Marco Bizzozero, der Chef der Deutschen Bank in der Schweiz, über neue Effizienzen, Outsourcing und die Versäumnisse der Branche in der Vergangenheit.

Die Deutsche Bank in der Schweiz hat durch die Bündelung aller Aktivitäten für vermögende private und institutionelle Kunden in die neue Einheit «Deutsche Asset und Wealth Management (DAWM) eine neue Organisationsform erhalten. Marco Bizzozero (Bild), Chef des Instituts hierzulande, ist überzeugt, dass das Geschäft nun effizienter organisiert ist, wie er unlängst in einem Interview mit dem Fachmagazin «Schweizer Bank», erklärte.

«Wie effizient das Geschäft organisiert ist, war (früher) weniger wichtig. Mit der Krise schmolzen die Volumen, die Investitionstätigkeit der Kunden ging zurück und gleichzeitig stiegen die Kosten wegen der regulatorischen Vorschriften. Darauf haben wir reagiert», sagt der Tessiner Bizzozero. Er ist seit April 2009 CEO der Deutschen Bank (Schweiz) und darüber hinaus Head Private Wealth Management für die Marktregion EMEA (Europe, Middle East, Africa). Bizzozero hat an der Hochschule St. Gallen studiert.

Outsourcing der Operations

Heute fokussiere die Deutsche Bank in der Schweiz auf wenige Märkte und bestimmte Kundensegmente. Zum anderen misst sie dem Thema Performance und Risikomanagement grosse Bedeutung zu. Mit der Steuertransparenz achte der Kunde viel genauer auf die Performance, sagt Bizzozero weiter. Und drittens habe die Industrialisierung der Dienstleistungen, unter anderem das Outsourcing der Operations im Backoffice und die Migration auf eine neue IT-Plattform, einen hohen Stellenwert.

Wie erinnerlich gab die Deutsche Bank (Schweiz) im vergangenen Juni bekannt, ihr in Genf stationiertes Operations-Back-Office für das Wealth Management an B-Source auszugliedern. Man wolle sich aufs Kerngeschäft konzentrieren, schrieb die Bank damals, und zwar «auf die Kundenberatung und Vermögensverwaltung.»

Veränderungen an der Beraterfront

Auch ginge es um Steigerung der Effizienz und die Verbesserung der operativen Leistungsfähigkeit. So erhielten damals rund 80 Backoffice-Angestellte der Deutschen Bank (Schweiz) einen neuen Arbeitsplatz – nämlich bei B-Source.

Zahlreiche personelle Veränderungen erlebte die Bank in jüngster Zeit auch an der Beraterfront, wo diverse Mitarbeiter zur Konkurrenz abwanderten, wie Bizzozero in dem Interview ebenfalls einräumt, wenn er sagt: «Einige Berater haben entschieden, sich neu zu orientieren. Sie werden teilweise ihre Kunden mitnehmen.»

Unter anderem verliessen seinerzeit auch diverse führende Mitarbeiter der Deutsche-Bank-Tochter Sal. Oppenheim das Unternehmen, wie finews.ch meldete.

Performance-Gebühr im Kommen

Sal. Oppenheim soll dem Vernehmen nach bis Ende 2013 in den Mutterkonzern integriert sein. Vor diesem Hintergrund will Bizzozero vor allem organisch wachsen, wie er weiter erklärt: «Wir schauen selbstverständlich, was auf dem Markt ist. Unser Fokus liegt aber auf dem organischen Wachstum. Letztlich ist es nicht nur eine Frage des Preises, sondern auch eine der Kundenstruktur und der Unternehmenskultur, die bei Akquisitionen zählt. Erst wenn die Qualität des Portfolios und die Kultur stimmen, wird es interessant.»

Im direkten Kundenkontakt stellt der Chef der Deutschen Bank in der Schweiz ebenfalls grundlegende Veränderungen fest. Er sagt: «Die Tendenz geht in Richtung Beratungsmandate und diskretionäre Mandate vermehrt auch mit einer Performance-Gebühr. Das Transaktionsgeschäft steht nicht mehr im Mittelpunkt, sondern vermehrt Mandate mit klarem Risikoprofil.»

Qualitäten besser verkaufen

Fokussieren will sich die Bank künftig auf jene Märkte, in denen andere Institute ebenfalls schon mit grossen Ambitionen präsent sind: «Zum einen auf die Emerging Markets, auf den Mittleren Osten, auf Osteuropa, Russland, Lateinamerika und Asien, zum anderen auf jene Onshore-Märkte, in denen der Konzern bereits mit anderen Einheiten präsent ist, insbesondere auf die Schweiz sowie auf Italien und Spanien. Und drittens fokussieren wir uns auf das UHNWI- und das HNWI-Segment», erklärt Bizzozero. Es fragt sich allerdings, wie sich die Deutsche Bank in diesen Geschäftsfeldern von der Konkurrenz abheben will.

Mit Blick auf den Schweizer Finanzplatz gibt sich Marco Bizzozero zuletzt auch etwas selbstkritisch, wenn er sagt: «Die Bankenbranche und alle Stakeholder müssen mehr zusammenstehen und die Interessen der Schweiz verteidigen. Wir müssen die Qualitäten der Schweiz und des Finanzplatzes besser verkaufen.»

Bürgerinnen und Bürger nicht unterschätzen

Häufig werde auch die Meinung der Bürgerinnen und Bürger unterschätzt. Die Branche habe es in der Vergangenheit versäumt, den Wert der Banken für die Realwirtschaft richtig zu kommunizieren. «Das müssen wir ändern», sagt der Tessiner Bizzozero.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.46%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.14%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.9%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.24%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.25%
pixel