Martin Blessing, der CEO der zweitgrössten Bank Deutschlands, ist in keiner beneidenswerten Lage. Hier sagt er, wie er die Bank vorwärtsbringen will.

Die Commerzbank ist in keiner komfortablen Lage. Der deutsche Staat hält noch immer 17 Prozent, die Bank muss Kapital aufbauen, steht unter Beobachtung der EZB und hat ein Ertragsproblem, wie CEO Martin Blessing im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» einräumt. «Die rekordtiefen Zinsen drücken die Erträge, die Kunden sind sehr zurückhaltend, die Einlagenmargen sind unter Druck», sagt er.

«Derzeit ist das Generieren von Erträgen die grössere Herausforderung als die Steuerung der Kosten». Gleichwohl sieht Blessing im hart umkämpften deutschen Retail-Markt Chancen. Zwar seien auch hier die Margen schwach, doch solle die Commerzbank vor allem in digitalen Kanälen wachsen, wo die Aktivität pro Kunde höher sei.

Das richtige Tempo finden

Das Wachstum müsse durch Verdrängung von Konkurrenten und den Gewinn von Marktanteilen kommen, so Blessing. Bislang sei das Wachstum im Retail-Banking trotz der niedrigen Margen profitabel. Die grösste Herausforderung sei, beim Wandel von einer traditionellen Filialen-Bank in eine digital orientierte Bank das richtige Tempo zu finden.

Sehr heikel bei der Neuausrichtung sei der damit verbundene Stellenabbau, so Blessing weiter. «Aber wenn er einmal mit den Sozialpartnern vereinbart ist, ist die operative Umsetzung rein technisch machbar».

Die Schweiz bietet eine Nische

Zu Firmenkundengeschäft in der Schweiz sagte Blessing, die Commerzbank stosse in eine Nische. «Die beiden Grossbanken dort kümmern sich um die Grosskonzerne, während die Kantonalbanken die KMU betreuen». Die Commerzbank ziele auf kleine Unternehmen mit einer starken internationalen Orientierung.

Zur Beteiligung des deutschen Staats von noch 17 Prozent an der Commerzbank sagte Blessing, er sei kein unangenehmer Aktionär, da er keinerlei Einfluss auf das Tagesgeschäft nehme. Allerdings sei es auch nicht sinnvoll, dass Banken auf Dauer von der öffentlichen Hand gehalten würden.

Einheitliche Regulierung kommt nie

Keine Angst hat Blessing vor den Regulatoren in den USA und in Europa. Er glaubt nicht, dass irgendwann eine weltweit einheitliche Regulierung etabliert wird. Es werde immer Unterschiede geben. «Vom heutigen Gejammer über das Endspiel, das uns angeblich bevorsteht, halte ich gar nichts».

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.31%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.86%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.42%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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