Eleanor Taylor Jolidon, Fondsmanagerin bei der Union Bancaire Privée, investiert in Schweizer Qualitätsaktien. Nur wenige Finanztitel gehören zu ihrem Universum.

eleanor_taylor_jolindon_1

Für Eleanor Taylor Jolidon (Bild), Fondsmanagerin bei der Genfer Union Bancaire Privée (UBP), sind die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse vorläufig kein Kauf. Zu diffus bleibe die Strategie der beiden Häuser – selbst nach den Ende 2012 verkündeten Reorganisations-Plänen.

Der seit Ende 2012 beobachtete Kursanstieg – namentlich bei der UBS – sei weniger auf die Neuausrichtung, als vielmehr auf die geldpolitischen Massnahmen diverser Zentralbanken zurückzuführen, sagt die gebürtige Britin gegenüber finews.ch.

Globale Marktführer gesucht

Die gebürtige Britin verfügt über eine gut 20-jährige Erfahrung in der Finanzbranche. Seit 2004 ist sie Fondsmanagerin und steht seit 2008 im Sold der UBP). Dort ist Taylor Jolidon für zwei Fonds verantwortlich: den UBAM Swiss Equity sowie den UBAM Swiss Excellence Equity.

Wie es der Name sagt, richten beide Finanzprodukte ihren Fokus auf Schweizer Werte, namentlich auf Titel von Firmen, die in ihrer Branche Marktführer sind.

Noch nicht viel gesehen

Die UBS habe noch einen langen Weg zurückzulegen. Von den Ende Oktober 2012 angekündigten Massnahmen habe man bis jetzt noch nicht viel gesehen. Unklar sei überdies, wie der Abbau der insgesamt 10'000 Stellen ablaufe, und wie es der UBS gelingen soll, ihre risikogewichteten Aktiven (RWA) zu reduzieren.

«Die UBS ist noch nicht so weit gekommen», stellt Eleanor Taylor Jolidon im Gespräch fest und betont zudem, dass die Bank weltweit auch nicht mehr die Nummer eins in der Vermögensverwaltung sei. Dies ist für die Fondsmanagerin, die auf Marktführer setzt, ein weiterer Grund, vorerst keine UBS-Aktien zu kaufen.

Veraltetes IT-System

Taylor Jolidon hält auch die Julius-Bär-Titel für überteuert. Der Kauf des nicht-amerikanischen Wealth-Management-Geschäfts von Merrill Lynch sei zwar eine strategisch gute Idee, sie berge allerdings ein grosses Risiko bei der Integration der Einheit, zumal das Merrill-Lynch-Geschäft eher auf einem Brokerage-Modell beruhe und weniger auf dem im Private Banking üblichen «People's Business», also auf persönlichen und langfristigen Kundenbeziehungen.

«Die Integration wird mehr Zeit beanspruchen als heute möglicherweise angenommen wird», ist die Fondsmanagerin. Als zusätzlich erschwerend erweise sich der Umstand, dass die Informatik von Julius Bär veraltet und daher nicht unbedingt geeignet sei, um eine so komplexe Integration effizient zu realisieren.

Konsistente Strategie

Statt auf Branchen zu setzen, bevorzugt Taylor Jolidon einzelne Titel. Bei den Finanzinstituten ist es primär die Zuger Partners Group, die über die letzten Jahre mit einer konsistenten Strategie ein nachhaltiges Wachstum erzielen konnte und in ausgewählten Geschäftsbereichen mittlerweile eine markführende Rolle einnimmt. 

Neben diesem Finanztitel findet die Britin, die bereits seit mehreren Jahrzehnten in der Schweiz lebt und arbeitet, vor allem zwei Versicherungstitel attraktiv: In erster Linie vor allem jene des Schweizer Rückversicherungskonzerns Swiss Re.

Sektor-Rotation kommt

Das Unternehmen verfüge über eine solides Aktionariat, unter anderem mit Warren Buffetts Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway, ausserdem würden die Titel unter Buchwert notieren, und trotz gewisser Überkapazitäten in der Rückversicherungsbranche habe die Swiss Re dank ihrem disziplinierten Underwriting-Verfahren intakte Chancen, in der laufenden Erneuerungsrunde gute Tarife auszuhandeln.

«Swiss Re wird unterschätzt», sagt die UBP-Fondsmanagerin und glaubt darum auch, dass die Titel im laufenden Jahr von einer entsprechenden «Sektor-Rotation» profitieren werden.

Wermutstropen Deutschland

Gefallen findet Taylor Jolidon überdies an den Aktien der Zurich Insurance Group (Zurich); dies auf Grund der hohen Dividendenrendite, der erfreulichen Geschäftsentwicklung in den USA (Farmers Group) und dem kompetenten Management.

Einziger Wermutstropfen seien die überdurchschnittlichen Schadensleistungen in Deutschland, für welche die Zurich ihre Reserven bereits um mehr als eine halbe Milliarde erhöht habe, wie auch finews.ch berichtete.

Ein rein politisches Spiel

Generell ist Taylor Jolidon der Meinung, dass im laufenden Jahr die Wachstumsimpulse aus den USA kommen werden. «Wir haben zu lange nach Asien, namentlich nach China, geblickt», sagt die Fondsmanagerin. «Die Börse wird 2013 von der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA getrieben werden», sagt Taylor Jolidon.

Sie hält die ganze Debatte um die «Fiscal Cliff» für ein «rein politisches Spiel», das mit einer Lösung in den nächsten Monaten enden werde, weil das Risiko viel zu gross wäre, dass das Land in eine Rezession fällt.

Erfreuliche Aussichten in den USA

Die US-Wirtschaft werde in diesem Jahr von den im vergangenen Herbst angekündigten geldpolitischen Massnahmen der US-Notenbank profiteren. Das zeige sich bereits an der Börse und werde weitergehen. Zudem habe sich der Hausbau-Markt erholt, und die Ausgaben für Infrastruktur-Bauten würden jetzt erhöht, was vielen Zulieferfirmen neue Aufträge beschere, sagt Taylor Jolidon.

eleanor_taylor_jolindon_qNeben den erwähnten Finanztiteln setzt Eleanor Taylor Jolidon im laufenden Jahr noch auf folgende Schweizer Aktien: ABB, Austrian Microsystems (an der Schweizer Börse kotiert, Zulieferer von Apple!), Bucher, Clariant, Dufry, Sulzer und Syngenta.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.21%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.52%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.43%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.22%
pixel