Wie heikel es ist, Gelder nach Mail-Anweisungen zu überweisen, spürt derzeit die Saanen Bank: Das Regionalinstitut hat deswegen eine Gräfin am Hals. Respektive einen Prozess in England.

Als Victoria Countess of Normanton gehörte sie einst zur High Society von Grossbritannien, inzwischen ist die Lady geschieden, trägt den bürgerlichen Namen Chadwick, aber sie besitzt offenbar immer noch ein stattliches Vermögen und eine Zweitresidenz in Gstaad.

Also führte sie auch ein Konto bei der Saanen Bank, einem Regionalinstitut mit einer Bilanzsumme von 1,1 Milliarden Franken.

Von dort nun wurden im vergangenen November und Dezember in sechs Tranchen 132'000 Franken auf andere Konti in Australien, den USA und England überwiesen.

Und dort verschwand das Geld. Dies berichtet die «Huffington Post UK», welcher die Bankkundin ihre Sicht der Dinge präsentierte. Lady Victoria reichte nun in Grossbritannien Klage ein. Die Saanen Bank wollte den Fall mit Verweis aufs Bankgeheimnis nicht kommentieren.

Stress wegen Abgeltungssteuer

Das Problem – immer laut Darstellung der Klägerin: Ihr Mailkonto war gehackt worden. Unbekannte gaben dann ihrem Kundenberater in Gstaad elektronisch die Anweisung zum Geldtransfer. Dies war offenbar ein Verfahren, welches Victoria Chadwick selber seit 2004 anwandte. Nur: Die sonst übliche telefonische Rückfrage der Bank soll just in jenen Fällen, wo die Gauner am Werk waren, ausgeblieben sein. 

Bemerkenswert ist nun die Erklärung, welche der Berater dafpr bot: Die Bank sei in jener Phase unter enormen Druck gestanden, weil sie wegen der nahenden Steuer-Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Grossbritannien eine gewaltige Menge an Transfers über die Bühne bringen musste.

Tatsächlich verlangten der November und Dezember 2012 enorme Zusatzanstrengungen von den Banken, weil da die Umstellung auf die Abgeltungssteuer mit Grossbritannien und Österreich (sowie womöglich sogar Deutschland) bewerkstelligt werden musste.

«...dass jeder sein Konto in der Schweiz auflösen sollte»

Die Bank stellt sich offenbar nun auf den Standpunkt, dass sie laut einem 2009 unterschriebenen Vertrag jede Verantwortung im Zusammenhang mit elektronisch übermittelten Aufträgen ablehnt.

Auf der anderen Seite zeigt sich Victoria Chadwick sehr enttäuscht von der helvetischen Bankbranche: «Ich habe stark den Eindruck», sagte sie zur «Huffington Post», «dass jeder mit einem Konto in der Schweiz dies auflösen sollte. Es sei denn, er wolle wie ich alles Geld verlieren und Monate und tausende Pfund mit Anwälten vergeuden.» 

Der Streit mit der UBS

Dazu muss man wissen, dass sich dieselbe Frau, damals noch als Countess of Normanton, bereits einmal in grossem Stil mit einer Schweizer Bank angelegt hatte. Und zwar mit der UBS.

Denn nachdem das Vermögen, das sie im Rahmen eines Vermögensverwaltungs-Mandats von UBS Wealth Management UK betreuen liess, von rund 1 Million auf rund 400'000 Pfund geschmolzen war, zog sie die Grossbank vor den High Court in London; das war notabene im März 2007, also noch vor Ausbruch der Finanzkrise.

Die Lady warf der Bank falsche Beratung und Pflichtverletzung vor. Der Streit endete in einem Vergleich.

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