Nach dem plötzlichen Zerfall des Goldpreises fehle nun die Anlagenachfrage, die für eine rasche Erholung sorgen würde. Die UBS rät daher zur Geduld.

Nach dem Goldpreissturz hat die UBS ihren positiven Ausblick für das Edelmetall deutlich reduziert. Für das Gesamtjahr geht man bei der Schweizer Grossbank dennoch von einer positiven Entwicklung des Goldpreises aus.

Der jetzige Preissturz soll aber nicht als Gelegenheit zum billigen Einstieg in das Edelmetall gesehen werden, warnt Giovanni Staunovo, Rohstoffanalyst bei der UBS, auf Anfrage von finews.ch.

Schaden ist da

«Der Reputationsschaden ist gemacht. Damit der Goldpreis wieder anziehen kann, braucht es eine entsprechende Anlagenachfrage, und diese fehlt derzeit», warnt Staunovo vor übereifrigem Investieren.

Das derzeitige Investitionsumfeld sei zu unsicher und der Goldpreis könne noch weiter an Wert abgeben, sagt Staunovo. «Im Worst-Case-Szenario könnte der Goldpreis bis zu einem Niveau der marginalen Produktionskosten von 1'150 Dollar pro Unze fallen», sagt der Rohstoffanalyst.

Fed und EZB tragen Mitschuld

Als Hintergrund des Preiseinbruchs sieht man bei der UBS verschiedene Faktoren. Einerseits habe die US- Notenbank (Federal Reserve Bank, Fed) diskutiert, ihr Konjunkturförderprogramm Quantitative Easing (QE) zu drosseln.

Zudem seien die Aussagen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi bezüglich eines möglichen Verkaufs von Gold durch die zypriotische Zentralbank zum Tilgen der Staatsschulden, falsch verstanden worden, was den Goldpreis weiter gedrückt habe.

Goldverkäufe lösen Schuldenkrise nicht

«Die EZB hat klar gemacht, dass die zypriotische Regierung ihre Zentralbank nicht zum Verkauf ihrer Goldpreise zwingen kann. Die Zentralbank ist unabhängig von der Regierung. Gold-Verkäufe liegen alleine im Ermessensspielraum der Zentralbank.

Zudem löst der Goldverkauf das Schuldenproblem nicht», sagt Staunovo. Denn zwischen den europäischen Notenbanken ist der Verkauf von Gold klar geregelt und limitiert. Weniger als zehn Prozent der europaweiten Staatsschulden könnten durch Goldverkäufe abgebaut werden.

Wichtige Marke durchbrochen

Ein weiterer Faktor, der den Goldkurssturz vorangetrieben habe, sei der Durchbruch der charttechnisch wichtigen Barriere von 1'525 Dollar pro Unze gewesen, fügt Staunovo gegenüber finews.ch an.

Damit die Anlagenachfrage wieder zurückkehre und der Goldpreis wieder zu steigen beginne, brauche es unterstützende Faktoren. Davon seien schon einige bemerkbar, sagt Staunovo.

Silberstreifen am Horizont

Die Konjunkturaussichten für die USA seien im zweiten Quartal nicht so positiv wie im Startvierteljahr, was wiederum die Fed dazu bewegen könnte, doch länger am QE-Programm festzuhalten.

Weiter habe die Erfahrung aus 200 Jahren gezeigt, dass Schuldenprobleme von Staaten gerne mit höherer Inflation bekämpft werde, was sich wiederum positiv auf den Goldpreis auswirke, sobald diese Erwartungen wieder zurückkehren würden, fasst der UBS-Experte die Gründe für den positiven Ausblick der Grossbank zusammen.

«Jetzt ist noch nicht der optimale Zeitpunkt zum Einsteigen. Investoren, die bereits in Gold investiert haben, sollten Ruhe bewahren», fügt Staunovo an.