Madonna, der Stiefel ist vergiftet! Pleiten, Pech und Pannen – Symbol für Italien, aber auch für andere Länder Europas. So ärgert sich Finanzprofessor Maurice Pedergnana.

Maurice Pedergnana ist Professor an der Hochschule Luzern – Wirtschaft; Chefökonom der Zugerberg Finanz sowie Geschäftsführer der SECA Swiss Private Equity and Corporate Finance Association.

Für mich ist Jörg Asmussen einer der Lichtblicke am europäischen Horizont. Er steht für eine europäische Bankenaufsicht, die in der Härte des Vorgehens nicht unterschätzt werden darf.

Rücksicht auf Kollegen-Kumpanei

Mit über 1'000 Mitarbeitern wird eine Aufsicht aufgebaut, die 130 Banken und Bankengruppen nach einem einheitlichen Modell unter die direkte Aufsicht nehmen wird. Es soll vorbei sein mit der unzuverlässigen nationalen Aufsicht, die viel zu stark auf nationale Besonderheiten und Kollegen-Kumpanei Rücksicht genommen und damit die Bankrisiken systematisch falsch eingeschätzt haben.

Die italienischen Banken und Sparkassen legen ihre Eigenmittel in Staatsanleihen an. Geschätzte 400 Milliarden Euro sind das mittlerweile, die in den letzten zwei Jahren rapide an Wert verloren haben. Die anhaltende Rezession führt zu wachsenden Problemkrediten; niedrige Margen kommen dazu. Das ganze Bankensystem ist marode, und wird durch die italienischen Behörden unverhältnismässig mild beaufsichtigt.

Bankschliessungen angesagt

Dabei wären massive Kapitalerhöhungen oder Bankschliessungen angesagt. Im Juli 2013 machten die Problemkredite in Italien mit 140 Milliarden Euro schon 7 Prozent der Ausleihungen aus – oder 80 Prozent des Eigenkapitals aller italienischen Banken: Madonna!

Viele italienische Banken sitzen mittlerweile auf einem Berg von Fabrikgebäuden und anderen Immobilien, die mittlerweile bis zu 50 Prozent an Wert eingebüsst haben, aber die entsprechenden Wertberichtigungen sind noch nicht vorgenommen.

Täglich schlimmer

Deshalb kann selbst ein wettbewerbsfähiges italienisches Wirtschaftsunternehmen keinen neuen und/oder erhöhten Kredit mehr bekommen; den Banken fehlen im Retail- und Corporate Banking das Geld, die Risikofähigkeit und die Eigenmittel. Und die Situation wird jeden Tag schlimmer, denn die Wirtschaftsleistung ist in den letzten sechs Jahren um 9 Prozent gesunken, und das Potenzialwachstum verfügt über kein positives Vorzeichen.

Und erfolgreiche Unternehmen wandern ab, so hat sich Fiat Industries (rund 20 Milliarden Euro Jahresumsatz, Nr. 2 weltweit im Landwirtschaftsmaschinen-Bereich) soeben umbenannt, versucht die italienische Vergangenheit zu vergessen und hat den Hauptsitz nach Amsterdam in die Niederlanden verlegt – auch Fiat macht sich analoge Überlegungen.

Frankreich ist ganz übel

Der Stiefel ist vergiftet, Pleiten, Pech und Pannen – Symbol für Italien, aber auch für andere europäische Länder.

Solche nationalen Probleme kennen wir fast in jedem Land, und die meisten haben eine Reformgeschwindigkeit, die sich nicht einmal mit dem Schneckentempo vergleichen lässt. Frankreich ist da ganz übel, Italien fast hoffnungslos, und Österreich? Naja, warten wir ab – wird wohl schlimmer denn je.

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