Der angekündigte Ausbau des Asset-Management-Geschäfts auf dem Schweizer Finanzplatz stösst auch auf kritische Fragen – etwa bei Axa Investment Managers.

Das Asset Management soll in den nächsten Jahren zu einem wichtigen Pfeiler des Schweizer Finanzplatzes ausgebaut werden. So lautet die Botschaft, welche die Schweizerische Bankiervereinigung unlängst zusammen mit dem Schweizerischen Fonds-Verband (Swiss Funds Association, SFA) präsentierte und dazu auch ein Strategiepapier vorlegte.

Stephan_Heitz_1Wertmässig belaufen sich die Erträge aus dem Schweizer Asset Management derzeit auf rund sechs Milliarden Franken pro Jahr. Aus dem normalen, organischen Wachstum sollen laut einer Studie der Boston Consulting Group bis 2015 weitere 0,9 Milliarden Franken hinzukommen. Und durch eine «bessere Platzierung» des hiesigen Asset-Management-Geschäfts liessen sich zusätzliche 0,9 Milliarden Franken generieren.

Für Stephan Heitz (Bild links) bleibt dieser Plan diffus, wie er im Gespräch mit finews.ch erklärt. Heitz leitet bei Axa Investment Managers die Marktregion Nordeuropa, zu der auch die Schweiz gehört. Hierzulande beschäftigt das Tochterunternehmen des französischen Axa-Konzerns gut 80 Leute und zählt zu den führenden Anbietern im Asset-Management-Bereich.

Enge Margen – grosse Volumina

Gemeint ist damit das Geschäft mit institutionellen Anlegern wie Pensionskassen, Versicherungen und anderen Vorsorgeinstitutionen. In der Schweiz ist das ein Markt von 600 bis 700 Milliarden Franken. Mittlerweile gehören aber auch sehr vermögende Familien und Privatpersonen zu diesem höchst umworbenen Kundensegment.

Das Asset Management ist zwar tendenziell ein Geschäft mit engen Margen – weil die gut dotierte Klientel durchaus Druck machen kann – aber mit grossen Volumina. Zudem ist das Asset Management von der ganzen Schwarzgeld-Problematik unberührt, da es sich um durchwegs deklariertes Geld von in der Schweiz domizilierten Kunden – eben Pensionskassen oder entsprechenden Fonds – handelt.

Ausländische Anbieter bevorzugt

Insofern ist das Asset Management für den mit allerhand Altlasten ringenden Finanzplatz Schweiz ein durchaus interessantes Betätigungsfeld. Allerdings zeigt sich in der Praxis, dass viele bedeutende institutionelle Anleger wie die Publica, also die Vorsorgeeinrichtung des Bundes, oder der AHV-Fonds, die Personalvorsorge des Kantons Zürich (BVK), die Pensionskasse der Stadt Zürich, aber auch konzerneigene Vorsorgestiftungen wie diejenigen von Nestlé und Migros für einen Grossteil ihrer Kapitalanlagen ausländische Anbieter wie Pimco, Fidelity, BlackRock oder Axa Investment Managers bevorzugen. Dies zeigt ein Blick in die entsprechenden Geschäftsberichte.

Die Hauptgründe dafür lägen in der globalen Kompetenz und dem ganzheitlichen Beratungsansatz dieser Häuser, erklärt Heitz, Demgegenüber würden typisch schweizerische Anbieter wie Swisscanto, Vontobel, Sarasin oder Lombard Odier nur eine untergeordnete Rolle spielen. «Ein institutioneller Anleger, der in US-Wertschriften investieren will, wird eher einen amerikanischen oder zumindest global tätigen Anbieter auswählen, als einen schweizerischen», ist Heitz überzeugt.

Spezialisierte Abteilungen

Kommt hinzu, dass die grossen Asset Manager spezialisierte Abteilungen unterhalten, welche die einzelnen Offerten für Verwaltungsmandate nach Markt oder Ländern spezifisch ausarbeiten können. Bei Axa Investment Managers etwa umfasst das entsprechende RfP-Team («Request for Proposal») rund zwei Dutzend Leute, wie Heitz unterstreicht. Insgesamt zählt Axa Investment Managers rund 2'400 Beschäftigte und verwaltet in 23 Ländern Vermögen von total 548 Milliarden Euro.

Tatsächlich hat das Asset Management in der Schweiz keine sonderlich grosse Tradition, weil es in der Vergangenheit zumeist im Schatten des hochmargigen Private Banking stand und erst noch dafür «missbraucht» wurde, das angelsächsisch-dominierte Investmentbanking zu subventionieren.

