Warum gibt ein Schweizer Privatbankier seinen angesehenen Status auf und flüchtet sich in eine Aktiengesellschaft? La-Roche-Teilhaber Christoph B. Gloor erklärt sich.

Das traditionsreiche Basler Finanzinstitut La Roche 1787 zählt neben Lombard Odier, Pictet und Mirabaud zu den vier Schweizer Privatbanken, die seit diesem Jahr ihren Status als klassische Privatbank aufgegeben haben. Nun firmieren sie als Aktien-Kommanditgesellschaften.

Der Status des klassischen Privatbanqiers, der bislang als die Unique Selling Proposition (USP) galt, scheint überholt zu sein, wenn man den Worten von Christoph B. Gloor (Bild) Glauben schenkt. Gegenüber dem Fachmagazin «Schweizer Bank» sagte er unlängst:

«Wir haben nicht nur feststellen müssen, dass die Risiken inzwischen stark zugenommen haben, sondern auch, dass die Aufsichtsbehörden inzwischen weniger Verständnis für die klassischen Privatbankiers haben. Wir mussten erkennen, dass die AG-Lösung eine zeitgemässe Rechtsform darstellt.»

Risiken immer noch da

Gloor legt indessen auch Wert darauf, dass die neue Rechtsform weiterhin sechs unbeschränkt und persönlich haftende Teilhaber hat. «Wenn die Bank in ihrer neuen Rechtsform Schaden erleiden sollte, würden wir also ohnehin einen grossen Teil unseres persönlichen Vermögens verlieren», betont der Teilhaber der Bank La Roche 1787 weiter.

Trotz neuem Rechtskleid, das durchaus auch neue Möglichkeiten eröffnen würde, schliesst Gloor etwa einen Börsengang für seine Bank kategorisch aus. «Das kann ich mir gar nicht vorstellen», sagt er unmissverständlich. Er weist aber auch darauf hin, dass die Bank in ihrer früheren Rechtsform sich hätte umbenennen müssen, sofern der letzte verbliebene Teilhaber mit dem Familiennamen La Roche ausgeschieden wäre.

Weniger als 10 Milliarden Franken

«Das wäre aber der Fall gewesen, wenn wir die bisherige Rechtsform behalten hätten. Als Aktiengesellschaft unterliegen wir keinen Beschränkungen in Bezug auf den Banknamen. Zudem haben wir zur Erinnerung an unsere lange Geschichte ‹La Roche 1787› als Marke eingeführt», präzisiert Gloor.

Erstmals macht der La-Roche-Teilhaber auch relativ genaue Angaben zur Kundenstruktur und zu den verwalteten Vermögen, die «unter der Marke von 10 Milliarden Franken» liegen.

Französisches Geschäft ist komplex

Zur Klientel der Bank sagt Gloor: «Die allermeisten sind Privatpersonen, grösstenteils in der Schweiz und aus historischen Gründen vornehmlich in der Nordwestschweiz. Die ausländischen Kunden stammen zum grössten Teil aus Deutschland und Frankreich. Das französische Geschäft ist heute aber relativ kompliziert, und wir haben dort nur wenige neue Kunden.»

Neben der klassischen Vermögensverwaltung für Privatpersonen hat La Roche 1787 in den vergangenen Jahr das Geschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern stark ausgebaut, wie von Gloor weiter zu erfahren ist, der damit «sehr zufrieden» ist. Ausserdem hat die Bank auch institutionelle Kunden, selbst wenn diese Klientel nicht zu den Kernaktivitäten des Hauses gehört, wie der Basler betont.

Auf dem Radar der Bâloise

Auf die Frage, ob er bei weiteren klassischen Privatbanken mit einem Rechtskleidwechsel rechnet, sagt Gloor interessanterweise: «Wir sind von einer anderen Seite in Bezug auf unsere anfänglichen Erfahrungen angesprochen worden.»

Gloor wurde vor einer Woche zur Wahl in den Verwaltungsrat der Bâloise Holding vorgeschlagen. Die Generalversammlung findet am 24. April 2014 statt.

Ebenfalls Casino-Präsident

Der 1966 geborene Gloor präsidiert auch die Vereinigung Schweizerischer Privatbanken und ist seit September 2013 Mitglied des Verwaltungsrats der Schweizerischen Bankiervereinigung.

Daneben präsidiert er ebenfalls die Casino-Gesellschaft Basel und ist Seckelmeister der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft.

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