Die Finanzbranche unterläuft den gesellschaftlichen Lohn-Druck: Sie senkt die Boni, dafür steigen Fixlöhne und Garantiesummen für Topleute.

Nachdem die UBS für das Geschäftjahr 2008 ihren Bonustopf um 80 Prozent gekürzt und auch Boni-Rückzüge im Falle von Versagen und schlechtem Geschäftsgang eingeführt hatte, steigert sie nun im Investmentbanking die Fixlöhne wieder um 50 Prozent.

«Es hat bei der UBS Investment Bank ausserordentliche Lohnerhöhungen gegeben, um gute Mitarbeiter bei der Bank zu halten», erklärte eine Sprecherin auf Anfrage. Wie viele UBS-Angestellte davon profitieren, gab die Bank jedoch nicht bekannt. Aber sie sagt grundsätzlich: «Löhne werden auch in anderen Branchen angepasst, wenn es darum geht, Wissen zu erhalten und das Kunden-Geschäft in schwierigen Zeiten zu schützen.»

Einige wichtige Abgänge

Die Grossbank erachtet dies als nötig, um im Spitzenpersonal-Markt überhaupt noch mithalten zu können. Denn gewiss ist, dass die UBS hier derzeit einen schweren Stand hat. Einige wichtige Abgänge, die in den letzten Tagen und Wochen bekannt wurden: Alex Ehrlich, Henrik Raber, Rob Rankin, Jim Renwick. Andererseits – so hört man in der Branche – zögern zahlreiche Banker im In- und Ausland, einen Job bei der UBS anzunehmen. Dies unter anderem wegen der Gehälter-Debatte und wegen der Befürchtung, der Staat werde am Ende bei der UBS die Löhne plafonieren.

Es ist also eine klassische Zwickmühle. Denn auf der Gegenseite sind fast alle Grossbanken sehr aktiv auf dem Personalmarkt. Und wie das britische Fachblatt «Financial News» von mehreren Headhuntern und Bankern in London erfuhr, ist es dabei gang und gäbe, mit Mehrjahres-Garantiesummen zu winken – ob bei Barclays, HSBC, Nomura oder Credit Suisse. Dabei habe die Citigroup jüngst einen Goldman-Sachs-Mann mit einem garantierten Bonus abgeworben. Also eine Rückkehr zu den alten Zeiten...

Was alle tun, müssen alle tun

Am Ende wird schliesslich auch die UBS gezwungen, bei diesem Spiel mitzumachen. Zum Beispiel habe Carsten Kengeter (Bild), der letzten Herbst von Goldman Sachs eingewechselt und nun zum Co-Chef des Investmentbanking ernannt wurde, von der Schweizer Bank für drei Jahre ein Lohnpaket garantiert bekommen. Er sei, so «Financial News», jährlich 10 Millionen Dollar wert. Die UBS wollte dazu keine Stellung nehmen – und auch nicht zur Aussage, welche «Financial News» von zwei unabhängigen Quellen in London erhalten hat: Einige UBS-Banker in Grossbritannien hätten ihr Basissalär jetzt verdreifachen können; ein Managing Director habe sogar drei (Fix-)Lohnerhöhungen innert eines Monats erhalten.

Grosszüge Fixlohn-Steigerungen erhielten auch manche Top-Leute von Morgan Stanley. Wie die US-Grossbank am Freitag bekannt gab, steigerte sie die Basislöhne diverser Spitzenmanager – etwa von Finanzchef Colm Kelleher, von Chefjurist Gary Lynch oder von Stabschef Thomas Nides (allerdings nicht von CEO John Mack).

Gute Leute werden gefesselt

Kelleher, Lynch und Nides erhalten im laufenden Jahr 750'000 Dollar Fixlohn – im letzten Jahr war die Summe noch zwischen 300'000 und 330'000 Dollar gelegen. Bloomberg meldet heute unter Berufung auf «eine Person, die über den Entscheid gebrieft wurde», dass die Mehrzahl der Morgan-Stanley-Kaderleute im laufenden Jahr eine Fixlohn-Erhöhung erhalte.

Damit schliesst sich auch John Macks Haus dem allgemeinen Trend an: Die Banken fesseln ihre guten Leute mit höheren Fixlöhnen, und sie umwerben Talente mit grosszügigen Garantiesummen. Dies, während die Politiker noch über Boni wettern und über staatliche Stopp-Massnahmen nachdenken – wie derzeit die Obama-Administration oder der Schweizer Ständerat. Verlagerungen vom variablen zum fixen Anteil haben bereits auch die Bank of America, Nomura und Barclays gemeldet.

 


 

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