Wie kann eine Bank ihr Geschäft in China beflügeln? Sie stellt die Sprösslinge von einflussreichen Chinesen ein.

Wohin die Tochter eines Chairman einer chinesischen Gesellschaft geht, dahin geht auch das potenzielle IPO. Diese Erfahrung machten gemäss der «South China Morning Post» jüngst die US-Investment Bank J.P. Morgan und die UBS.

Während zweier Jahre soll J.P. Morgan daran gearbeitet haben, die in Liaoning beheimatete Tianhe Chemicals an die Börse in Hongkong zu bringen - ein IPO im Umfang von rund 1 Milliarde Dollar. Doch vor kurzem habe das Institut das IPO auf Eis gelegt und auch die Beziehungen zu Tianhe Chemicals abgebrochen, sagte eine mit der Sache vertraute Quellen gegenüber der Zeitung.

Tochter nimmt Deal von J.P. Morgan mit

Der Abbruch der Beziehungen soll erfolgt sein kurz nachdem Joyce Wei, die Tochter des Chairmans von Tainhe Chemicals, ihren Job im Investment Banking von J.P. Morgan in Hongkong gekündigt habe. Jetzt arbeitet sie im Investment Banking der UBS in Hongkong. Das geht aus E-Mails an Freunde von Wei hervor, die unter der UBS-Adresse verschickt worden seien.

Seit Wei bei der UBS ihre Tätigkeit aufgenommen hat, ist auch der Börsengang von Tianhe Chemicals wieder ein Thema. Eine Quelle sagte der Zeitung, die UBS spiele eine führende Rolle in der IPO-Beratung des chinesischen Unternehmens. Ein bindender Vertrag mit Tianhe Chemicals sei aber noch nicht unterschrieben.

Interessenskonflikte vorprogrammiert

Sprecher der beiden Banken wollten den beschriebenen Sachverhalt nicht kommentieren. Das Tianhe-IPO ist nicht der erste in China, den J.P Morgan abgeblasen hat. Bereits 2013 gab es seine Beraterfunktion beim langerwarteten Börsengang der Everbright Bank auf, dem grössten IPO in Hongkong des vergangenen Jahres. Auch damals sorgte die Anstellung eines Kindes des Chairman der chinesischen Gesellschaft für den Abbruch der Beziehungen.

Es ging um Tang Xiaoning, den Sohn des Everbright-Chairmans: Nachdem er bei J.P. Morgan angefangen hatte zu arbeiten, erhielt die US-Bank mehrere Mandate von der staatlich kontrollierten Everbright Group. Das berichtete «The New York Times» im August. 

Gemäss Informanten der Zeitung soll J.P. Morgan sowohl im Falle des Everbright- als und auch des Tianhe-IPO zurückgetreten sein, um potentielle Interessenskonflikte zu vermeiden und um mit den US-Behörden vollumfänglich kooperieren zu können.

Das «Sons and Daughters Hiring Program»

Tatsächlich stehen die Geschäfts-Praktiken und insbesondere auch die Anstellungspolitik der Bank in China im Fokus einer Untersuchung in den USA. J.P. Morgan soll ab 2006 damit begonnen haben, Töchter und Söhne der Mächtigen in China anzustellen, um verloren gegangenes Terrain im chinesischen Markt zurückzuerobern. Die Bank nannte dies das «Sons and Daughters Hiring Program».

Dies kam im Zusammenhang mit Untersuchungen bezüglich Bestechungsgelder zum Vorschein. E-Mails, die in diesem Zusammenhang auftauchten, hätten auch Namen anderer Banken, darunter die Credit Suisse und UBS, zu Tage gefördert, welche die selbe Anstellungspolitik in China verfolgen würden. Keine der Bank wurde indes beschuldigt, etwas Falsches getan zu haben.

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