Der Bonus prägte als ein integraler Bestandteil eines Bankerlohns über Jahrzehnte hinweg eine Branchenkultur. Diese erhält  Risse. Die Rabobank hat die Boni fürs Management gestrichen. Für immer.

Das Ende der Boni wird ganz am Schluss der Mitteilung der Rabobank vom Freitag erwähnt, in der die Ernennung von zwei neuen Verwaltungsräten gemelde wurde. Die variable Kompensation für das Management der Rabobank wurde abgeschafft, heisst es da. Der Verwaltungsrat trage mit der Entscheidung den Standpunkten der Kunden und der Genossenschaftsmitglieder Rechnung.

Sie sei eine Antwort auf die weit in der Öffentlichkeit verbreitete Meinung über die Löhne von Bankern. «Der Verwaltungsrat ist zum Schluss gekommen, dass die variable Kompensation für das Management nicht mehr mit der wirtschaftlichen Rolle vereinbar ist, welche Rabobank in der niederländischen Gesellschaft innehat.»

Erste Bank seit Jahrzehnten

Die Rabobank ist genossenschaftlich organisiert, aber ein global tätiger Koloss mit einer Bilanzsumme von knapp 800'000 Millionen Euro. Sie ist nun eine der ganz wenigen internationalen Finanzinstitute ohne Boni. Aber die Rabobank ist nicht die erste in Europa, die diesen Schritt macht. Die Svenska Handelsbank verabschiedete sich von den Boni bereits in den frühen 1970-er Jahren.

In der Schweiz scheint dies undenkbar. Auch die Raiffeisengruppe kennt die variable Vergütung als Teil eines Entschädigungssystems. Die jährlich zu verteilenden Bonus-Töpfe der beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse sind milliardenschwer.

Bonus-Anreize blenden Risiken aus

Die Boni sind das Mittel der Banken, ihre besten Mitarbeiter bei der Stange zu halten. Dies das mantrahaft wiederholte Argument der Bankenchefs, um die teils horrenden Zuteilungen an einzelne Personen zu rechtfertigen.

Dabei gilt als erwiesen, dass die Bonus-Kultur in den Banken und vor allem an der Wall Street zu den Mitverursachern der Finanzkrise gehört. Das System setzt Anreize, Risiken zu nehmen und belohnt den Erfolg, während im System die negative Komponente des möglichen Misserfolgs fehlt. Also blendeten die Banker den möglichen Misserfolg aus, wie Nassim Taleb, der Autor von «Der Schwarze Schwan» vor zwei Jahren in der «New York Times» schrieb.

Weniger Bonus, höherer Fixlohn

Inzwischen haben namentlich auch die UBS und die Credit Suisse ihre Kompensationsmodelle angepasst. Die Boni bleiben aber unangetastet.
Auf regulatorischen Druck reagieren die Banken mit Ausweichmanövern. Der ab 2014 geltende Bonus-Deckel in der EU wird zur Folge haben, dass die Banken die Fixlöhne erhöhen werden, wie eine Umfrage des Beratungsunternehmens Mercer vergangenen März zeigte.

Die Svenska Handelsbank hatte sich mit der Abschaffung der Boni insgesamt von den «best-practice»-Standards in der Finanzindustrie verabschiedet, wie Niels Kroner in einem lesenswerten Buch analysiert. Das Ziel war, nicht mehr in die Gruben zu fallen, welche sich die Banken regelmässig selber graben.

Zugeständnis auch an Rabobank-Mitarbeiter

Sie musste nie mehr Kapital aufnehmen, überstand die Schwedische Bankenkrise in den 1990-er Jahren unbeschadet und liefert ihren Investoren weit überdurchschnittliche Returns. Bei der Rabobank kommt die Abschaffung des Bonus nicht nur aus freien Stücken.

Zunächst entschied sie, dass das Management für 2012 und 2013 keine variable Entschädigung erhalten werde.
Im Zuge der schlecht laufenden Geschäfte und des Abbaus von 8'000 Stellen bis 2016, des Lohndeckels für 35'000 Angestellte wurde der Druck der Genossenschaftsmitglieder aber grösser.

Bonus-Cap von 20 Prozent

Nachdem in den Niederlanden nacheinander ING, ABN Amro, Aegon und SNS Reaal mit Staatsgeldern gerettet oder verstaatlicht werden mussten, wird nun ein Gesetz verabschiedet, welches in Banken die variable Lohnkompenente auf 20 Prozent des Fixlohnes beschränkt. Die Rabobank hatte ohnehin bereits einen «Cap» von 30 Prozent. Jetzt braucht sie diesen nicht mehr.

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