Die Finanzbranche taucht. Hunderttausende von Jobs gehen verloren. Nur die Schweiz spielt eine Sonderrolle. Swiss-Banker sind gesucht.

In den USA hat die Finanzkrise bereits mehr als 100'000 Bankjobs vernichtet. Sukzessive weitet sich der Stellenabbau nun auch auf andere Länder aus. Nach jüngsten Prognosen sollen bis Mitte nächsten Jahres weltweit 350'000 Arbeitsplätze in der Geldbranche verschwinden. Selbst wenn bei solchen Schätzungen eine gesunde Skepsis angebracht ist, bleibt unbestritten, dass zahlreiche Finanzhäuser dem Ertragsschwund mit rigorosen Kosteneinsparungen begegnen werden. «Die schlimmste Finanzkrise seit der Grossen Depression wird die gesamte Industrie umkrempeln», sagt Brian Sullivan, Chef der Firma CTPartners. Mit anderen Worten: «Die Branche wird künftig eine andere sein: geschrumpft, bescheidener und vorsichtiger.»

Das gilt in erster Linie für das Investmentbanking, das vor allem aus New York und London heraus betrieben wird. Die Kernkompetenz auf dem Schweizer Finanzplatz liegt hingegen in der Vermögensverwaltung, die dem Orkan der Finanzkrise bisher gut Stand gehalten hat, wie die Leistungsausweise kleiner bis grosser Schweizer Bankhäuser zeigen. Das Geschäft laufe nach wie vor «nicht schlecht», liess die Schweizerische Bankiervereinigung unlängst verlauten, so dass der Schweizer Bankenplatz von einem «Kahlschlag» weitgehend verschont bleiben werde. Oder anders formuliert: Die 110'000 Angestellte in der Schweizer Bankbranche müssen nicht so sehr um ihren Job fürchten.

Reorganisationen eröffnen Chancen

Im Gegenteil: Weil sich zahlreiche Finanzhäuser (wie Sarasin, Julius Bär, ClaridenLeu) neu organisieren, gibt es etliche Jobchancen; obendrein packen viele Banken die Gelegenheit beim Schopf und stellen zusätzliches Personal ein. Die Credit Suisse will bis Ende 2009 noch mindestens 620 Kundenberater anwerben; einen grossen Teil davon in Asien. Derzeit beschäftigt das Unternehmen weltweit 3'480 Kundenberater und stellte allein im 3. Quartal 110 neue Relationship-Manager an. Aber auch die UBS sucht weiterhin neue Private-Banker, genauso wie das Genfer Institut Pictet & Cie, insbesondere für die Standorte in London und im Nahen Osten.

Der Schweizer Vermögensverwalter EFG wächst trotz Finanzkrise sogar schneller als geplant Seit Anfang Jahr hat die Bank 132 neue Kundenberater angestellt, weitere Engagements sollen folgen. Bis Ende Jahr will EFG mehr als 700 Kundenberater in seinen Reihen haben - ursprünglich lag das Jahresziel bei 675, gut 120 mehr als Ende letzten Jahres. Und wie Yves Mirabaud letzte Woche in einem Interview mit der Handelszeitung sagte, hat auch «sein» Institut die Absicht, noch 20 bis 25 zusätzliche Vermögensverwalter bis im nächsten Jahr zu beschäftigen.

War da eine Krise?

Und die auf alternative Anlagen spezialisierte Partners Group will ihr Team ebenfalls ausbauen. «In den kommenden Jahren werde sich das Team verdoppeln und verdreifachen» erklärte Firmengründer und Executive-Chairman Alfred Gantner in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. Präzisieren wollte Partners Group die Ankündigung indessen nicht. Es handle sich um ein längerfristiges Ziel. Der Vermögensverwalter beschäftigte per Ende Juni 315 Personen, davon 220 in der Schweiz.

So bietet sich irgendwie ein konfues Bild. Während mächtige Konzerne, wie die Citigroup taumeln und Zehntausende von Arbeitsstellen abbauen, werden die Schweizer Vermögensverwalter ihrer Sonderrolle einmal mehr gerecht und stellen neue Leute ein. Bis Ende des Jahres 2015 sollte es den Banken gelingen, 20'000 bis 25'000 neue Stellen im Land zu schaffen, ist die Schweizerische Bankiervereinigung überzeugt. Ob dies bloss Wunschdenken ist oder den realen Wachstumsmöglichkeiten entspricht, wird sich in den nächsten Monaten schon weisen. Wichtig wird dabei allerdings auch sein, dass die Rahmenbedingungen so gestaltet sind, dass das Banking aus der Schweiz heraus attraktiv bleibt und der Finanzplatz gegenüber anderen Standorten nicht benachteiligt wird.

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