Dass Schweizer Konten auch im Verhältnis zu Schwellenländern brisant werden könnten, lässt ein Gerichtsfall in London ahnen. Die Maxime «Know your customer» erhält dabei eine besondere Note.

James Ibori, der Ex-Regierungschef des nigerianischen Bundesstaates Delta, wurde im Februar 2012 in Grossbritannien zu 13 Jahren Haft verurteilt. Dem 55-Jährigen, der zwischen 1999 und 2007 mehrere politische Ämter ausübte, konnten in mindestens zehn Fällen Betrug und Geldwäscherei nachgewiesen werden.

Die gesamte Deliktsumme betrug insgesamt 79,5 Millionen Dollar. Doch dies ist laut britischen Staatsanwälten nur die Spitze des Eisberges, wie aus Berichten der Nachrichtenagentur «Today's Nigeria», des Fernsehsenders Channel TV oder von Zeitungen wie «Daily Post» oder der «Nigerian Tribune» hervorgeht. 

Iboris Vermögen sei wahrscheinlich viel grösser gewesen: Wie sonst konnte der Mann nach Beschlagnahmung seiner Reichtümer den verschwenderischen Lebensstil fortsetzen, Reisen unternehmen und die teuren Gebühren für das englisches Internat seiner drei Kinder bezahlen? – Dies fragen die Ankläger dieser Tage in London vor Gericht.

Undurchschaubares Netz von Briefkastenfirmen

Ziel der dreiwöchigen Aufarbeitung respektive Anhörung: Die Ermittler wollen bislang unentdeckte Vermögenswerte aufspüren und weitere Details über das Labyrinth von Briefkastenfirmen und Offshore-Bankkonten erfahren.

Als mögliche Quelle von versteckten Geldern orten die Staatsanwälte die Ölfirma Oando. Das nigerianische Unternehmen soll Ibori in insgesamt drei Tranchen rund 1,2 Millionen Dollar auf ein Schweizer Bankkonto überwiesen haben. Dieser Betrag sei dann auf andere Konten geschleust worden, und er könnte als Anteil für einen 20 Millionen Dollar teuren Privatjet gedient haben.

Soweit die Vorwürfe. Die Ölfirma Oando will davon nichts wissen und wehrt sich. James Ibori habe nur einen unbedeutenden Anteil an der Firma gehalten, hiess es kürzlich in einem Communiqué. Die Interessen von Oando vertritt Cherie Blair, die Frau des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair. Ihr wurde laut Medienberichten bereits 200'000 Pfund bezahlt. 

Interne Notizen als Beweismittel 

Offen verhandelt wird dabei auch über eine Schweizer Bank respektive über deren Arbeit. Staatsanwältin Sasha Wass legte vor dem Southwark Crown Court auch interne Dokumente der Privatbank PKB Bank vor, wo Ibori 2004 ein Konto eröffnete. Aus den Notizen der Bank mit Sitz in Lugano geht hervor, wie einfach Ibori dem Schweizer Finanzinstitut offenbar einen Bären aufbinden konnte.

Unter dem Namen «Stanhope Investments» richtete die PKB Bank eine Bankbeziehung ein. Ibori gab sich dabei als Eigentümer einer Versicherung, als Mitinhaber einer nigerianischen Bank und eben als Grossaktionär des Öl- und Energieunternehmens Oando aus.

Banker verglichen ihn mit Kennedy-Familie

Die auf die Vermögensverwaltung spezialisierte Schweizer Privatbank mit Niederlassungen in Genf, Zürich und Bellinzona kaufte ihm alles ab. In internen Notizen bezeichnete die Tessiner PKB Bank den nigerianischen Politiker als «extrem reichen Mann».

In einem weiteren Auszug verglich die Bank Ibori sogar mit einem Nachkommen der einflussreichen Kennedy-Dynastie. Offenbar hatte er Bankberatern auch gesagt, er sei Nachkomme einer bedeutenden nigerianische Familie, die seit Jahrzehnten in der Ölindustrie mitmische.

 

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