Der einstige Credit-Suisse-Top-Banker und Winterthur-Chef Leonhard Fischer ist mit beträchtlichen Problemen konfrontiert, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Der 50-jährige Leonhard «Lenny» Fischer ist seit 2007 CEO und Mitglied des Verwaltungsrats der in Brüssel domizilierten Finanzgesellschaft RHJ International (RHJI), die ein breites Portefeuille an Beteiligungen hält.

Unter anderem ist das Unternehmen mit 80 Prozent am Schweizer Vermögensverwalter Arecon, der vorwiegend in der Vermögensverwaltung für institutionelle Anleger tätig ist.

Bis Ende 2013 ist Schluss

Arecon wurde 2007 von ehemaligen Finanzspezialisten der Winterthur-Versicherung gegründet, darunter Christoph Bianchet und Hans F. Lauber, der heute bei Julius Bär tätig ist. Leonhard Fischer war früher CEO der Winterthur und amtet heute auch als Präsident des Verwaltungsrats von Arecon; zudem sitzt er etwa auch im Aufsichtsgremium von Julius Bär.

Der Asset Manager Arecon konnte sich mit seiner Investment-Expertise, insbesondere im Bereich von Absolute-Return-Lösungen, rasch einen Namen in der Branche machen und überstand so auch die Finanzkrise unbeschadet. Dennoch wird Arecon seinen Betrieb bis Ende Jahr für immer einstellen, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Unter der nötigen Grösse

Bei Arecon verweist man auf RHJI, wo Sprecher Duncan Heath auf Anfrage von finews.ch das Ende des Asset Managers bestätigt: «Trotz guter Performance, innovativer Entwicklungen und dem permanenten Support des Hauptaktionärs hat es Arecon nicht geschafft, die nötige Marktdurchdringung und die nötige Grösse im Schweizer Markt zu erreichen.»

In ihren besten Zeiten verwaltete die Firma Arecon 2 Milliarden Franken. Damit habe man aber nicht die von institutionellen Investoren erwünschte kritische Grösse erzielt, so Heath weiter. Das ist insofern tragisch, weil Arecon diverse, attraktive Absolute-Return-Produkte auf den Markt brachte.

Mitarbeiter im Erklärungsnotstand

Wie aus Branchenkreisen zu vernehmen ist, sei RHJI jedoch nicht bereit gewesen, sich daran zu beteiligen oder so genanntes «seed money» zur Verfügung zu stellen. Unter diesen Prämissen gerieten die Arecon-Leute bei ihren Kundengesprächen in einen Erklärungsnotstand, was es ihnen wiederum verunmöglichte, die erforderliche kritische Grösse zu erreichen.

Diesen Aussagen widerspricht man bei RHJI und erklärt, dass man 5,8 Millionen Euro in Arecon investiert habe, davon sei ein Teil auch in die Fonds geflossen; ausserdem habe man der Firma ein separates Darlehen von 300'000 Euro gewährt.

Falscher Eindruck

Wie RHJI gegenüber finews.ch weiter erklärte, sei es eine strategische Entscheidung des Managements von Arecon gewesen, den weiteren Vertrieb auf Grund einer eigenen Einschätzung einzustellen. RHJI als Hauptaktionärin habe diese Entscheidung des Managements akzeptiert.

«RHJI wäre auch bereit gewesen, eine Fortsetzung des Geschäfts mitzutragen und mögliche sinnvolle Wachstumsstrategien ideell und finanziell zu unterstützen», sagte Duncan Heath gegenüber finews.ch weiter. Der Eindruck, dass RHJI nicht bereit war, weiteres Wachstum zu finanzieren, sei daher falsch.

«Türöffner» erfüllte Erwartungen nicht

Offenbar wurde aber auch Leonhard Fischer der ursprünglich angedachten Funktion als «Türöffner» nicht gerecht, wie von Personen weiter zu erfahren ist, die mit der Sache vertraut sind. Die Erwartungen, die man bei Arecon in ihn setzte, habe er nie erfüllt. Zudem war er offenbar auch nicht willens, sich persönlich in den Arecon-Produkten zu engagieren, wie weiter zu vernehmen ist.

