Nach dem Verkauf von Dresdner und Commerzbank stehen weitere Institute in der Schweiz vor einem Besitzerwechsel. Julius Bär streckt die Fühler aus.

Gemäss neusten Informationen in der Branche ist Julius Bär an der Private-Banking-Sparte des holländischen ING-Konzerns in Asien sowie in der Schweiz interessiert. Dies umso mehr, nachdem bekannt geworden ist, dass sich andere Interessenten wie Standard Chartered und HSBC aus dem Bieter-Rennen verabschiedet haben. Ein Deal wird bis spätestens im September erwartet.

Kundengelder

Das Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft von ING umfasst rund 4,5 Milliarden Franken und würde durchaus zur Bank Julius Bär passen, vor allem seit sich das Institut nach seiner kürzlich angekündigten Aufspaltung als so genannter «pure player» im Private Banking betätigen will.

Ausbau in Singapur würde Sinn machen

Aber auch das asiatische Geschäft von ING würde für das Zürcher Traditionshaus Sinn machen, zumal ein grosser Teil der ING-Assets in Singapur gebucht sind, wo Julius Bär wieder um eine sehr starke Position hat und dort auch noch weiter wachsen will.

Zu konkreten Kaufabsichten will Julius Bär verständlicherweise keine Stellung nehmen. Bekannt ist jedoch, dass die Bank an Akquisitionsmöglichkeiten interessiert ist. Vor diesem Hintergrund erklärt sich beispielsweise auch, dass Julius Bär bereits eine Übernahme der CS-Tochter Clariden Leu prüfte, den Plan dann aber wieder verwarf.

Auch Clariden Leu auf dem Radar

Die Bank Clariden Leu ist seit einiger Zeit in einer delikaten Situation. Nach einem problematischen Geschäftsjahr 2008, das durch herbe Handelsverluste in Asien geprägt war, steht das Unternehmen seither unter einem enormen Erfolgsdruck.

Die tief greifenden Veränderungen im weltweiten Offshore-Banking machen die Position für Clariden Leu allerdings nicht einfach, zumal es sich bei den Kundengeldern des Instituts zu rund 80 Prozent um Offshore-Vermögen handelt – also um genau jene Depots, welche andere Banken auf Grund der zu erwartenden verschärften Compliance-Regeln und Vorschriften massiv am Abbauen sind.

UBS spricht von «Legacy-Business»

Vor allem die UBS machte in den letzten Monaten mit derlei Aktionen von sich reden, indem sie die Offshore-Konten der US-Kunden saldierte. Intern hat das Geschäft mit dieser, inzwischen «unerwünschen» Klientel bereits auch einen Namen. Man spricht vom «Legacy-Business». Aber etwa auch Yves Mirabaud von der gleichnamigen Bank in Genf erklärte unlängst, die US-Kunden nicht länger zu bedienen.

Auch die Credit Suisse geht mittlerweile zurückhaltender mit Offshore-Kunden um, wenn gleich nicht mit derselben Vehemenz wie die UBS. Trotzdem stellt sich dabei mittelfristig die Frage, wie die Grossbank mit ihrer Privatbanken-Tochter Clariden Leu verfahren soll, die seit ihrer Entstehung im Jahre 2006 nie wirklich überzeugt hat. Vor diesem Hintergrund wäre ein Verkauf an Julius Bär durchaus denkbar.

 

 

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.98%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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