Zoff? Welcher Zoff? Die Kooperation der beiden Banken lief auch letztes Jahr wie geschmiert. Es gibt gute Gründe, weshalb ihre Zusammenarbeit noch lange weiterlaufen könnte.

Seit sich Raiffeisen und Vontobel wegen der Notenstein Privatbank in den Haaren liegen, wettet kaum jemand darauf, dass der Kooperationsvertrag nach seinem Auslaufen 2017 nochmals verlängert wird. Zu viel Geschirr wurde in dem Streit zerschlagen, in dem die beiden Alphatiere Pierin Vincenz und Vontobel-Präsident Herbert Scheidt aufeinanderprallten.

Doch diese Wette auf ein Aus ist nicht mehr so sicher. Denn zwischen den beiden nun seit bald zehn Jahren verbundenen Banken herrscht Tauwetter.

An der Präsentation der Jahreszahlen der Raiffeisen-Gruppe hatte ihr Chef Pierin Vincenz nur Gutes zur Kooperation mit Vontobel zu sagen. Die Zusammenarbeit im Bereich Produkte laufe wie bis anhin. Raiffeisen habe für die Abwicklung des Wertschriftengeschäfts an Vontobel einen höheren Betrag überwiesen als 2012.

Streit ist nur noch ein juristischer

Und die Beteiligung von 12,5 Prozent an der Zürcher Privatbank ist ein bedeutendes Asset im Wert von rund 360 Millionen Franken (per Ende 2013), das jährlich Dividenden abwirft.

Das laufende Schiedsgerichtsverfahren tat Vincenz als Konflikt auf juristischer Ebene ab, der die an sich guten Beziehungen nicht tangiere. Das sind weichere Töne in einem Streit, der teilweise auch gehässig geführt worden war.

Vontobel hatte im Herbst 2012 den Partner Raiffeisen vor ein Schiedsgericht gezerrt, um zu klären, ob der Kooperationsvertrag auch für die Tochtergesellschaft Notenstein Privatbank gilt.

Als sich Raiffeisen 2013 auch an Leonteq beteiligte, einem Anbieter von Strukturierten Produkten und damit Konkurrenten von Vontobel, war endgültig Feuer im Dach.

Nur wirtschaftliche Vorteile

Aber die Wogen haben sich geglättet, wie auch aus dem Hause Vontobel zu hören ist. Der Zweck der Kooperation und die wirtschaftlichen Vorteile für die Partner scheint die erhitzten Gemüter soweit zur Räson gebracht zu haben, dass eine Weiterführung der Kooperation nach 2017 denkbar ist.

Es würde für die Beteiligten nur Vorteile bringen: Vontobel erhält von Raiffeisen einen jährlichen Umsatzanteil, auf den die Privatbank nur ungern verzichtet. Kämen noch die Volumen von Notenstein dazu, würde dies die Erträge nochmals deutlich erhöhen.

Raiffeisen kann aus einer ganzen Reihe von Gründen die Kooperation schlecht aufgeben: Zunächst müsste die Gruppe mit einem Ende des Kooperationsvertrags auch die Finanzbeteiligung aufgeben.

Dreh- und Angelpunkt ist die IT

Wichtiger aber ist, dass Raiffeisen in der Abwicklung des Wertschriftengeschäfts auf Vontobel angewiesen ist. Sie verfügt nicht über die IT-Infrastruktur, um dies selber zu machen. Die Abwicklung der Notenstein-Tochter zu übergeben, würde deren veraltete IT-Plattform hoffnungslos überfordern.

Investitionen in eine neue IT-Plattform verschlingen zig Millionen Franken, und sie bergen grosse operationelle Risiken. Es ist fraglich, ob dies Raiffeisen oder Notenstein bis 2017 überhaupt stemmen könnten.

Notenstein könnte Kosten sparen

Angesichts der schlechten Profitabilität der Notenstein und der ohnehin bereits hohen Investitionskosten würde die betriebswirtschaftliche Logik vielmehr dafür sprechen, dass die Raiffeisen-Tochter in die Kooperation mit eingebracht würde. Eine solche Lösung hat kürzlich auch Vontobel-CEO Zeno Staub skizziert.

Im Prinzip hat er damit Vincenz die Türe für eine einvernehmliche Lösung geöffnet. Der Bündner erfüllt sich mit dem Auf- und Ausbau einer bedeutenden Vermögensverwaltung zwar einen lang gehegten Traum. Doch die damit verbundenen hohen Kosten und das Marktumfeld machen auch ihm bewusst, dass die Bäume nicht einfach so in den Himmel wachsen.

So stehen dem Vernehmen nach die Chancen wieder besser, dass der Streit gütlich beigelegt wird. Abzuwarten bleibt aber noch das Verdikt des Schiedsgerichtes.

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