Der Genfer Bankier Bénédict Hentsch zieht sich aus dem Bankgeschäft zurück. Nun will er sich im Wohnungsbau engagieren.

Gross war am Montag die Überraschung, als der Privatbankier Bénédict Hentsch zunächst der eigenen Belegschaft und anschliessend öffentlich mitteilte, dass er die Anteile an seiner Bank seinem Geschäftspartner Robert Pennone verkaufe und sich aus dem Bankwesen zurückziehe.

Er tue dies, sagte Hentsch, weil es unter Privatbankiers – selbst wenn er per Definition gar keiner mehr ist – eine Tradition sei, mit 65 Jahren in Rente zu gehen, wie auch finews.ch berichtete. So ganz in den Ruhestand zieht sich der Genfer, der am 21. Dezember 2013 65-jährig wurde, allerdings nicht zurück.

Stockwerkeigentum mit kontrollierten Preisen

Wie er gegenüber der Westschweizer Wirtschaftszeitung «L'Agefi» in einem Interview erklärte, will er sich künftig für günstige Wohnungen einsetzen. Im Genfer Stadtteil Châtelaine entwickelt er bereits seit vielen Jahren ein Immobilienprojekt mit rund 250 Wohnungen, die im Stockwerkeigentum zu «kontrollierten Preisen» erworben werden können.

Ausserdem entwickelt er den Parc Gustave et Léonard Hentsch auf dem Gelände des früheren Fussballstadions Charmilles, der 2015 fertiggestellt sein sollte, und den Hentsch der Stadt Genf vermachen will. In diesem Umfeld will sich der frühere Bankier ebenfalls für günstigen Wohnraum, er spricht sogar von Sozialwohnungen, einsetzen.

In siebter Generation

Ganz generell wolle er sich künftig vermehrt mit derlei Fragen befassen, insbesondere mit Wohnraum für Familien, sagt er in dem Interview mit «L'Agefi» weiter. Er interessiere sich dabei vor allem auch für die Wohnkonzepte, wie sie der berühmte Architekt und Visionär Le Corbusier entwickelt habe. Hentsch verweist dabei auch auf das Genfer Projekt LMI du Parc.

Hentsch entstammt in siebter Generation einer der berühmtesten Genfer Bankiersfamilien. Das Familieninstitut fusionierte zunächst mit Darier, später mit Lombard Odier, wo Hentsch bis 2001 Partner war; auf Grund seines Engagements als Viezpräsident im Verwaltungsrat der Swissair trat er aus der Bank aus, um sich dieser Aufgabe zu widmen.

Der Sohn lernt in London

In der Folge gründete er 2004 sein eigenes Finanzinstitut, die Banque Bénédict Hentsch (BBH). Wie Hentsch in dem Interview weiter ausführt, wollte sich sein Sohn, der ebenfalls in der Finanzbranche tätig ist, nicht im väterlichen Institut engagieren. Er (der Sohn) lerne sein Handwerk derzeit bei der US-Bank J.P. Morgan in London. Das, sagt Bénédict Hentsch, sei ihm auch nicht unangenehm, habe er doch selber seine Sporen bei diesem Institut in Brasilien abverdient.

Bei BBH übernimmt nun Robert Pennone das Präsidium, während der bisherige Verwaltungsrat Alessandro Bizzozero Vizepräsident wird; als dritter im Bunde stösst der Genfer Advokat Thierry Ulmann neu ins Aufsichtsgremium.

Keine Teilnahme am US-Programm

Die Bank macht übrigens beim US-Steuerprogramm nicht mit. Das Institut sei – mit Gründungsjahr 2004 – zu jung, als dass es problematische Fälle hätte, die eine Teilnahme erforderlich machen würden, sagt Hentsch.

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