Bloss weil er Banker sei, heisse das noch lange nicht, dass man ihm eine kriminelle Motivation unterstellen könne, sagt UBS-CEO Sergio Ermotti.

«Das Leben ist hart genug, und die konstanten Vorhaltungen von aussen bezüglich Ethik und Integrität gehören zum frustrierendsten Teil der Rechnung», sagte Sergio Ermotti (Bild) am Montag in einem Interview mit dem «Wall Street Journal».

«Wir sind sicher auch nicht perfekt, aber es hilft den Banken nicht, wenn sie ständig niedergemacht werden», erklärte der 53-jährige Tessiner weiter.

Nicht alle sind so mutig wie Sergio Ermotti

Mit dieser Aussage bringe Ermotti das auf den Punkt, was viele andere Spitzenbanker in privatem Kreise ebenfalls sagen würden, schreibt die Zeitung. Doch angesichts der geringen Popularität der Banken in Europa würden sich viele Chefs nicht getrauen, solche Aussagen öffentlich zu machen.

Im Gegensatz zur Stimmung in Europa seien in den USA die populistischen Attacken gegen die Bankbranche nahezu verstummt, heisst es in der amerikanischen Finanzzeitung weiter.

Wenig glücklich zeigt sich Ermotti auch über die Untersuchungen der Schweizer, britischen und amerikanischen Behörden gegen die UBS wegen der mutmasslichen Währungsmanipulationen. Natürlich sei es enttäuschend, dass solche Sachen auftauchten, sagt Ermotti: «Wir versuchen aber möglichst alle Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, um in Zukunft solche Fehler zu vermeiden.»

Nicht alle Banker sind kriminell

Ermotti ist ausserdem überzeugt, dass der grösste Teil der Gründe, welche die Banken in Schieflage gebracht hätten, auf das Fehlverhalten einer kleinen Gruppe betrügerischer Mitarbeiter zurückzuführen sei. «Man ist nicht per se ein Krimineller, wenn man Banker ist», betont Ermotti.

Der UBS-CEO wehrt sich in dem Interview auch gegen Vorwürfe, die Banken würden die Schuld an der europäischen Wirtschaftskrise tragen. «Das ist absurd», so Ermotti. Es sei offensichtlich, dass das europäische Problem erheblich mehr sei als eine blosse Finanzkrise.

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