Der deutsche Verlag Fuchsbriefe testet jedes Jahr 100 Finanzhäuser im deutschsprachigen Raum. Die Schweizer Institute hätten noch Aufholpotenzial, findet Ralf Vielhaber vom «Fuchs Report».

Ralf VielhaberDer alljährliche «Private-Banking-Gipfel» bildet den Rahmen zur Auszeichnung und Prämierung der beste Banken unter den etwa 100 getesteten Finanzinstituten im deutschsprachigen Raum sowie in Luxemburg. Im Vorfeld dieser Veranstaltung am 18. November 2013 in Berlin unterhielt sich finews.ch mit Ralf Vielhaber (Bild links).

Herr Vielhaber, wie hat sich die Bankenwelt aus Ihrer Sicht seit der Lancierung des Berliner Private-Banking-Gipfels vor zehn Jahren verändert?

Die ganzheitliche Beratung hat im gesamten deutschsprachigen einen Durchbruch erfahren, in der Schweiz zumindest bei den grossen Banken. Das Gesprächsprotokoll – nicht das gesetzlich vorgeschriebene, standardisierte Beratungsprotokoll – vor der Versendung eines Anlagevorschlags, hat sich auf breiter Front als wichtiges Werkzeug der Qualitätssicherung durchgesetzt.

Die Markowitz-Methode zur Portfolio-Diversifizierung ist zum Standard geworden. Die Organisation zwischen Berater und Kunde im Erstkontakt am Telefon hat sich enorm verbessert: Das Ersttelefonat dient vielfach bereits der Vorbereitung auf das Kundengespräch.


«Die Beratung in Teams hat sich etabliert»


Ausserdem: Die Internet-Präsenz hat sich stark verbessert. Die Beratung in Teams hat sich etabliert.

Wie ist die Idee für den Berliner Private-Banking-Gipfel entstanden?

Ursprünglich haben wir – Dr. Richter | IQF und ich als Vertreter des Verlags Fuchsbriefe – die Ergebnisse unserer Bankentests in einer Pressekonferenz vorgestellt. Die Idee, um nicht zu sagen, der Wunsch eines Branchentreffs im Rahmen der Ergebnisvorstellung kam aus der Branche selbst.

Was will der Berliner Private-Banking-Gipfel bezwecken?

Wir wollen die Verantwortlichen der anwesenden Anbieter darauf aufmerksam machen, was in der Branche «Best Practice» aus Kundensicht ist und dazu animieren, den Besten – auch ausserhalb des eigenen Landes – nachzueifern.


«Es gibt vier Prüfkriterien»


Zudem ist der Anlass natürlich auch eine länderübergreifende Plattform, um sich informell auszutauschen. Dazu dient das «Come Together» im Anschluss an den formellen Teil.

Nach welchen Kriterien werden die Banken geprüft, und wie läuft der Auswahlprozess ab?

Es gibt vier Prüfkriterien: 1. Das Erstberatungsgespräch (40 Prozent), 2. die schriftlich ausgearbeitete Vermögensstrategie zusammen mit dem konkreten Anlagevorschlag (35 Prozent), 3. die Qualität des vorgestellten Portfolios unter Rendite-Risikoaspekten (9 Prozent) sowie 4. die Transparenz (16 Prozent).


«Es gibt einen Live-Direktvergleich»


Dazu stellt die Redaktion nach Abschluss des Tests rund 50 Fragen an die einzelnen Häuser, bei denen Kennzahlen wie Kundenvermögen, regionale Kundenverteilung bis hin zur Produkt- und Gebührenpolitik gestellt werden.

Auch ist die Teilnahme am Fuchs Performanceprojekt von Dr. Richter | IQF und Verlag Fuchsbriefe, einem Live-Direktvergleich der Vermögensverwalter, darin ein wichtiges Kriterium.


«Wir vertiefen den Länderblick»


Beim Erstberatungsgespräch absolvieren die Tester einen Vor-Ort-Besuch. Im Mittelpunkt steht die Tiefe der Auseinandersetzung mit dem Kunden und seinen Wünschen. Dazu zählen die fachliche Beratung und die Suche nach Lösungsansätzen sowie die Fähigkeit, auf den Kunden einzugehen.

Welche Neuerungen gibt es in diesem Jahr?

Wir vergleichen erstmals die Entwicklung in den Ländern über einen Zehn-Jahreszeitraum miteinander. Wo ist das Niveau im europäischen Direktvergleich besser geworden, wo nicht?


«Wir haben die Anforderungen erhöht»


Ausserdem erweitern und vertiefen wir den Länderblick. Wir machen einen Rückblick auf die qualitativen Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre. Wir erhöhen die Anforderungen für die Platzierungen in der «Ewigen Bestenliste», die einen Langzeit-Vergleich der Ergebnisse der einzelnen Anbieter vornimmt. Wir richten neuerdings unser Rating an der «Ewigen Bestenliste» aus – bisher machten wir das am Jahresranking.

Welche Rolle spielen die Schweizer Banken in Ihrer Erhebung?

Eine wichtige: Mit 21 getesteten Häusern ist die Schweiz nach Deutschland (51) das zweitgrösste Testportfolio – vor Österreich (19). Die Schweiz ist deshalb besonders interessant, weil die Banken nun gezwungen sind, Auslandkunden nach deren rechtlichen und steuerrechtlichen Bedingungen zu beraten.


«Schweizer Häuser haben Aufholpotenzial»


Darüber hinaus haben die schweizerischen Häuser das grösste Aufholpotenzial bei der Ausarbeitung der schriftlichen Anlagevorschläge.

Wie nimmt man die Schweizer Banken in Deutschland war?

Gemischt: Es gibt einen kleinen Kreis von Häusern, die sich stark in Richtung Onshore-Beratung deutscher Kunden verbessert haben. Sie setzen allerdings nirgends die Standards und fallen – abgesehen vom Produktbereich – bisher nicht durch innovative Ansätze in der mündlichen und schriftlichen Beratung auf.


Der 10. Berliner Private Banking Gipfel findet statt am Montag, den 18. November 2013 im Total Tower in Berlin. Veranstalterin ist die Private Banking Prüfinstanz (PBPI) bestehend aus den Partnern Verlag Fuchsbriefe und dem Institut für Qualitätssicherung und Prüfung von Finanzdienstleistungen IQF – in Zusammenarbeit mit Quanvest.

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