Die grosse Überraschung beim Revirement auf der Chefetage der UBS von vergangener Woche war sicherlich die neue Funktion von Ulrich Körner. Was ist davon zu halten?

Ulrich Körner (Bild), der gebürtige Deutsche – mit Schweizer Pass – gibt nicht den jovialen Banker, der es allen recht machen will. Eher muss man ihn als «zielorientiert» und «effizient» bezeichnen, einer, der sich nicht anbiedert, selbst wenn ihm das nützen würde. Insofern ist er höchst konsequent, was ja sehr viel ist in der heutigen Bankenwelt.

Mit diesen Qualitäten stiess der 51-jährige Körner vor einigen Jahren an seine Grenzen, als er noch Schweiz-Chef bei der Credit Suisse war. In dem Job, wo man extrem auf die vielfältigen Befindlichkeiten in einem super-heiklen Umfeld achten muss, war er auf die Dauer der falsche Mann.

Umso besser war es, dass ihn der im Februar 2009 zum UBS-Chef gekürte Oswald J. Grübel ebenfalls zur grössten Schweizer Bank holte, wo er die Funktion des Chief Operating Officers (COO) übernahm.

Ambitionen auf den CEO-Posten

In diesem Umfeld war Körner, ein ehemaliger PwC-Prüfer und McKinsey-Berater, der richtige Mann am richtigen Ort, konnte er doch mit seinen unbestrittenen analytischen Fähigkeiten massgeblich dazu beitragen, die gebeutelte UBS wieder auf Kurs zu bringen. Und das tat er vorzüglich – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die Bank massiv sparen musste.

Körner, der zwar Ambitionen hatte, die Nachfolge von CEO Grübel nach dem Adoboli-Fall anzutreten, verstand es indessen auch vorzüglich, sich mit Sergio Ermotti zu arrangieren, der schliesslich zum neuen UBS-Chef gewählt wurde.

Als Folge davon konnte der schlagfertige und intellektuell wieselflinke Körner die UBS nach ihrer strategischen Neuausrichtung im Oktober 2012 substanziell mit-reorganisieren, namentlich im kostenschweren Corporate Center, das ihm als COO unterstand.

Aufgaben erfüllt

Mit seiner «No-Bullshit-Mentalität» trimmte er jene Abteilungen der UBS, die vor allem Kosten verursachen und paukte gleichzeitig das Industrialisierungs-Programme durch, dass der Bank jene Effizienz-Vorteile verschafft, die sie benötigt, um europaweit an der Spitze mitzumischen.

Insofern muss man dem spröden Banker Körner attestieren, dass er seinen Job vollumfänglich erfüllt hat.

Auf Anhieb ein Abstieg

Daher also die Beförderung? Auf Anhieb wirkt der Wechsel ins Global Asset Management wie ein Abstieg. Beschäftigte das Corporate Center, dem Körner in grossen Teilen vorstand mehr als 25'000 Personen, so ist er ab 2014 nur noch Chef von gerade einmal knapp 3'800 Mitarbeitern.

In seiner früheren COO-Funktion unterhielt Körner auch engste Kontakte und Rapporte zu CEO Ermotti, während er jetzt Chef der kleinsten Division ist und so unter einem extremen Leistungsdruck steht.

Wenig Platz

Denn das Global Asset Management der UBS war noch nie das Vorzeigestück der Bank. Zwar stand es seinerzeit unter Gabriel Herrera im Zenit seiner Existenz, doch wird man wohl niemanden als Lügner bezeichnen, der behauptet, diese Abteilung sei in jüngster Zeit eher stiefmütterlich behandelt worden. Die UBS hatte zeitweise gar versucht, die Einheit abzustossen, wie die «Finanz und Wirtschaft» zu wissen glaubt.

Doch das kommt nicht von ungefähr, steht doch die UBS in einem epochalen Abwägungsprozess zwischen dem hoch volatilen Investmentbanking und der soliden Vermögensverwaltung. Dazwischen hat es recht eigentlich wenig Platz für eine Einheit, die seit einigen Jahren ein eher unspektakuläres Ergebnis zwischen 450 und 600 Millionen Franken erwirtschaftet, und die Assets under Management in einer Bandbreite zwischen 570 und 600 Milliarden Franken stagnieren.

Rückläufiger Neugeld-Zufluss

Schlimmer noch: Das UBS-Asset-Management musste im vergangenen Jahr einen Neugeld-Rückgang von 13,3 Milliarden Franken verbuchen. Kein Wunder, dass diese Division in der Branche nicht unbedingt als Benchmark für das Geschäft mit institutionellen Kunden gilt. Dafür fehlt ihr in einigen Bereichen die Kompetenz – im Vergleich zur Credit Suisse beispielsweise in den Immobilien-Anlagen.

Und wenn sich das Asset Management der UBS tatsächlich mit Grössen wie BlackRock, Fidelity oder J.P. Morgan Asset Management messen will, wie das im Geschäftsbericht nachzulesen ist, dann hat diese Einheit tatsächlich noch einen sehr weiten Weg vor sich.

Beispiel Peter Wuffli?

Doch jetzt kommt Ulrich Körner. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er da ein erhebliches Risiko eingeht, und seine unbestrittene Macht, die er über die vergangenen Jahre in seiner Funktion als COO aufgebaut hatte, aufgibt. Er manövriert sich da in eine Turnaround-Situation, die im Gesamtbild des Konzerns bestenfalls ein Mosaiksteinchen ist und es auch bleiben dürfte – Körner kann also viel verlieren.

Aber vielleicht hat er sich, bei der Annahme seines neuen Jobs, auch an Peter Wuffli erinnert, der 1999 ebenfalls Chef des Asset-Management-Bereichs wurde. Zwei Jahre später ernannte ihn die UBS zum CEO der Bank.

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