Immer mehr Details kommen bezüglich der Verquickung von chinesischer Günstlingswirtschaft und den Geschäftspraktiken ausländischer Banken ans Licht.

Jamie Dimon, oberster Mann bei der US-Bank J.P. Morgan Chase, soll von einem hohen chinesischen Beamten um den Gefallen gebeten worden sein, die Tochter eines Freundes einzustellen.

Dies berichtete die «New York Times» am Montag unter Berufung auf ein vertrauliches E-Mail. Dieses Schreiben ist eines von vielen Dokumenten, das die Bank den US-Behörden ausgehändigt hat. Die Behörden untersuchen, ob es im Falle von Anstellungen chinesischer Mitarbeiter zu Bestechungen gekommen ist.

Gemäss dem E-Mail soll Dimon bei einem Treffen mit dem Beamten Xiang Junbo direkt gebeten worden sein, die am Gespräch anwesende Übersetzerin anzustellen. Darauf soll Dimon gesagt haben, die Bank «werde tun, was sie tun könne».

Charmante Übersetzerin

Zu dem Zeitpunkt, als sich Dimon mit Xiang traf, wollte J.P. Morgan mit chinesischen Versicherungen ins Geschäft kommen. Das Meeting mit Xiang sei daher von grosser strategischer Bedeutung gewesen, schreibt die Zeitung weiter.

Zufall oder nicht: Wenige Monate nach dem Treffen konnte die US-Bank verschiedene chinesische Versicherungen als Kunden begrüssen.

Die chinesische Übersetzerin wiederum wurde mit dem Einverständnis der Rechtsabteilung der Bank, und nachdem sie mehrere Interviews durchlaufen hatte, in New York in einem Bereich eingestellt, der sich auf das Versicherungsgeschäft fokussiert.

Intensivierte Untersuchungen

Dimon soll Angaben der Bank zufolge, bei der Einstellung aber keine Rolle gespielt haben. Es sei normale Praxis, dass er Empfehlungen weitergebe, ohne sich aber in die Arbeit jener einzumischen, die in den Anstellungsprozess involviert seien, sagte die Pressestelle der Bank gegenüber der Zeitung.

Dennoch wirft der Vorgang ein neues Licht auf die Anstellungspraxis ausländischer Banken in China. Bis dato sei es unklar gewesen, ob auch die Konzernzentrale in New York in diese Praktik involviert gewesen sei. Nun habe die Bank den US-Untersuchungsbehörden, die ihre Untersuchungen jüngst intensiviert hätten, dafür einen Beweis geliefert.

Beliebte Praktiken

J.P. Morgan ist nicht die einzige ausländische Bank, die versucht, ihr Geschäft in China durch die Anstellung von Kindern einflussreicher Persönlichkeiten des Landes zu beflügeln. Auch die Credit Suisse und die UBS sollen diese Politik verfolgt haben, wie die jüngst von Chinaleaks veröffentlichten Dokumente belegen.

 

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