Andrew Haldane, Finanzmarkt-Stratege bei der Bank of England, vergleicht die Folgen der Bankenkrise mit denen eines Krieges. Und er will noch tiefere Löhne.

 andrew_haldaneAndrew Haldane (Bild) ist Exekutivdirektor und verantwortlich für die Abteilung Finanzmarktstabilität der Bank of England (BoE). In einem Interview mit der britischen Rundfunkanstalt «BBC» sagte er, dass das ökonomische Resultat der Bankenkrise mit den wirtschaftlichen Auswirkungen eines Weltkrieges gleichbedeutend sei.

Der immense Schaden werde wahrscheinlich in den nächsten paar Jahre andauern, so der Ökonom. «Wenn wir Glück haben, werden die Kosten der Krise von unseren Kindern bezahlt werden, wahrscheinlich aber müssen unsere Grosskinder dafür aufkommen.»

Zurück zu Verhältnisse wie 1980

Er fügte ausserdem hinzu, dass Investmentbanker seines Erachtens auf einem ähnlichen Niveau wie Ärzte oder Anwälte bezahlt werden müssten; so wie das 1980 der Fall war. Obwohl die Vergütungen für Banker insgesamt gesunken seien, müssten diese noch weiter fallen, um sie in Einklang mit anderen leitenden Berufen zu bringen, so der Notenbanker weiter.

Die öffentliche Wut auf Banker bezeichnet er zudem als gerechtfertigt. In einer Stellungnahme vor zwei Monaten sagte Haldane im Weiteren, dass die Occupy-Bewegung eine wichtige Rolle bei der finanziellen Reformation gespielt habe. «Die Bewegung hat einen ‹moralischen Nerv› berührt», meinte er.

Untersucht hochkomplexe Systeme

Haldane gilt als Reform-Ökonom, der nach Systemen sucht, die sich ähnlich verhalten wie das Finanzsystem. In gewisser Weise leiht er sich dafür bei anderen Disziplinen das Wissen aus. Er arbeitet eng mit Wissenschaftlern aus einer Reihe von anderen Fachgebieten zusammen, zum Beispiel mit Biologen, Physikern und Epidemiologen.

Vor drei Jahren hat er mit einem renommierten Biologen unter anderem eine Studie über die Gemeinsamkeiten  zwischen dem Weltfinanzsystem und hochkomplexen Ökosystemen wie dem Regenwald verfasst.