Olivier Jaquet war der letzte reguläre CEO von Clariden Leu, bevor die Bank in die Credit Suisse integriert wurde. Jetzt meldet er sich zurück. Die Überraschung ist perfekt.

Ausgerechnet am Schweizer Nationalfeiertag wird Olivier Jaquet (Bild) neuer CEO der liechtensteinischen Centrum Bank, wie das Unternehmen am Mittwoch intern bekanntgab. 

Er folgt damit auf Thomas Lips, der die Position seit 19. August 2011 wahrgenommen hatte. Wie bereits damals kommuniziert, bestand eine der Hauptaufgaben von Thomas Lips darin, gemeinsam mit dem Verwaltungsrat einen geeigneten Nachfolger für die operative Führung der Centrum Bank zu suchen.

Ausgewiesener Bankfachmann

Mit der Verpflichtung von Olivier Jaquet sei dieser Prozess erfolgreich abgeschlossen worden, teilte die Bank ihrem Personal weiter mit. Lips steht auf Wunsch des Verwaltungsrates der Bank noch bis zu seiner Pensionierung Ende 2013 als Berater zur Verfügung.

Der 1969 geborene Jaquet ist gemäss Firmenangaben ein ausgewiesener Bankfachmann mit langer Erfahrung in strategischen Belangen und profunden Kenntnissen des regulatorischen und steuerlichen Umfelds.

Eine gewisse Affinität

Wie erinnerlich war er zuletzt operativ tätig als CEO von Clariden Leu, bevor diese 2012 in die Muttergesellschaft Credit Suisse integriert wurde. Ab 1994 hatte der ehemalige Vizeweltmeister im Degenfechten verschiedene Führungsaufgaben beim Schweizerischen Bankverein, später UBS, und bei der Credit Suisse inne.

Zum Fürstentum Liechtenstein hat Jaquet durchaus eine Affinität, war er doch von 2002 bis 2011 unter anderem CEO der Credit Suisse Life & Pensions in Vaduz und damit Gewährsträger gegenüber den liechtensteinischen Aufsichtsbehörden. Von 2006 bis zu seinem Engagement bei der Clariden Leu war er zudem CEO der im Bereich Nachlassplanung tätigen Credit Suisse Trust.

Falsche Tatsachen

Jaquet geriet im Oktober 2011 fälschlicherweise unter Verdacht, als früherer CS-Trust-Chef einen Scheinwohnsitz in Liechtenstein zu haben, wo ihm zudem die Steuern von der Credit Suisse bezahlt wurden.

Tatsache ist (selbst wenn dies weitaus weniger spektakulär ist als das, was Lukas Hässig, Betreiber des Finanz-Blogs «Inside Paradeplatz», insinuieren wollte), dass Jaquet auf Grund seiner Funktion aus regulatorischen Gründen eine Wohnsitzpflicht in Liechtenstein haben musste, was in der Zeit zwischen 2002 und 2007 zu jedem Zeitpunkt mit den entsprechenden Steuerämtern in der Schweiz und Liechtenstein korrekt abgesprochen war.

Nützlich für die Credit Suisse

Jaquet wurde entsprechend besteuert. Aus dieser Zeit existieren auch keinerlei Nachforderungen. Ab 2008 zahlte Jaquet seine Steuern wieder vollumfänglich in der Schweiz. Dass der Banker im Herbst 2011 – als CEO von Clariden Leu – in einigen Medien unter Druck geriet, konnte – rückblickend gesehen – der Credit Suisse nur recht sein, hatte sie doch dann bereits beschlossen, die Clariden Leu in das Mutterhaus zu integrieren, und als Konsequenz dieses Entscheids war Jaquet einfach überzählig.    

Gerade die Tatsache, dass Jaquet nun einen neuen Job im Fürstentum Liechtenstein gefunden hat, unterstreicht letztlich die Tatsache, dass er sich stets steuerkonform verhalten hat. Etwas anderes hätte die liechtensteinische Finanzmarktaufsicht sicherlich nicht toleriert.

Unabhängige Privatbank

Jaquets neuer Arbeitgeber, die 1993 gegründete Centrum Bank, konzentriert sich als unabhängige liechtensteinische Privatbank auf Vermögensverwaltung, Anlageberatung sowie auf die ganzheitliche Beratung in Finanzfragen für nationale und internationale Kunden.

Die viertgrösste Liechtensteiner Bank befindet sich im Alleineigentum der Marxer Stiftung für Bankwerte. Mit der Centrum Bank (Schweiz), einer vollständigen Tochtergesellschaft, ist die Bank seit 2009 auch in Zürich vertreten. Zur Centrum-Bank-Gruppe gehört auch die Belvédère Asset Management in Zürich.

Zugang zum europäischen Markt

Die Kundengelder der Centrum-Bank-Gruppe belaufen sich aktuell auf knapp 9 Milliarden Franken.

«Vor dem Hintergrund ihrer soliden Kundenbasis, ihrer starken Kapitalisierung und des vorhandenen Zugangs zum europäischen Markt ist die Centrum Bank hervorragend positioniert, um in ihren Kernmärkten zu wachsen», sagte Jaquet am Mittwoch.

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