Der neue Investmentchef der UBS hätte in Harvard eine Akademiker-Laufbahn einschlagen können. Aber da wäre er wohl «durchgedreht».

Als globales Unternehmen mit mehr als 60'000 Angestellten, einem hierarchischen System, unzähligen Kontrollsystemen, Regeln und formalisierten Abläufen ist die UBS wohl keine Organisation, in der sich freie Geister voll entfalten können.

Der neue Investmentchef der UBS, Mark Haefele (Bild), sieht das allerdings anders. In einem Interview mit der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) vergleicht er die Bank mit Harvard und sagt: «Ich war an der Fakultät der Harvard University. Es gibt keinen Ort auf der Welt, der bürokratischer und politischer ist als der».

In Harvard hätte Haefele in den neunziger Jahren eine Akademiker-Karriere verfolgen können. Seinen Doktor-Titel hatte er bereits in der Tasche und gab Vorlesungen.

Eigenen Hedge Fund in Harvard gegründet

Aber die akademische Welt war nicht die seine. Er habe an einem Punkt realisiert, «wenn ich dies weitere 30 Jahre tun werde, dann drehe ich durch», so Haefele in der britischen Wirtschaftszeitung.

Der Zeitpunkt kam, als Haefele die ersten ernsten Versuche als Investor machte und noch in der Universität seinen Hedge Fund ‹Sonic Funds› gründete. Was Haefele gefiel: «Die Märkte zeigen, ob man richtig oder falsch liegt, und man tritt jeden Tag gegen die intelligentesten Menschen der Welt an.»

In der UBS völlig unabhängig

In Harvard an der historischen Fakultät sei es dagegen so gewesen: Wollte er etwas publizieren, hätte eine Ansammlung greiser Männer entschieden, ob das nun «gute Geschichte» sei oder «keine gute Geschichte».

Bei der UBS ist dies offenbar anders, wie Haefele beschreibt: Die Anlageentscheide würden völlig unabhängig getroffen. «Wir sind hinter einer Mauer. Es gibt ein Schloss an der Türe, welches andere davon abhält, in unseren Bereich einzutreten. Das ist wirklich so».

Haefele war im vergangenen Monat zum neuen Investmentchef der UBS aufgestiegen, nachdem Alex Friedman sich entschlossen hatte, die Bank zu verlassen. Er und Haefele waren zusammen 2011 zur Grossbank gestossen, um den Anlageprozess von Grund auf zu erneuern und die Performance auf den Kundendepots zu verbessern.

Die beiden sind befreundet, kennen sich aus Studienzeiten in Princeton und bestritten gemeinsame Bergsteiger-Abenteuer wie am Mount McKinley.

Er sah auch die Schattenseiten

Aber auch als Hedge-Fund-Manager hat Haefele die Schattenseiten der Finanzwelt kennengelernt. In der «Financial Times» erzählt er von einer Jagd nach einem «Riesen-Deal», die ihn 2006 bis nach Hanoi in die vietnamesische Hauptstadt führte.

Dort habe er sechs weitere Hedge-Fund-Manager getroffen, die denselben Deal jagten. «Da bemerkte ich, dass die Märkte überhitzen», so Haefele. Im Jahr 2007 stieg er er aus, was wirklich hart gewesen sei, «denn all meine Freunde machten immer noch fantastisch viel Geld». Gegen Ende 2007 sei er dann aber sehr glücklich mit seiner Wahl gewesen.

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