Das erstaunt umso mehr, als dass die Arecon-Leute ein sehr hohes Ansehen in der Branche geniessen, allen voran Christoph Bianchet; der ab November 2013 eine neue Stelle bei der SUVA antritt, allerdings nicht mehr als Unternehmer, sondern als Angestellter. Die übrigen, verbliebenen sechs Mitarbeiter haben noch keine neue Stelle.

Grosse Enttäuschung

Gross dürfte die Enttäuschung auch bei Sandro Merino sein. Der in Finanzkreisen hoch geschätzte Banker, wechselte erst Anfang 2013 von der UBS zu Arecon. Für die Schweizer Grossbank war er insgesamt 13 Jahre tätig, von 2006 bis Ende 2012 als Leiter des UBS Wealth Management Research Europe.

Bei Arecon verantwortete er das Portfolio Management der Fixed-Income-Produkte und gestaltete als stellvertretender Chief Investment Officer (CIO) zusammen mit Bianchet die Anlagestrategie.

Mehrere Baustellen

Das Scheitern von Arecon ist indessen nicht der einzige Problemfall bei RHJ International. Wie verschiedene deutsche Medien vergangene Woche berichteten, droht auch der Verkauf der Deutsche-Bank-Tochter BHF an ein Konsortium um RHJI an einer Abgabefrist zu scheitern.

Dem am Konsortium beteiligten US-Vermögensverwalter Blackrock ist laut Berichten der Nachrichtenagentur «Reuters» ein Ultimatum bis Ende des Monats gestellt worden, um der deutschen Finanzaufsicht BaFin die benötigten fehlenden Informationen zu liefern.

Revolte abgewendet

Schafft es Blackrock nicht, die geforderten Unterlagen zu liefern, droht der Übernahme das Aus. Auf der Hauptversammlung von RHJI im Juni hatte Leonhard Fischer bereits eine Revolte von Hedge Funds abgewendet, die den Kauf der BHF-Bank für zu riskant gehalten hatten.

Harzig gestaltet sich auch die Entwicklung bei der Londoner Privatbank Kleinwort Benson, die ebenfalls im Beteiligungs-Portefeuille von RHJI figuriert. Bereits vor einem halben Jahr hatte die internationale Rating-Agentur Moody's moniert, das verwaltete Vermögen des Instituts sei seit der Übernahme durch RHJI im Jahr 2010 kaum gestiegen.

Bestreben nach kritischer Grösse

Kleinwort Benson verwaltet gemäss eigenen Angaben mit rund 60 Mitarbeitern 6,2 Milliarden Euro – gemäss Experten zu wenig, um damit die kritische Grösse zu haben. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch das Bestreben von RHJI, die BHF-Bank zu übernehmen und sie später mit Kleinwort Benson zusammenzuführen.

Ebenfalls beteiligt, und zwar mit knapp 28 Prozent, ist RHJI an der Berliner Quirin Bank, die ihre Dienstleistungen ausschliesslich auf Honorarbasis verrechnet. Das Unternehmen konnte zwar im vergangenen Jahr seinen Verlust markant reduzieren, operiert aber weiterhin in der Verlustzone; im mehrjährigen Vergleich sind die an der Stuttgarter Börse kotierten Aktien der Quirin Bank noch weit unter den früheren Höchstkursen.

Mehr Informationen am Donnerstag

Alles in allem ist der sonst so erfolgsverwöhnte RHJI-CEO Fischer mit einer ganzen Reihe von Problemen konfrontiert, die sich nun auf dem Schweizer Finanzplatz am Fall von Arecon in fataler Weise manifestieren. Im Rahmen der kontinuierlichen Berichterstattung wird das Unternehmen am kommenden Donnerstag ausführlich über seinen Geschäftsgang informieren.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.96%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.38%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.69%
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