Die Merrill-Lynch-Übernahme durch Julius Bär gilt als einer der kompliziertesten Deals im Private Banking. Ein involvierter Top-Manager erklärt warum.

Eigentlich wollte sich Adam Horowitz (Bild) auf seine Farm zurückziehen, den Ruhestand geniessen und sich seinen Pfirsichbäumen widmen. Doch 2010 rief ihn Merrill Lynch zurück, er sollte das britische Vermögensverwaltungsgeschäft der US-Bank leiten.

Zuerst zögerte der Banking-Veteran, doch seine Frau ermunterte ihn, zurückzukehren. Wenig später kündigte Julius Bär die Übernahme von Merrill Lynch Wealth Management an. Und Horowitz wurde die Aufsicht des Fusionsprozesses in Grossbritannien anvertraut.

Herzen und Köpfe gewinnen

Die Grösse der Aufgabe war immens. Es mussten zudem harte Entscheidungen getroffen werden, darunter rund 700 Entlassungen. Aber es sei spannend, Teil einer so grossen und erfolgreichen Transaktion zu sein, sagte Horowitz in einem Interview mit dem britischen Branchenportal «Citywire». «Wenn man sich mit der Komplexität der unterschiedlichen Rechtssysteme auseinandersetzen muss, dann muss man wirklich gut aufpassen».

Neben den rechtlichen Angelegenheiten musste die Bank Julius Bär aber auch die Herzen und Köpfe der Merrill-Lynch-Kunden und der Relationship Manager gewinnen. «Eine US-Einrichtung zu einer Schweizer Firma zu transferieren, braucht eine Menge Zeit und Mühe.» Das bringe automatisch auch viel Belastung und Frust, so der in Südafrika geborene Horowitz.

Blick hinter die Kulissen

Horowitz nannte im Interview auch einige Schlüsselunterscheidungen, warum dieser Deal besonders erfolgreich war. In London verwendete man einen «Dual-Hatting-Ansatz», eine mit einer Doppelfunktion ausgestatteten Organisationsstruktur.

An den unterschiedlichen Unternehmenskulturen scheiterte es aber nicht, sagte er. «Schon früh diskutierten wir das Thema Kultur, die als wesentliches Risiko in einer Fusion gilt». Doch man war laut Horowitz angenehm überrascht, als man feststellte, dass trotz unterschiedlicher Herkunft und Geschichte jeder die gleichen Ziele und die gleiche Leidenschaft teilten.

Was folgt nun?

Banker Horowitz ist nach diesen Erfahrungen noch nicht bereit für den Ruhestand. «Die Übernahme von Merrill Lynch war einer der kompliziertesten Transaktionen in der Geschichte der Vermögensverwaltung. Die Art, wie es gegangen ist, ist ein gutes Omen für Julius Bär gegebenenfalls mehr zu tun».

 

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