Julius Bär sei ohne Lizenz in Spanien aktiv geworden: Sind die Vorwürfe einer Madrider Grosskanzlei fundiert? Einer der Anwälte nimmt Stellung.

Am Montag war dies die Haupterklärung für den Kursrückgang bei Julius Bär: Cremades & Calvo Sotelo, eine grosse Madrider Anwaltskanzlei mit Ablegern in diversen spanischen Städten und lateinamerikanischen Staaten, präsentierte an einer Pressekonferenz Vorwürfe gegen die Schweizer Privatbank.

Julius Bär habe einem Kunden Anlagen in vier Hedge Funds empfohlen – von denen drei direkt mit Bernard Madoff verbunden gewesen seien. Dies habe zu einem Millionenverlust geführt. Beim Kunden handelt es sich offenbar um die Immobilienfirma Capital 7.

Bei den Recherchen in diesem Fall entdeckte Cremades & Calvo Sotelo laut eigenen Angaben dann Stoff für einen weiteren Vorwurf: Julius Bär habe in Spanien ohne die nötigen Lizenzen gearbeitet – ein Vergehen, das Bussen in der Grössenordnung von 5 Prozent des Eigenkapitals nach sich ziehen könnte.

«Unbegründet», «diffamatorisch»

Julius Bär weist die Vorwürfe zurück: Die Bank habe unter ihren Kunden niemals Produkte mit Bezug zu Madoff-Fonds vermarktet, und insgesamt sei die Klage «unbegründet» und «diffamatorisch». Julius Bär habe stets im Einklang mit den örtlichen Gesetzen gehandelt.

Es fragt sich also: Wie viel kann die Madrider Grosskanzlei also tatsächlich vorlegen? Im Interview mit finews.ch nimmt Luis Vericat Stellung. Er ist Rechtsanwalt und Partner von Cremades & Calvo Sotelo.

Wieviele Klienten haben Sie, denen von Julius Bär zu Madoff-Fonds geraten wurde?
Derzeit repräsentieren wir einen Klienten. Wir haben Kontakt zu einer weiteren Person, die durch Julius Bär zum Madoff-Betroffenen wurde, aber das ist kein Kunde unserer Kanzlei.

Wie gross beziffern Sie den Schaden? Wieviel hat Ihr Klient wegen Madoff-Vehikeln verloren?
Rund 1,5 Millionen Euro.

Sie werfen Julius Bär vor, ohne die vorgeschriebenen spanischen Lizenzen Bankdienstleistungen erbracht zu haben. Wie viele Bär-Angestellte wurden nach Ihren Informationen aus der Schweiz heraus ohne Bewilligung in Spanien aktiv?
Wir wissen, dass eine Vizedirektorin (una vicepresidenta, wörtlich: Vizepräsidentin, Red.) der Bank während rund eineinhalb Jahren und bei zahlreichen Gelegenheiten in Madrid beratend tätig war und mit unserem Klienten Verträge gemacht hat. Aus den Aussagen unserer Klienten schliessen wir, dass diese Bankangestellte bei ihren Reisen nach Madrid jeweils noch andere Kunden aufsuchte. Deren Identität kennen wir aber nicht.

Wie intensiv war diese Tätigkeit?
Es gab mehrere Treffen, auch wenn wir keine exakte Zahl nennen können.

Wissen Sie von anderen Schweizer Banken, die Kundenberater ohne Lizenz nach Spanien entsandten?
Bis heute kennen wir keine andere Schweizer Bank, die hier ohne Bewilligung operierte.

Julius Bär weist Ihre Vorwürfe kategorisch zurück. Haben Sie weitere Informationsquellen, welche die Vorwürfe stützen?
Wir haben Unterlagen, die belegen, dass die Bank Julius Bär & Co. unserem Kunden in Spanien einen Bankservice und Investment-Dienstleistungen geleistet hat. Wir haben Verträge, die in Madrid unterschrieben wurden.

Die Bank Bär wollte diese Aussagen heute nicht kommentieren. «Aus Gründen des Bankkundengeheimnisses kommentieren wir vermutete oder tatsächliche Kundenbeziehungen und Rolle von Mitarbeitenden nicht weiter», so ein Sprecher.

 

 

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