Auf die Credit Suisse könnten enorme Zahlungen zukommen. Unklar bleibt dabei die Rolle von Konzernchef Brady Dougan.

Für manche Beobachter ist schon jetzt klar: Sobald eine Einigung im Steuerstreit mit den USA vorliegt, wird Credit-Suisse-Konzernchef Brady Dougan, der seit Mai 2007 im Amt ist, zurücktreten. Zu lange ist er nun schon dabei, als dass er noch wesentliche Impulse zur weiteren, erfolgreichen Entwicklung der Bank leisten könnte, wie die Kritiker bemängeln.

Im Gegensatz zur UBS macht die Credit Suisse (CS) im Moment tatsächlich weniger mit «good news» von sich reden. Neben den diversen Baustellen, von denen finews.ch auch schon verschiedentlich berichtet hat, drohen in den USA neuerdings gleich mehrere Bussen- respektive Vergleichszahlungen in Milliardenhöhe, was sich auf das Ergebnis der Bank beträchtlich auswirken dürfte.

Enormes Bedrohungspotenzial

Zum einen ist es die Zahlung von schätzungsweise 1 Milliarde Franken aus dem Steuerstreit mit den USA. Dafür existieren zwar Rückstellungen. Doch es ist unklar, wie hoch diese sind, da die Bank nur eine Summe für sämtliche Rechtsfälle von insgesamt 1,2 Milliarden Franken bislang zurückgestellt hat, wie die «Finanz und Wirtschaft» (Artikel online kostenpflichtig) an diesem Wochenende berichtete.

Hinzu kommt eine weitere Zahlung im Zusammenhang mit hypothekenbesicherten Wertpapieren, so genannten Residential Mortgage Backed Securities (RMBS). Diese Forderung beruht auf Klagen der amerikanischen Federal Housing Finance Agency (FHFA), die im September 2011 gegen insgesamt 18 Banken eingereicht worden waren. Darin wird den Finanzinstituten vorgeworfen, zwischen 2005 und 2007 bei der Verbriefung von RMBS geltende US-Vorschriften nicht eingehalten zu haben.

Noch höher?

Der Fall ist in mehrfacher Hinsicht delikat. So haben sich manche Institute, zu denen die CS nicht gehört, bereits mit den Behörden geeinigt, und eine Zahlung geleistet. Dazu gehört etwa die UBS, die 885 Millionen Dollar dafür frei setzte. Gemessen an den noch ausstehenden RMBS bei der Credit Suisse konnte sich die Zahlung der CS auf mindestens 1 Milliarden Dollar belaufen.

Sie könnte jedoch noch höher ausfallen, wie jüngste Entwicklungen zeigen. So verhandelt beispielsweise die amerikanische Bank J.P. Morgan ebenfalls über eine Vergleichszahlung an die FHFA. War ursprünglich von einem Betrag von 6 Milliarden Dollar die Rede, wurde vergangene Woche publik, dass das Institut für einen Vergleich gar 11 Milliarden Dollar zu zahlen bereit wäre. Aus Sicht mancher Fachleute sind das keine guten Aussichten für die CS.

Ausgerechnet RMBS

Noch komplexer wird die Angelegenheit vor dem Hintergrund, dass Konzernchef Dougan ausgerechnet das Geschäft mit den RMBS neuerdings wieder forcieren will, wie er unlängst in einem Interview mit der «Financial Times» (Artikel online kostenpflichtig) erklärte. Es fragt sich allerdings, ob die Aktionäre bereit sein werden, derlei Geschäfte weiter zu unterstützen, wenn gleichzeitig eine Milliardenbusse für frühere «Unfälle» in diesem Bereich fällig wird.

So könnte Dougan in Erklärungsnot geraten. Das wiederum wäre zum aktuellen Zeitpunkt alles andere als günstig, denn der Credit Suisse fehlen jene wichtigen Impulse, die aus den CS-Dividendenpapieren einen attraktiven «Investment-Case» machen. Ob der hochbezahlte Brady Dougan nach sechseinhalb Jahren im Amt noch immer der geeignetste CEO für die Credit Suisse ist, dürfte in den nächsten paar Monaten eine der ganz grossen Fragen in der Schweizer Bankbranche werden.

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