Die Ohrfeige der Aktionäre von Julius Bär hallt nach. Jetzt kritisiert FDP-Politiker Ruedi Noser die Bankleitung – per offenem Brief an Daniel Sauter und Boris Collardi.

Dass der Vergütungsbericht von Julius Bär zurückgewiesen wurde, ist das eine. Dass die Bank offenbar keine raschen und entschlossenen Konsequenzen daraus zieht, ist das andere. Und gerade dieser Aspekt bringt nun Ruedi Noser auf.

Der FDP-Politiker, der mit seiner Bewegung «SuccèsSuisse» eine andere Stimme der Wirtschaft zu Gehör bringen will, meldet Protest an – in einem offenen Brief an Julius-Bär-Präsident Daniel Sauter mit Kopie an CEO Boris Collardi.

Das Ergebnis der Generalversammlung sei deutlich gewesen – aber das Management nehme das Votum offenbar nicht ernst. Von einer Aufarbeitung oder von konkreten Korrekturen sei nichts zu lesen. 

Hier der Brief von Ruedi Noser: 

Sehr geehrter Herr Sauter

Wie man den Medien entnehmen konnte, haben die Aktionäre der Bank Julius Bär an der Generalversammlung von vergangener Woche den Vergütungsbericht mit 63,9 Prozent abgelehnt. Dieses Ergebnis ist mehr als deutlich. Die Investoren sind ganz offensichtlich nicht einverstanden mit den Vergütungen der Bank Julius Bär.

Weder der Verwaltungsrat noch das Management scheinen dieses klare Votum jedoch ernst zu nehmen. Es wird auf die nächste Generalversammlung verwiesen und darauf, dass man an einem neuen Kompensations-Framework arbeite und Massnahmen treffen werde, damit das nächste Abstimmungsergebnis positiv ausfällt.

Von unmittelbaren Konsequenzen, einer Aufarbeitung der Vergangenheit oder von Korrekturen im laufenden Geschäftsjahr ist hingegen nichts zu lesen. Im Gegenteil. Anstatt das Ergebnis zu akzeptieren und entsprechende Anpassungen bei den Vergütungen vorzunehmen wurde das Votum der Aktionäre gar als Missverständnis gedeutet. Die Schuld daran wird den Institutional Shareholders Services, einer von Grossaktionären geachteten Beratungsstelle, zugeschoben.

Nur weil man von der angeführten Kritik spät erfahren hat, heisst das noch lange nicht, dass diese damit auch nicht berechtigt ist. Zudem, wenn Investoren nach Gesprächen eigentlich nicht gegen den Vergütungsbericht stimmen wollen, weshalb tun sie es dann trotzdem an der Generalversammlung?

Die Schweiz ist ein liberaler Staat und damit einem liberalen Wirtschaftsmodell verpflichtet. Als liberaler Politiker setze ich mich jeden Tag für den Erhalt dieses überaus erfolgreichen und Wohlstand stiftenden Erfolgsmodells ein. Eine liberale Ordnung heisst, dass der Staat für optimale Rahmenbedingungen sorgt, innerhalb dieser die verschiedenen Stakholder subsidiär und eigenständig handeln.

Im Fall der Bank Julius Bär haben die Investoren und Aktionäre entschieden und den Vergütungsbericht abgelehnt. Auch wenn dieser Beschluss nicht bindend ist, führen Sie das liberale Wirtschaftsmodell dennoch ad absurdum, wenn Sie ein solch deutliches Votum mehr oder weniger ignorieren.

Die Konsequenz aus solchem Verhalten sind in der Regel Forderungen nach mehr Verbindlichkeit und Regulierung. Wenn sich also die Politik mehr und mehr in wirtschaftliche Angelegenheiten einmischt, dann haben auch Sie dies mitzuverantworten.

Mit Blick auf den Erhalt unserer liberalen Wirtschaftsordnung erwarte ich von Ihnen und Ihrem Verwaltungsrat, dass die Konsequenzen aus der Ablehnung des Vergütungsberichts gezogen und im Sinne der Aktionäre und Investoren Korrekturen vorgenommen werden.

Man kann die Vergütungen 2012 durchaus noch einmal zur Diskussion stellen, aber ganz sicher sind diese für 2013 entsprechend anzupassen. Es wäre wünschenswert, wenn diese Anpassungen nicht nur im Rahmen der Umsetzung der Abzockerinitiative geschehen würden.

Das Erfolgsmodell Schweiz verlangt verantwortungsvolles Handeln von jedem einzelnen von uns. In diesem Sinne werde ich mich auch weiterhin für den Erhalt des liberalen Wirtschaftsmodells und einer liberalen Schweiz einsetzen. Ich erwarte das auch von Ihnen, denn nur wenn beide Seiten Ihre Verantwortung wahrnehmen, kann das Erfolgsmodell Schweiz auch in Zukunft bestehen.

Gerne stehe ich Ihnen für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.

Freundliche Grüsse

Ruedi Noser
Unternehmer und Nationalrat 

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