Standard Chartered ist im Private Banking nicht gerade ein geläufiger Name. Doch das soll sich nun ändern – dank einem früheren UBS- und Julius-Bär-Banker.

Seit knapp sechs Monaten leitet Michael Benz (Bild) als CEO das Wealth Management des britischen Finanzkonzerns Standard Chartered. Das Unternehmen ist schwergewichtig im Klein- und Firmenkundengeschäft tätig, während die Betreuung von wohlhabenden Personen bislang keine so eine grosse Rolle spielte. Doch das soll sich nun unter der Leitung von Benz ändern, der sein Büro in Hongkong hat.

Die Erfolgschancen dafür stehen gar nicht so schlecht. Denn mit Benz hat Standard Chartered einen vielversprechenden Banker an Bord geholt. Der 45-jährige Schweizer mit HSG-Abschluss verfügt über gut zwei Jahrzehnte Erfahrung im Geldgeschäft – vor allem bei der UBS.

Ungewollt zu Julius Bär

Im Jahr 1993 stieg er im Asset Management des damaligen Bankvereins in die Branche ein. Später amtierte er als Head of Group Treasury in Asien, als Head Investment Solutions im UBS Asset Management und als Regional Head Products & Services in Asien.

Ab 2010 war er CEO des Wealth Management von Merrill Lynch in Asien. Mit der Übernahme grosser Teile von Merrill Lynch wechselte er dann 2012 zu Julius Bär, wo er an der Integration des Geschäfts mitwirkte und als Chairman Asia vorgesehen war. Doch Ende 2013 verliess er die Bank und liess sich auf das Wagnis «Standard Chartered» ein.

Ehrgeizige Ziele

Das kann man durchaus sagen, denn das britische Bankhaus ist aktuell kein gewichtiger Player im Private Banking. Von den insgesamt 140 Milliarden Dollar an Kundengeldern entfallen gerade einmal knapp 60 Milliarden Dollar auf vermögende Privatbanken.

Die übrigen Depots stammen von kleineren Kunden. Bis in fünf Jahren will die Bank allerdings ihre Depots auf insgesamt 300 Milliarden Dollar steigern – und dazu beitragen soll vor allem Benz mit seinem Segment der Superreichen.

Bei den Reichen punkten

Benz rechnet sich – wie könnte es anders sein – gute Erfolgschancen aus, wie er in einem Interview mit dem Research-Portal «Wealth-X» erklärt. Er ist überzeugt, dass die Bank Standard Chartered mit ihrer mehr als 150-jährigen Präsenz in Asien auch bei der reichen Klientel noch vermehrt punkten könne. Nun gehe es vor allem darum, die Wahrnehmung bei dieser Zielkundschaft zu schärfen.

Benz betont, dass Standard Chartered bereits zu vielen Unternehmern in Asien geschäftliche Beziehungen unterhalte. Sie bildeten die Basis, um nun die Vermögensverwaltung auszubauen. «Zu unseren Kunden zählen viele Unternehmer, die wir im geschäftlichen Bereich bereits betreuen. Nun werden wir ihnen unsere Dienste auch bei der Verwaltung ihrer persönlichen Vermögen anbieten», erklärt der Schweizer.

Gleichgesinnte Investoren

Standard Chartered verfüge auch über eine solide Bilanz, um Kredite zu sprechen, was in Asien besonders wichtig sei, sagt Benz weiter. Zusätzlich kommt ihm die internationale Ausrichtung der Bank zugute: «Wir sind internationaler als viele lokale Finanzinstitute in Asien, und gleichzeitig lokaler als manch internationale Grossbank.» So sei Standard Chartered auch im Stande, gleichgesinnte Investoren zusammenzubringen und den Kunden einen Mehrwert zu bieten.

Ein beträchtliches Geschäftspotenzial ortet Benz ausserdem im Bereich der Nachlass- und Steuerplanung sowie im Treuhandgeschäft, was besonders in Asien bei einer grossen Anzahl von Unternehmern der ersten Generation nun sukzessive zum Thema werde.

Die nächste Generation

Tatsächlich haben viele asiatische Geschäftsleute seit in den siebziger Jahren Firmen gegründet, die nun an die nächste Generation übertragen werden. Zu diesem Zweck hat Standard Chartered unlängst auch eine Trustgesellschaft in Singapur gegründet, mit der man auf die erwähnten Bedürfnisse noch verstärkt eingehen will.

Benz stellt schliesslich auch fest, dass viele Bankkunden heute einen höheren Grad an Vertrauen, Diskretion, Transparenz und Risiko-Management suchten. «Während der Finanzkrise haben viele Banken ihre Kunden enttäuscht und allein gelassen. Deshalb sind die Erwartungen nun auch so hoch und auf Sicherheit bedacht», sagt Michael Benz, «jetzt zählt die Leistung.»

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