Brady Dougan ist als CEO der Credit Suisse angezählt. Eine bankinterne Nachfolge ist keine Option. Dafür gibt es gute Gründe.

1. Die bisherige Führung ist absorbiert und paralysiert

Für einen externen Nachfolger an der Spitze der Credit Suisse (CS) spricht allein schon der Umstand, dass die aktuelle Führungscrew durch die laufenden Restrukturierungen völlig absorbiert, wenn nicht gar paralysiert ist.

Das ist keine gute Voraussetzung, um der Bank mit frischen Ideen eine neue nachvollziehbare Strategie zu verpassen. Der Steuerstreit mit den USA trägt zusätzlich dazu bei, dass die aktuellen Chefs bloss noch aus der Defensive agieren. Insofern kann es also nur jemand von aussen sein, der sowohl firmenintern, als auch gegenüber den Aktionären neue, positive Signale aussenden kann.

2. Die Aktionäre fordern einen Neuanfang

Die Credit Suisse ist praktisch beherrscht von ausländischen Investoren, allen voran von der Qatar Holding und der saudiarabischen Olayan Gruppe, die zusammen 11,2 Prozent der Aktien halten sowie 24,5 Prozent der Wandelrechte. Stark vertreten sind auch die Amerikaner mit Harris Associates (5,2 Prozent), Dodge & Cox (4,96 Prozent), Franklin Resources (4,3 Prozent), Capital Group (3,1 Prozent) und BlackRock (3 Prozent). Die Norges Bank hält 3 Prozent.

Sie alle werden nach mehreren Jahren unterdurchschnittlicher Aktienperformance auf einen Neuanfang pochen, der nur von einem Chef angestossen werden kann, der die festgefahrene Situation innerhalb der Bank aufmischen kann.

3. Wieder ein Amerikaner wäre ungeschickt

Die 2007 angelaufene Amtszeit von Brady Dougan als Konzernchef der Credit Suisse war nicht per se schlecht. Immerhin ist es ihm gelungen, das Unternehmen souverän durch die Finanzkrise zu navigieren. Allerdings war auch immer spürbar, dass Dougan keinen oder kaum einen Bezug zur Schweiz und die hier diskutierten Fragen hat.

Gut möglich, dass die CS unter diesen Prämissen eine weniger aktive Rolle in der Gestaltung des Schweizer Finanzplatzes spielte – wie es gewesen wäre, wenn eine charismatische Persönlichkeit aus der Schweiz die Leitungsfunktion inne gehabt hätte, kann man sich nur ausdenken.

Spätestens seit dem Steuerstreit mit den USA es ist aber klar, dass Brady Dougan als Amerikaner nicht ideal ist an der Spitze der CS respektive er sich in einem Interessenskonflikt befindet, der ihn nicht voll handlungsfähig macht. So gesehen wäre es ungeschickt, wenn die Credit Suisse erneut einen Amerikaner an die operative Spitze entsenden würde.

Ohnehin spielt die Musik im Banking der Zukunft in der Vermögensverwaltung und vorwiegend in Asien; die entsprechenden Fachleute finden sich extern (siehe dazu auch Punkt 6).

4. Der neue CEO muss unbefleckt sein

Die Führung der Credit Suisse steht vor allem wegen der noch ungelösten US-Steuerproblematik unter Dauerbeschuss. Wie der Fall Raoul Weil, dem ehemaligen Chef des UBS Wealth Management, zeigt, kann gegen ein Geschäftsleitungsmitglied einer Schweizer Bank noch eine Strafverfolgung laufen, auch wenn ein Verfahren gegenüber der Bank bereits zu einem Abschluss gekommen ist.

Mit diesem Risiko ist fast die gesamte aktuelle Unternehmensleitung der CS behaftet. In den Anforderungskatalog eines neuen CEO muss also auch das Kriterium aufgenommen werden, dass sein Lebenslauf keine Verbindung zum US-Privatkundengeschäft aufweist.

5. Die CS macht es wie die UBS

Die Konkurrentin hat es mit Sergio Ermotti und Axel Weber vorgemacht: Erst unter dieser neuen Führung gelang es der Bank, den Strategiewechsel einzuleiten und umzusetzen. Zuvor hatte mit Oswald Grübel ein «Externer» der angeschlagenen Bank zum entscheidenden Ruck verholfen.

Ermotti war zwar schon sechs Monate bei der UBS als EMEA-Chef tätig, bevor er zum Nachfolger Grübels berufen wurde. Als Aussenseiter und mit Weber im Rücken fiel es ihm dann aber wesentlich leichter, ohne viel Rücksicht auf interne Befindlichkeiten harte Einschnitte durchzusetzen und die Macht der Investmentbanker zu brechen. Die Credit Suisse wird es der UBS gleichmachen.

6. Strategische Ausrichtung auf das Wealth Management

Der strategische Fokus der Credit Suisse kann nach dem Irrflug nur heissen: Wealth Management, Wealth Management und nochmals Wealth Management.

Vor allem die Märkte in Asien bieten in den kommenden Jahren enormes Potenzial und die CS muss ihre Position dort weiter forcieren. Dazu braucht es einen Chef mit profundem Private-Banking-Hintergrund und Kenntnissen der Märkte in Asien. Aus den oben angeführten Gründen, kann dies kein CS-Interner sein.

7. Der CEO muss auf Augenhöhe dem Präsidenten begegnen

Dass einst der vergleichsweise unbekannte Peter Wuffli CEO der UBS wurde, war auch dem Umstand zu verdanken, dass ihm mit Marcel Ospel ein Präsident zur Seite stand, der sich mit seiner ganzen Bankerfahrung operativ einbrachte.

Bei der Credit Suisse wird der Verwaltungsrat derzeit von Urs Rohner präsidiert, der keine klassische Bankkarriere aufweisen kann. Zudem befindet sich Rohner wegen seiner ehemaligen Funktion als Chefjurist der Credit Suisse im Steuerstreit mit den USA unter einem gewissen Druck.

Einem neuen CEO steht entsprechend nicht eine Führungsfigur à la Ospel, sondern ein «angeschlagener» Präsident gegenüber. Entsprechend braucht es für die CEO-Funktion eine Persönlichkeit, die mit dem Verwaltungsrat auf gleicher Höhe argumentieren kann.

Es sei denn, die Credit Suisse findet zuerst einen neuen Präsidenten, der dank einer langjährigen und erfolgreichen Bankenkarriere die notwendige Autorität mitbringt, um auch einem vergleichsweise «unerfahrenen» CEO zur Seite stehen zu können.

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