CS-Mitarbeiter war, wie auch finews.ch berichtete.

Vor der CS arbeitete Shafir 17 Jahre bei der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers, wo er das weltweite Aktiengeschäft aufbaute, bevor er das Unternehmen rund ein Jahr vor dessen Kollaps in Richtung Credit Suisse verliess. Anfänglich etwas weniger weitsichtig agierte sein Bruder Mark Shafir, der ebenfalls bei Lehman Brothers tätig war.

Unklare Rolle

Er schaffte den Absprung erst später, als die Bank bereits in Liquidation war – dem Werdegang von Mark Shafir tat dies indessen keinen Abbruch, konnte er doch später zur Citigroup wechseln, wo er heute im Top-Management die Abteilung für Fusionen und Übernahmen (Mergers & Aquisitions) leitet.

Interessant im Zusammenhang mit Lehman Brothers ist jedoch, dass die Credit Suisse exakt im 3. Quartal 2007, also unmittelbar nach Shafirs Amtsantritt, den Verkauf von Lehman-Finanzprodukten intensivierte. Damit verdiente die CS zunächst viel Geld.

Giftige Bemerkungen

Doch als die US-Bank im Herbst 2008 kollabierte, verloren zahlreiche CS-Kunden mit ihren Lehman-Notes eine Menge ihres Ersparten, was wiederum der Schweizer Grossbank eine Flut an Klagen einbrachte, die sie am Ende bloss noch mit Zahlungen in Millionenhöhe abwenden konnte. Welche Rolle Rob Shafir in diesem Umfeld spielte, ist bis heute unklar. «Es wäre abwegig, eine solche Intensivierung des Verkaufs von Lehman-Finanzprodukten mit der Ankunft Robert Shafirs und seiner beruflichen Herkunft in Verbindung zu bringen», erklärte ein Sprecher der Credit Suisse.

Insofern ist es Shafir einmal mehr gelungen, sich unauffällig zu verhalten. Dass war bereits bei Lehman Brothers der Fall, wo er trotz seiner Führungsverantwortung wenig von sich reden macht. Nur einmal handelte er sich böse Blicke und giftige Bemerkungen vom obersten Lehman-Brothers-Chef Dick Fuld ein, als er 2004 zu einer Retraite in New York im Gegensatz zu allen anderen Mitarbeitern «casual» gekleidet erschien.

Brady Dougan als Förderer

Abgesehen davon agierte Shafir, der Volkswirtschaft am Lafayette College in Easton, Pennsylvania, studierte und einen MBA-Abschluss an der New Yorker Columbia Business School machte, auf der von Dick Fuld geradezu familiär geführten Chefetage von Lehman Brothers anpassungsfähig und pragmatisch, wie ehemalige Mitarbeiter berichten. Einen Augenschein davon vermittelt auch das Buch von Vicky Ward mit dem Titel «The Devil's Casino».

Innerhalb der Credit Suisse hat Shafir in der Person von CEO Brady Dougan durchaus einen Förderer. Doch trotz seines US-Backgrounds ist es abwegig, zu meinen, Shafir könnte dereinst die Leitung der gesamten Credit Suisse übernehmen. Dazu ist er innerhalb der Schweizer Grossbank viel zu wenig vernetzt und allzu einseitig auf einzelne Bereiche spezialisiert. Ausserdem hat er nie in Zürich gearbeitet.

Gut vernetzt an der Wall Street

Tatsächlich besitzt er beste Beziehungen an der Wall Street und kennt auch das Geschäft in Lateinamerika aus dem Eff-Eff, wo die CS vor allem in Brasilien mit ihrer Mehrheitsbeteiligung an Hedging-Griffo grosse Ambitionen hat. Doch darüber hinaus muss Shafir CS-intern anderen Leuten den Vortritt lassen.

Mit seiner Beförderung hat sich das Kräfteverhältnis USA-Schweiz keineswegs zu Gunsten der Amerikaner verschoben, zumal mit dem Schweizer Hans-Ulrich Meister wohl der Banker ebenfalls im Amt ist, der die Credit Suisse in den nächsten paar Jahren massgeblich gestalten wird.

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