Trotz Beteuerungen von Julius-Bär-CEO Boris Collardi hinterlässt der Jahresabschluss 2013 einen zwiespältigen Eindruck. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

1. Adjustierte Gewinne mag niemand
Der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn mag noch so gestiegen sein, in Fachkreisen mag man solche Werte sind, sondern lieber ein «echtes» Ergebnis. Und nach IFRS-Rechnungslegung ist der Gewinn der Julius-Bär-Gruppe im vergangenen Jahr um fast ein Drittel eingebrochen.

2. Am unteren Ende des Zielkorridors
Als die Julius-Bär-Gruppe das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft von Merrill Lynch übernahm, rechnete sie damit, zwischen 57 Milliarden Franken und 72 Milliarden Franken an Kundengeldern anziehen zu können. Bislang wurden 53 Milliarden Franken transferiert, wovon rund 40 Milliarden Franken gebucht sind.

Selbst die höchsten Julius-Bär-Verantwortlichen mussten am Montag einräumen, dass der endgültige Wert der transferierten Gelder am unteren Ende der Bandbreite liegen werde. Das ist enttäuschend.

3. Nicht alle wollen zu Julius Bär
Dass die Gelder nicht so üppig von Merrill Lynch zu Julius Bär fliessen, hat verschiedene Gründe: Erstens: Kleine Kunden hat man bei Julius Bär in Absprache mit der Bank of America/Merrill Lynch gar nicht erst haben wollen. Zweitens: Offenbar war doch ein nicht unerheblicher Anteil der Gelder unversteuert, so dass Julius Bär diese Vermögen nicht übernehmen wollte.

Drittens: Eine nicht zu unterschätzende Zahl von Kunden hat mit ihren Merrill-Lynch-Beratern zu einer anderen Bank gewechselt. Und viertens: Offenbar gibt es eine Anzahl Kunden, die keinerlei Private-Banking-Services à la Julius Bär wünschen und daher den Wechsel nicht mitgemacht haben.

4. Nicht überall geht alles so schnell nach Plan
Dass der Vermögenstransfer in Asien effizient über die Bühne gegangenen ist, mag wohl niemanden wirklich erstaunen. Aber nicht überall gedeiht dieser Prozess von Merrill Lynch zu Julius Bär dermassen speditiv, wie selbst Julius-Bär-CEO Boris Collardi am Montag einräumen musste.

Insbesondere in Lateinamerika läuft der Transfer der Kundengelder wesentlich bedächtiger ab als ursprünglich geplant. Das dürfte auch dazu beigetragen haben, dass die Erwartungen in Sachen Kundengelder etwas unter den Erwartungen blieben.

Und auch in Indien, wo der ganze Verlagerungsprozess noch nicht wirklich begonnen hat, dürften die «Bären» sogar bis ins Jahr 2015 auf eine echte «Geduldsprobe» gestellt werden.

5. 2013 war ein Übergangsjahr
Es ist klar, dass die Übernahme des IWM-Geschäfts von Merrill Lynch ein geradezu generalstabsmässiges Manöver war und noch immer ist. Darum ist der Abschluss 2013 eher zwiespältig und wenig vergleichbar ausgefallen – was die Börsianer am Montag denn auch sanktioniert haben. Der Wert der Aktie fiel zeitweilig um mehr als fünf Prozent.

Umso mehr ist es Boris Collardis erklärtes Ziel für 2014 «wieder in den Business-Modus» zurückzukehren. Insofern steht dem unermüdlichen Manager die grosse Bewährungsprobe erst noch bevor.

6. Handlungsbedarf gibt es an noch manchen Stellen
Auf Grund der Merrill-Lynch-Transaktion sind die Bruttomargen für die ganze Gruppe im vergangenen Jahr zeitweilig arg unter Druck geraten, zumal die Mitarbeiter der US-Bank (76 Basispunkte) deutlich unrentabler arbeiteten als ihre Kollegen bei Julius Bär (99 Basispunkte). Nur schon in dieser Hinsicht sind Effizienzsteigerungen vonnöten.

In diesen Zusammenhang fällt auch die für 2014 angekündigte Netto-Reduktion von 400 Vollzeitstellen, welche Julius Bär im Zuge der weiteren Integration heuer noch realisieren will. Immerhin soll dann auch die Cost-/Income-Ratio auf 90 Prozent fallen, wie Julius-Bär-Finanzchef Dieter A. Enkelmann ausführte. Im Jahr 2015 soll dieser Wert gar auf 70 Prozent fallen.

7. US-Steuerstreit belastete zusätzlich
Schliesslich hat auch der US-Steuerstreit das Ergebnis von 2013 belastet, schlugen sich doch 35 Millionen Franken zu Buche. Darin enthalten sind auch 15 Millionen Franken an Rückstellungen für Rechtskosten im laufenden Jahr, wie Collardi ausführte.

Man könne aber noch immer keine Angaben machen, wie hoch der Betrag einer allfälligen Busse ausfallen werde, betonte der Julius-Bär-Chef. Wenig Verständnis zeigte er auch für spekulative Vergleiche mit den Bussenhöhen anderer Banken wie UBS oder Wegelin.

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