Nicht auf Kurs

Dieser Kulturkampf offenbarte sich besonders gut bei der Credit Suisse, wo vor rund zehn Jahren der allseits geschätzte Asset-Management-Schweiz-Chef Heinrich «Henry» Wegmann im Machtkampf mit seinen US-Kollegen unterlag und in der Folge sich das Credit Suisse Asset Management (CSAM) zusehends zu einem Sorgenkind entwickelte.

Auch die späteren Leiter wie David Blumer oder JC Perrig schafften es nicht, die Sparte wieder auf Kurs zu bringen. Vor einigen Jahren veräusserte die Credit Suisse grosse Teile dieser Division an die schottische Aberdeen Asset Management. Weitere Bereiche, wie das ETF-Geschäft, stehen zur Disposition, und ab nächstem Jahr soll das Asset Management sogar vollständig in die Private-Banking-Sparte integriert werden.

Boutiquen im Vorteil

Zwar sind bei der UBS keinerlei Pläne bekannt, das «Global Asset Management» in eine andere Sparte zu integrieren. Doch ist es ein offenes Geheimnis, dass dieser Geschäftsbereich, der in seinen besten Zeiten von Schweiz- und Europa-Chef Gabriel Herrera (heute: Artico Partners, Sallfort Privatbank) geleitet wurde, bei der grössten Schweizer Bank kaum je den Stellenwert besass wie das Private Banking oder die Investmentbank. Im laufenden Quartal musste die UBS in dieser Sparte gar einen Vermögensabfluss verzeichnen.

Nur wenige Asset Manager, die sich früh als «Boutiquen» auf bestimmte Nischen spezialisiert haben, wie die Partners Group (Private Equity) oder Fisch Asset Management (Wandelanleihen) vermochten sich im Markt zu etablieren. Ebenso die Genfer Privatbank Pictet, die schon früh klar auf dieses Geschäft als Alternative zur klassischen Vermögensverwaltung setzte.

Viele Schwachstellen

Ansonsten hat das Asset Management in und aus der Schweiz heraus viele Schwachstellen, wie selbst die Schweizerische Bankiervereinigung in ihrem Grundlagenpapier feststellt. «Gerade weil es traditionell als eine Teilaktivität der Universalbanken betrachtet wurde, fanden die wichtigen Weichenstellungen für eine Kernkompetenz nie statt», heisst es in dem Grundlagenpapier.

Ausserdem blieben die rechtlichen Rahmenbedingungen stets zu wenig kompetitiv gegenüber dem Ausland, so dass gewisse Sparten – etwa das Fondsgeschäft nach Luxemburg – abwanderten. Zudem unterliess es die Branche, subsidiäre Dienstleistungen wie die Fondsadministration oder das «White Labelling» konsequent zu entwickeln. Und last but not least blieben die steuerlichen Rahmenbedingungen zu wenig attraktiv, als dass man sie offensiv hätte im Ausland vermarkten können.

Mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigt

Es gibt noch weitere Versäumnisse: etwa die ungenügende Abstimmung von Praxis und Theorie, namentlich mit den Universitäten. Gleichzeitig sprachen sich in der Vergangenheit die diversen Interessensvereinigungen zu wenig untereinander ab, um das Asset Management gezielt – im Ausland – zu vermarkten.

Unter diesen Prämissen zeigt sich Stephan Heitz doch etwas skeptisch, ob sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird. Ohnehin sind derzeit viele Finanzhäuser mit der Vergangenheitsbewältigung beschäftigt, so dass ihnen wenig Management-Kapazität bleiben dürfte, um das Terrain zu beackern.

Gefragt ist Performance

Somit spricht einiges dafür, dass auch in Zukunft die grossen, global tätigen Akteure das Feld beherrschen werden. Sie verfügen denn auch über jene Expertise, die in Zeiten tiefer Zinsen und marktverzerrender Staatsinterventionen am meisten gefragt ist: Performance. Das ist ohnehin eine Disziplin, in der sich die vom Bankgeheimnis verwöhnten Schweizer Finanzhäuser in der Vergangenheit kaum je hervor getan haben.

Die Finanzkrisen der letzten zehn Jahre haben bei den institutionellen Anlegern nicht nur zu einer grösseren Zurückhaltung geführt, sondern auch zur Tatsache, dass man heute eher einem unabhängigen Asset Manager oder einem Versicherungsunternehmen ein Mandat vergibt, als einer Bank, die mit ihren teilweise spekulativen Geschäften immer wieder für negative Schlagzeilen sorgt, wie Stephan Heitz feststellt.

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