Mit einer spezialisierten Einheit betreut die UBS bereits seit zehn Jahren amerikanische Privatkunden – mehrheitlich mit Wohnsitz in den USA. Das Wachstum war bislang meist zweistellig. So soll es weitergehen, sagt René Marty, der Chef dieser Sparte.


Herr Marty, das USA-Geschäft einiger Schweizer Banken ist zu einem Problem geworden, das volkswirtschaftliche Dimensionen erhalten hat. Wie konnte es so weit kommen?

Ich denke, es liegt im Interesse des Finanzplatzes Schweiz, dass für alle Beteiligten nun eine Lösung gefunden wird. Für die UBS ist das Thema seit einigen Jahren abgeschlossen.

Wie unterscheidet sich das USA-Geschäft der UBS, das Sie in Ihrer Einheit betreiben, mit jenem Geschäft, für das zahlreiche Banken nun hohe Bussen bezahlen und Schuldeingeständnisse machen müssen?

Die UBS Swiss Financial Advisers AG (UBS-SFA) ist sowohl als Registered Investment Advisor bei der US-Aufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) registriert als auch als Effektenhändlerin durch Eidg. Finanzmarktaufsicht Finma lizenziert.


«Ein vollumfängliches US-Steuerreporting»


Dies ermöglicht uns, Vermögenswerte von in den USA domizilierten Kunden anzunehmen und entsprechende auf US-Personen abgestimmte Beratung hier in der Schweiz und in den USA zu erbringen. Auf Wunsch erstellt UBS-SFA zudem nicht nur das für US-Personen obligatorische 1099-Reporting, sondern auch ein vollumfängliches US-Steuer-Reporting über sämtliche Vermögenswerte der Kunden.

Können Sie den Werdegang ihrer Einheit kurz schildern und die strategischen Überlegungen dahinter?

UBS-SFA wurde im Jahre 2004 gegründet und am 1. Januar 2005 nach einer kurzen Pilotphase operativ. Seit diesem Tag haben wir ausschliesslich und erfolgreich US-Personen – also US-Steuerzahler – bedient, unabhängig von deren Domizil. Unsere Kunden sind jedoch hauptsächlich in den USA domiziliert.


«Wir verwalten derzeit 5 Milliarden Franken»


Sie suchen in erster Linie die Möglichkeit, ihre Vermögenswerte in internationalen Märkten und Währungen zu diversifizieren, im Ausland anzulegen und von einem Vermögensverwalter betreut zu werden, der über beste Kenntnisse der Finanzmärkte auch ausserhalb der USA verfügt.

Geben Sie uns ein paar Facts & Figures zu Ihrer Geschäftseinheit?

UBS-SFA umfasst derzeit rund 60 Mitarbeitende und betreut Vermögenswerte in der Höhe von etwa 5 Milliarden Franken.

Die Tatsache, dass die UBS bis vor einigen Jahren noch an der «Art Miami» Kunden akquirierte und dabei auch bei steuerlichen Fragen «behilflich» war, sorgte wie erinnerlich für einiges Aufsehen in der Öffentlichkeit und für einen grossen Schaden bei der UBS. Wie gehen Sie heute vor bei der Akquise?

Ihre Frage zielt auf die Akquisitions-Tätigkeiten von nicht in den USA lizenzierten Finanzinstituten ab. Die UBS AG, das heisst ihre nicht in den USA lizenzierten Wealth-Management-Einheiten, vollzogen 2009 einen vollständigen Rückzug aus dem grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft mit den USA.


«Die Komplexität nimmt zu»


UBS-SFA ist eine eigenständige rechtliche Einheit, die in den USA bei der SEC als Investment Advisor registriert ist. Auf Grund dieser Registrierung darf sie auf dem gesamten Gebiet der USA uneingeschränkt Anlageberatung erbringen und somit auch Kunden für ihre Dienstleistungen akquirieren.

Wie in der Branche laufend zu hören ist, wird das Geschäft mit den USA respektive mit Kunden, die in den USA domiziliert sind, immer schwieriger und riskanter. Wäre es nicht besser, sich vollständig aus diesem Markt zurückzuziehen?

