Rothschild-Bank-Chef Veit de Maddalena erklärt im Interview mit finews.ch, wie das Unternehmen dem veränderten regulatorischen Umfeld gerecht wird – und wo Veränderungen anstehen.

Herr de Maddalena, die Rothschild Bank erlitt im abgelaufenen Geschäftsjahr (2012/13) einen deutlichen Gewinnrückgang. Was sind die Gründe dafür?

Von April bis im Sommer 2012 erlebten wir eine schwierige Situation, da viele Kunden kaum aktiv waren. Sie hielten stattdessen sehr hohe Cash-Bestände. Gleichzeitig sind bis heute die Zinsen tief. Beides führte dazu, dass wir weniger verdienten.

Hinzu gesellten sich beträchtliche Investitionen in unsere Betriebsplattform. Erst als der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, im Sommer vor einem Jahr erklärte, alles zu tun, um den Euro zu retten, entspannte sich auch für uns die Lage. Das 2. Halbjahr war dann wesentlich besser.

Im Schweizer Geschäft planen Sie zusätzliche Investitionen. Was heisst das konkret?

Wir haben unlängst bereits das Engagement der Private Banker Martin Troxler und Markus Gähwiler bekanntgegeben. Damit wollen wir unser Onshore-Geschäft in der Schweiz weiter ausbauen. Der Zuzug zusätzlicher Kundenberater ist geplant.


«Von null auf drei Milliarden Franken»


Wir sind mit der Entwicklung in der Schweiz überaus zufrieden, haben wir doch innert der letzten fünf Jahre unser Kundengelder hierzulande von praktisch null auf rund drei Milliarden Franken erhöht.

Unter dem Strich haben Sie im vergangenen Geschäftsjahr aber mehr als 30 Stellen gestrichen.

Das ist richtig. Davon betroffen waren vor allem rückwärtige Bereiche nach dem Abschluss der Einführung der neuen Betriebplattform sowie unser Trust-Geschäft auf Guernsey, das wir restrukturiert haben.


«Der Abfluss war im internationalen Geschäft»


In unseren Onshore-Zielmärkten haben wir tendenziell eher ausgebaut. In Deutschland beispielsweise, wo erfreuliche Neugeldzuflüsse verzeichnen,  erhöhten wir unseren Personalbestand von 12 auf 18 Personen. Aktuell beschäftigt die Rothschild Bank Schweiz rund 420 Personen, davon rund 330 in der Schweiz.

Den insgesamt gestiegenen Kundenvermögen von +8,3 Prozent auf 14,4 Milliarden Franken steht ein Abfluss an Neugeldern von knapp 260 Millionen Franken. Worauf ist das zurückzuführen?

In unseren Onshore-Aktivitäten konnten wir erfreulich viele Neukunden gewinnen.  Der erwähnte Abfluss fand ausschliesslich im internationalen Geschäft statt. Wir haben uns dort aus verschiedenen Märkten zurückgezogen, was unserer Strategie, unsere Aktivitäten stärker zu fokussieren, entspricht.


«Die Onshore-Märkte bauen wir personell aus»


Hinzu kamen die Steueramnestie in Spanien, sowie das Abgeltungssteuerabkommen mit Grossbritannien, die ebenfalls einen negativen Einfluss auf die verwalteten Vermögen hatten. Ausserdem war, wie gesagt, die Kundenaktivität im 1. Halbjahr sehr gering. Auf der anderen Seite hat sich unsere Anlageperformance positiv auf die verwalteten Vermögen ausgewirkt und die Abflüsse mehr als kompensiert.

Das Marktumfeld bleibt schwierig. Wie begegnen Sie als kleinere Schweizer Privatbank dieser Situation?

Wir haben viel in unsere Betriebsplattform investiert, die wir nun voll nutzen. Das Onshore-Geschäft in unseren Zielmärkten Grossbritannien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz werden wir personell weiter ausbauen.


«Die Kunden werden klagefreudiger»


Zudem investieren wir weiterhin viel in unsere Beratungskompetenz, insbesondere im Bereich der strategischen und internationalen Vermögensstrukturierung sowie bei der Entwicklung von , Investmentlösungen, die im fortdauernden Nullzins-Umfeld Rendite abwerfen.

Wie Ihrem Geschäftsbericht auch zu entnehmen ist, gehen Sie von künftig höheren Prozessrisiken aus. Warum?

Das regulatorische Umfeld hat sich enorm verändert, denken Sie allein schon an den Bundesgerichtsentscheid betreffend der Retrozessionen. Aber auch generell gibt es heute unzählige legislative Bestrebungen, wie Fatca oder das neue Finanzdienstleistungsgesetz, die den Kunden vielfältige Möglichkeiten geben, gegen Banken vor Gericht zu ziehen.

In einer zunehmend transparenteren und auf das Onshore-Geschäft ausgerichteten Welt werden die Kunden zwangsläufig klagefreudiger.

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