Die Wall Street dominiert wieder die Finanzwelt. Und europäische Häuser wie UBS und CS sind unwichtiger geworden. Der «Economist» hat dazu einen Spezialreport.

Erinnern Sie sich noch an Lehman Brothers? Beim Zusammenbruch der Investmentbank erwarteten viele, dass nun auch die Verhältnisse im Banking drehen – die Verhältnisse zwischen Investmentbanken und anderen Banken, zwischen Wall Street und Main Street, aber auch zwischen den USA und Europa. 

Jetzt, fünf Jahre später, beherrschen die amerikanischen Banken das globale Geschäft wieder. Und wie der «Economist» in einem 14-seitigen Report darlegt, ist diese Dominanz fundamental. Die neuen Zustände sind die alten – und das sogar noch verschärft.

Hier die wichtigsten Punkte der These: 

  • Heute sind die europäischen Konkurrenten der Wallstreet auf den Knien. Sowohl Credit Suisse wie UBS beschäftigen sich damit, die Bilanz zu verkürzen. Die RBS, damals ein Top-Ten-Player, wird von der Regierung gebeutelt.
  • Die Deutsche Bank und Barclays konnten zwar in gewissen Feldern wachsen. Aber sie leiden unter einem negativen Regulierungsumfeld zuhause.
  • Insgesamt sank der Anteil der Europäer im Investmentbanking um ein Fünftel. Und ein grosses Stück der Verluste ging dabei an drei amerikanische Häuser: J. P. Morgan, Goldman Sachs und Citigroup.

Economist_WallstreetDieser Trend, so der Report, dürfte recht nachhaltig sein. Die Gründe liegen hier zum Teil in Strukturverschiebungen in der Finanzindustrie:

• Die Investmentbanken erzielten letztes Jahr global Erträge von 233 Milliarden Dollar weltweit. Damit waren sie weit entfernt von den 341 Milliarden, die noch 2009 erreicht worden waren. Zwar sind die Schwankungen von Jahr zu Jahr enorm, aber es zeigt sich doch, dass das Geschäft hier harzt.

• Denn die Margen sind hier nachhaltig tief (was sie auch bleiben werden). Auf der positiven Seite zu erwähnen ist, dass neue Märkte natürlich auch neue Geschäftsfelder fürs Investmentbanking schaffen.

• Alles in allem scheint für das britische Wirtschaftsblatt aber klar: Die Einnahmen werden in absehbarer Zeit nicht auf die alten Niveaus zurückkehren. ROE-Ziele von 25 Prozent kann man vergessen. Selbst die bescheideneren Ziele von 15 bis 20 Prozent ROE seien angesichts der strengeren Regulierung wohl zu optimistisch.


«Die Anlagegelder steigen, sie sinken nicht. Der Welthandel wächst, er schrumpft nicht. Der zugrundeliegende Trend (für Investmentbanken) weist aufwärts.» Jamie Dimon, CEO J. P. Morgan, im «Economist»


  • Diese Entwicklung schafft nun sowohl Gewinner wie Verlierer. Hauptgewinner sind eine Handvoll globaler Banken, die von den Grössenvorteilen profitieren und Investmentbanking, Trading und Firmenfinanzierung kombinieren können.
  • Einen Vorteil wiederum haben hier Banken mit grossen Heimmärkten und einer lockeren Regulierung.
  • Fazit: Als klare Gewinner diagnostiziert der «Economist» also J. P. Morgan (die Bank, die auf den wichtigsten Kapitalmärkten dominiert) sowie Goldman Sachs (wegen seiner Vorherrschaft im Aktienhandel und wegen seines Rufs als besonders smartes Haus). Ebenfalls mitspielen dürften die Citigroup und HSBC: Es sind grosse Commercial Banks – auch wenn sie im Investmentbanking immer wieder Mühe hatten –, und sie haben ein starkes globales Netzwerk.

«Wir glaubten immer, dass der Wandel weitreichend und permanent sein werde. Und je weiter sich die Sache entwickelte, desto mehr Leute realisierten ebenfalls, dass die alten Zeiten nicht zurückkehren werden.» — Brady Dougan, CEO Credit Suisse, im «Economist»


  • Die UBS und Credit Suisse befinden sich schon in einer deutlich schwierigeren Lage: Sie werden von ihren Regulatoren zur Beschränkung gezwungen und müssen einen schwierigen Spagat schaffen – nämlich sowohl kleiner als auch profitabler zu werden.
  • Die Deutsche Bank und Barclays wiederum sind zwar gross im Kundenhandel, aber sie leiden unter einem Heimmarkt, der nicht recht wachsen will. Derweil stossen sie bei Expansionsversuchen in neuen Märkten auf heftige Konkurrenz.
  • Credit-Suisse-Konzernchef Brady Dougan wird mit einer grundsätzlichen Analyse zitiert: «Am Anfang (in der Finanzkrise) gab es zwei Lager. Das eine, vermutlich grössere, hoffte und glaubte, dass dies alles vorübergehen werde. Das andere erwartete, dass die Branche und die Regulierung sich grundsätzlich ändern würden. Wir glaubten immer, dass der Wandel weitreichend und permanent sein werde. Und je mehr sich die Sache entwickelte, desto mehr andere realisierten ebenfalls, dass die alten Zeiten nicht zurückkehren werden.»
Eine entscheidende Frage ist schliesslich: Was haben die Amerikaner besser gemacht? Die wichtigsten Punkte laut dem «Economist»:
  • Die Amerikaner handelten rasch. Die Regierung in Washington zwang ihre Grossbanken entschlossener, ihre Bilanzen zu bereinigen. Damit fanden sie auch früher wieder auf einen Wachstumspfad zurück.
  • Die europäischen Banken machen bis jetzt Verkleinerungs-Übungen, und sie haben bis heute ein eher dünnes Kapitalpolster.
  • Die europäischen Regulierer tragen das Ihre dazu bei. Indem sie zum Beispiel festlegen, wie hoch die Boni im Verhältnis zu den Grundgehältern sein müssen, treiben sie die Fixkosten nach oben.

 

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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