Die Komplexität dieses Geschäfts, jedes Geschäfts im Finanzdienstleistungsbereich, nimmt in der Tat kontinuierlich zu. Die vielfältigen und ständig steigenden regulatorischen Anforderungen verlangen besonders im Bereich Compliance einerseits sehr hohe Wachsamkeit, messerscharfen Durchblick bei den entsprechenden Themen sowie die Flexibilität, als Organisation rasch auf diese Veränderungen reagieren zu können.


«Wir verzeichnen ein ansprechendes Wachstum»


Andererseits bedarf es ständiger Effizienzsteigerungen und Verbesserungen, insbesondere bei den Prozessen, um die Kostenfolgen dieser zusätzlichen Anforderungen abfedern zu können.

Was charakterisiert die amerikanische Klientel?

Für US-Personen ist es schwierig, ihre Vermögenswerte, die sie bei US-Banken halten, international zu diversifizieren. UBS-SFA füllt diese Lücke und bietet ihnen die Möglichkeit, direkt in internationale Märkte und Währungen zu investieren und dabei auf die Beratungsleistung eines in der Schweiz ansässigen Vermögensverwalters zugreifen zu können.


«Das Wachstum wird sich noch beschleunigen»


Diese Kompetenz wird von unseren Kunden sehr geschätzt und ist auch der Grund, warum unser Geschäftsmodell ansprechende Wachstumsraten verzeichnet.

Welches Potenzial sehen Sie in den nächsten fünf Jahren, respektive was sind die Ziele der UBS in diesem Segment?

Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum der von UBS-SFA verwalteten Vermögenswerte in Zukunft weiter beschleunigen wird. Bisherige Ziele wie profitables Wachstum, operationelle Stabilität sowie qualitative hochstehende Beratungs- und Servicequalität bleiben unverändert.

Eine Verständnisfrage: Ist Ihre Einheit dem UBS Wealth Management Americas unterstellt oder einer Schweizer Einheit?

UBS-SFA ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der UBS AG. Funktional rapportiert UBS-SFA in die Wealth Management Division der UBS AG.

Bislang haben zahlreiche Schweizer Banken im US-Markt respektive mit US-Kunden in unterschiedlichster Weise agiert. Wird das so bleiben, oder wird dieses Geschäft (aus Schweizer Sicht) in wenigen Jahren nur noch den beiden grossen Schweizer Banken vorbehalten sein?

Die Finanzkrise hat anspruchsvollere Kunden hervorgebracht, die das Marktgeschehen besser verstehen, kritischer und besser vernetzt sind. Sie wollen Zugriff auf aktuelles Research, globale Investitionsmöglichkeiten und Beratung, die ihnen einen erkennbaren Mehrwert bietet und ihre Vermögenswerte schützt, aber natürlich auch mehrt.


«Grosse Banken sind im Vorteil»


Da sind grosse Finanzinstitute im Vorteil. Ich gehe davon aus, dass kleinere Banken mittelfristig nicht mehr kompetitiv sein können. Dies auch deshalb, weil die Einstiegshürden sowie die fortlaufende Überwachung des regulatorischen Umfeldes immer höhere Kosten mit sich bringen.

Wer sind Ihre Konkurrenten?

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage bei den Kunden hat uns klar aufgezeigt, dass unsere Konkurrenten in den USA zu finden sind: Vermögensverwalter wie Northern Trust oder J.P. Morgan.


«Wir stehen solide im 10. Betriebsjahr»


Wir sehen es hingegen als einen Vorteil, unser Geschäft aus Europa heraus betreiben zu können. Dies ermöglicht uns, die erwähnte Diversifikation, die internationale Kompetenz und das Buchen von Vermögenswerten im Ausland als «Value Proposition» anzubieten.

Was sind Ihre unmittelbaren Pläne, um Ihre Ziele zu erreichen?

Wir bauen auf unser globales Netzwerk und betreiben systematische Akquisition, um unsere Kundenbasis laufend zu erweitern.

Wir haben jedes Jahr seit Bestehen ein erhebliches Wachstum – meistens im zweistelligen Bereich – verzeichnen können und sind stolz, finanziell äusserst solide im 10. Betriebsjahr zu stehen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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