Lange widerstrebte den Banken die Idee, Entlassungen durch Arbeitszeit-Abbau zu vermeiden. Doch nun experimentieren auch sie mit flexiblen Lösungen.

Für 5/261 des letzten jährlichen Bruttolohnes können sich die UBS-Mitarbeiter eine zusätzliche Woche Urlaub kaufen – die Bruchzahl entspricht genau dem Lohn für eine Arbeitswoche. Das Angebot gilt allerdings nur für Mitarbeiter, die ein 100-Prozent-Pensum haben und in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis stehen. Wie die «Handelszeitung» unter Berufung auf ein internes Schreiben meldet, wirbt die UBS derzeit recht aktiv für diese Lösung: Man gewinne mehr Zeit für Persönliches – und bezahle obendrein weniger Einkommenssteuer.

Die Hoffnung scheint klar: flexible Arbeitszeit-Lösungen sollen den Stellenabbau dämpfen. Rund 8700 Jobs streicht die UBS bekanntlich, etwa 2500 davon in der Schweiz, und wie die Bank bei der Ankündigung schon mitteilte, soll dies teilweise auf natürlichem Wege erfolgen.

Freiwilliger Abbau erwünscht

Bei den Verhandlungen mit den Personalverbänden entzündete sich hier allerdings ein Konflikt: Für KV und Bankpersonalverband zeigte sich die UBS zuwenig flexibel. Zum Beispiel verfolge die Bank die Idee einer freiwilligen Arbeitszeit-Reduktion nicht genügend, monierte der Bankpersonalverband.

Das Ferien-Programm zeigt nun, dass sich die Bank zumindest bemüht. Wie Christoph Huber, Leiter Human Resources Schweiz, in der «NZZ» sagte, setzt die UBS auf mehrere freiwillige, auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Arbeitszeitreduktionen: Teilzeitarbeit, unbezahlter Urlaub, Job-Sharing und Frühpensionierungen seien im Rahmen des laufenden Stellenabbau-Planes möglich – und eben auch der Kauf von Ferienguthaben.

Doch inwieweit können solche Programme einen Stellenabbau verhindern? Personalchef Huber zeigte sich da skeptisch: Substanzielle Kürzungen seien nötig, um die Überkapazitäten abzubauen, und kleine Eingriffe würden kaum ausreichen. Die UBS müsse sich jetzt auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, sich also von weniger wichtigen Bereichen trennen – da sei die Kürzung von Arbeitspensen querbeet kaum eine Hilfe.

Die Angestellten wären wohl klar dafür

Ausserdem sei es fraglich, ob alle 25‘000 Schweizer Beschäftigten den Vorschlag des Bankpersonalverbands, die Wochenstunden unter Lohnverzicht zu reduzieren, mitgetragen hätten.

Das neue Ferien-Programm lässt jedenfalls ahnen: Flexibilisierungs-Projekte bleiben als Krisenentschärfer aktuell. Spaniens zweitgrösste Bank, die BBVA, offerierte letzte Woche rund 30'000 Angestellten ein ganzes Paket mit verschiedenen Vorschlägen, die alle dasselbe Ziel verfolgen: weniger Stellenstreichungen, dafür mehr Freizeit und weniger Lohn fürs Personal. Die spanischen Angestellten des Bankgiganten können beispielsweise zwischen Fünf- und Viertagewochen wählen, und sie können im Extremfall fünf Jahre aussteigen – mit Rückkehrgarantie.

Zuletzt hat auch KPMG in Grossbritannien ein freiwilliges Freizeit-Paket eingeführt: Um Kosten zu kürzen, ohne Know-how zu verlieren, offerierte der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungskonzern seinen 11'400 Angestellten die Wahl zwischen einer Vier-Tage-Woche oder einer 12-wöchigen Auszeit, bei der die Leute ein Drittel ihres Gehalts bekommen sollten.

Wie die «Financial Times» berichtete, war die Zustimmung enorm: 85 Prozent der Beschäftigten stimmten dem Projekt grundsätzlich zu. Nun liegt es am Management, das Programm umzusetzen. In einer ersten Stufe arbeiten 750 KPMG-Angestellte reduziert, vor allem in der Steuerberatung oder in den zentralen Diensten.

Wer jetzt Volldampf arbeitet, arbeitet auch danach Volldampf

Zugleich erklärte allerdings der Personalchef einer grossen amerikanischen Bank im Stellenportal eFinancialcareers, dass sich die Arbeitszeit vieler Posten in der Finanzbranche nicht einfach reduzieren lasse: Da sei es schon besser, gleich ehrlich von einer Gehaltsverkürzung zu sprechen. Die Arbeit von Händlern und Investmentbankern könne flexible Programme zum Beispiel gar nicht ermöglichen. Und es sei halt immer noch oft die leichtere Alternative, die Boni zu kürzen oder mittelmässige Leute zu feuern.

Bleibt also die Frage, inwiefern die Programme die aktuellen Probleme der Banken wirklich lösen helfen. Dazu sichtet der anonyme Grossbanken-Personalchef immerhin einen Trend: Spätestens wenn im weiteren Verlauf des Jahres noch weitere Jobabbau-Runden anstünden, würden neue Flexibilisierungs-Projekte definitiv zum Thema.

 

 

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.66%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.2%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.49%
pixel