Integrität und Ethik sind in der Finanzbranche in aller Munde. Doch das könnten nur Lippenbekenntnisse sein, wie eine aktuelle Umfrage unter Wallstreet-Profis andeutet.


Nicht nur in den meisten MBA-Studiengängen werden die Teilnehmer auf ethisches Verhalten getrimmt, sondern auch in der Finanzausbildung oder beim CFA-Abschluss steht das korrekte Verhalten weit oben auf der Agenda.

Bloss ist dies offenbar mehr Schein als Sein. Denn trotz zahlreichen Reformen seit Ausbruch der Finanzkrise glauben gemäss einer Umfrage nur 36 Prozent, dass sich die Wall Street zum Besseren verändert hat. Dies zeigt eine aktuelle Analyse der New Yorker Anwaltskanzlei Labaton Sucharow.

Die Kanzlei befragte im Juni 2013 rund 250 Finanzprofis: Händler, Portfolio Manager, Investment Banker, Hedge-Fund-Spezialisten, Finanzanalysten, Finanzberater.

Heimtückische «endemische Gierkultur»

Am Ende spricht Labaton Sucharow von einer «endemischen Gierkultur». Besonders pikant sind die Antworten der Befragten zum Insiderhandel. Aber auch zur Führungsetage: Denn offenbar werden die Probleme von ganz oben verursacht.

Hier die wichtigsten Erkentnisse der Umfrage:

  • Mit 52 Prozent glaubt mehr als die Hälfte, es sei wahrscheinlich, dass ihre Konkurrenten in der Finanzbranche illegale oder unethische Tätigkeit ausüben, um im Markt erfolgreicher zu sein.
  • 24 Prozent glauben, dass es auch in ihrem Unternehmen wahrscheinlich sei, dass Mitarbeiter durch ein Fehlverhalten weitergekommen sind.
  • 23 Prozent der Befragten kennen aus eigener Erfahrung eindeutige Fälle von Fehlverhalten am Arbeitsplatz.
  • Knapp ein Drittel glaubt, Finanzdienstleistungsprofis müssten sich in unethischen oder illegalen Tätigkeiten engagieren, um überhaupt erfolgreich zu sein.
  • Mehr als ein Viertel glaubt, dass «die Vergütungspläne oder Bonus-Strukturen in ihrem Unternehmen … Anreize (schaffen), um ethische Standards zu verletzen oder sogar gegen das Gesetz zu verstossen.»
  • Rund ein Viertel der Befragten würden sich «in einem Insiderhandel engagieren, wenn sie damit 10 Millionen Dollar erzielen». Vor allem die jüngere Generation, die weniger als 10 Jahre Branchenerfahrung aufweist, sticht hervor. Dort würden sogar 38 Prozent das Gesetz brechen.
  • 28 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Finanzdienstleistungsbranche nicht die Interessen der Kunden an erster Stelle stellt.
  • Viele der befragen Finanzprofis glauben zudem, dass ihre Führungsriege die Unternehmensgewinne über ethische Standards stellt. Wahrscheinlich, so glauben 17 Prozent der Befragten, würden ihre Chefs sogar wegschauen, wenn sie wüssten, dass einer ihrer Top-Performer in einen Insiderhandel verstrickt ist. Ebenso zweifeln 15 Prozent daran, dass sich ihre Chefs bei Kenntnis eines Insiderfalles an die Behörden wenden würden.
  • Knapp 90 Prozent der Befragten sagten wiederum, sie würden ein Fehlverhalten der Whistleblower-Meldestelle der Überwachungsbehörde SEC verraten.
  • Allerdings wussten 40 Prozent noch nichts über das SEC-Whistleblower-Programm.





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