Der Schweizer Think-Tank Avenir Suisse bezweifelt, dass mit tieferen Managergehältern wirklich den «Kleinverdienern» geholfen wäre.

Die lauten Proteste gegen hohe Löhne am Tag der Arbeit hallen nach. Gewerkschaften haben sich seit jeher den Kampf gegen eine auf den ersten Blick zunehmende extreme Lohnungleichheit auf die Fahne geschrieben.

Der Think-Tank Avenir Suisse weist die von den Gewerkschaften suggerierte empörende Umverteilung von unten nach aber entschieden zurück. Dabei rollt ein hausinterner Ökonom einen vom Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) kürzlich veröffentlichte Bericht neu auf.

Im Bericht der Gewerkschaft über die Entwicklung von Top-Einkommen in der Schweiz zeigt eine Grafik, dass der Anteil der 0,1 Prozent höchsten Einkommen zwischen 1979 und 2008 um 60 Prozent gestiegen ist, von 2,5 Prozent (1979) auf 4 Prozent (2008).

«Grosse Seitwärtsbewegung»

Und diese Grafik knöpft sich Patrik Schellenbauer von Avenir Suisse vor: Warum dieser Zeitraum, fragt er sich und findet sogleich die Antwort: «Das Startjahr 1979 wurde vermutlich deshalb gewählt, weil sich der Anteil der hohen Einkommen damals auf einem Tiefpunkt befand». Während den 1960er Jahren, so der Ökonom, lag der Anteil der Top-1-Prozent-Einkommen auf heutigem Niveau und über dem Durchschnitt der 2000er Jahre.

Die Entwicklung der Top-Einkommen für die Schweiz sieht ausserdem während der letzten 15 Jahre weit weniger dramatisch aus, wie im Papier von Avenir Suisse zu lesen ist. Diese Aussage untermauert der Studienautor mit Daten, die bis in das Jahr 1933 zurückreichen.

«Man könnte die langfristige Entwicklung durchaus als «grosse Seitwärtsbewegung» charakterisieren», schreibt Schellenbauer. Aktuell scheint sich der Anteil der Top-1-Prozent-Einkommen in der Schweiz auf den mittleren Wert von rund 10 Prozent einzupendeln.

Frage der Politik, Akzeptanz und Ethik

Die entscheidende Begründung bei der Belohnung sieht der Ökonom in der besonderen Leistung an Wirtschaft und Gesellschaft. Ein Zusammenhang zwischen Verdienst und Leistung sei jedoch nicht immer offensichtlich, so der Avenir-Suisse-Ökonom. «Einigen Managern ist ohne Zweifel das Augenmass abhanden gekommen, das man in der Schweiz voraussetzt.» Doch dies sei eine Frage der Politik, der Akzeptanz und der Ethik, schreibt er weiter.

Und ob schliesslich mit tieferen Managergehältern wirklich den «Kleinverdienern» geholfen wäre – wie dies die Gewerkschaften suggerieren – muss seiner Ansicht nach stark bezweifelt werden, denn eigentlich gehe es bei den Managerlöhnen um einen Verteilkampf zwischen dem Management und den Aktionären.

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