Ein ehemaliger Personalchef von ABN Amro packt in einem Interview aus und gewährt Einsichten in die Kultur des Bankgeschäftes. Ein Befund: Da wird gar nicht nach Leistung entlöhnt.

Was ist das grösste Problem im Banking? Für Kilian Wawoe, Ex-Personalleiter der Private-Banking-Sparte für West-und Südeuropa bei der niederländischen ABN Amro, ist es die Messung von Performance.

Im Gegensatz zum Tennissport, wo Profis mit gleichen Bedingungen auf Augenhöhe mit ihren Gegnern spielen, kann die Leistung in einer Bank nicht gemessen werden: Dies befand Wawoe auf dem Banking-Blog des «The Guardian».

Golfen ist wichtiger als Performance

«Ich sage nicht, CEOs oder Banker sind ratlose Spieler in einem Casino.» Finance sei einfach zu komplex. Zu viele unbekannte und unkontrollierbare Faktoren stünden einer adäquaten Messung der jährlichen Leistung im Weg, so der Personalprofi, der heute als Dozent für Personalwesen an der Freien Universität Amsterdam und als HR-Berater für Banken tätig ist.

Deshalb sei es auch weit verbreitet, dass etwa Etiketten bei Networking-Events oder Golfen für den beruflichen Aufstieg eine grosse Rolle spielen.

In den Banken gibt es keine Meritokratie

Viele Investmentbanker glaubten aber, sie würden in einer leistungsorientierten Umgebung arbeiten. Man könne zwar oft eine Zahl an ihre Aktivitäten anfügen, aber die Leistung in einer Bank könne niemals ausreichend gemessen werden. Nur sei kein Banker in der Lage, dies zuzugeben, so der Autor eines Buches über die Entlöhnung im Banking («Bonus»).

Wawoe lieferte auch gleich eine Begründung dazu: «Diese Performance-Zahlen speisen das System der variablen Vergütung oder Boni, und damit erzielen die Banker ihre Punkte.»

Gier nach Status?

Viele Leute ausserhalb der Branche fragten sich, ob die Banker denn nie genug hätten. Aber darum gehe es gar nicht. Vielmehr laufe in den Finanzhäusern ein sehr süchtig machendes Status-Spiel. Ein Beispiel aus der eigenen Erfahrung des Ex-Personalchefs: Als er einmal einem Mitarbeiter 2 Millionen Euro Bonus gewähren konnte, lautete dessen erste Frage: «Wie viel hat mein Kollege gekriegt?»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.61%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.2%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.53%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.42%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.24%
pixel