Der Ex-UBS-Manager Raoul Weil könnte Dutzende von Zeugen zu seiner Entlastung aufbieten. Diese würden zwar aussagen, wollen aber nicht in den USA vor Gericht erscheinen.

Die US-Justiz hat Raoul Weil in der Mangel. Er sitzt zurzeit in New Jersey unter Hausarrest, nachdem er gegen eine Kaution von 10,5 Millionen Dollar aus der Haft gelassen worden war.

Im Oktober werden die USA dem früheren Wealth-Management-Chef der UBS den Prozess wegen Beihilfe zum Steuerbetrug machen. Und wie es zurzeit aussieht, könnte dies ein echtes Heimspiel der Staatanwaltschaft werden. Denn die Verteidigung Weils hat grösste Mühe, Zeugen für Aussagen vor Gericht aufzubieten.

Nicht, dass es die nicht gäbe. Das Problem ist aber, dass die Zeugen, die etwas zu seiner Entlastung beitragen könnten, selbst im Visier der US-Justiz stehen. Sprich: Sie wagen es nicht, einen Fuss in die USA zu setzen, da ihnen das gleiche Schicksal wie Weil drohen könnte. Gefängnis, Millionen-Kaution, Fussfessel, Hausarrest, Prozess.

Bei Einreise droht Verhaftung

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg schrieb, haben Weils Verteidiger zu Wochenbeginn beim Bundesgericht in Fort Lauderdale in Florida eine Eingabe gemacht. »Praktisch sämtliche potenziellen Zeugen haben uns informiert, dass sie sich vor einer Einreise in die USA fürchten, sollten sie keine Zusage erhalten, nicht verhaftet zu werden.»

Diese Personen wollten auch nicht, dass ihre Namen veröffentlicht würden, weil sie Vergeltung durch die US-Justiz befürchteten, wenn sie Raoul Weil in seinem Prozess unterstützten. Die Strafbehörden in den USA haben sich bislang geweigert, potenziellen Zeugen ein freies Geleit zu gewähren, es sei denn Weils Verteidigung lege vorher die Namen offen und auch den Inhalt ihrer Zeugenaussage, wie aus der Eingabe weiter hervorgeht.

Zeugenaussagen via Videokonferenz

Als Ausweg schlägt Weils Verteidigung nun vor, die Zeugen während des Prozesses via Videokonferenz zuzuschalten. Sie wären dann in sicherer Distanz zum Arm der US-Justiz, könnten aber dennoch ihre Aussage machen. Eine Antwort der Strafverfolger steht noch aus.

Raoul Weil, der am 2. Oktober 2013 in Bologna verhaftet und dann an die USA ausgeliefert wurde, ist in diesem Falle das Opfer einer US-Justiz, die mit allen Mitteln ihre Repressalien gegen Schweizer Banken und Angestellte einsetzt.

Von mehr als einem Dutzend Schweizer Bankern weiss man, dass gegen sie ein Strafbefehl steht. Über 100 Banker versuchen, mit den US-Behörden die Aussetzung der Strafverfolgung auszuhandeln.

Die Schweizer Banken haben möglicherweise Tausende Namen ihrer Angestellten an die US-Behörden übermittelt, um selbst einer Strafverfolgung zu entgehen oder um die Strafe abzumildern. Wen wundert es da, dass keiner für eine Zeugenaussage in die USA reisen möchte.

Tritt Martin Liechti auf?

Unter den Schweizer Bankern, die im Prozess gegen Weil aussagen könnten, ist auch Martin Liechti, dessen Chef Weil einst war. Liechti war 2008 in Miami verhaftet worden, vereinbarte mit den US-Behörden eine Aussetzung des Verfahrens, sicherte aber im Gegenzug zu, als Kronzeuge aufzutreten.

Raoul Weil muss nun befürchten, dass ihn sein früherer Mitarbeiter im Prozess ab dem 14. Oktober vor Gericht belasten wird. Seine Entlastungszeugen bleiben derweil aus Angst vor den USA zu Hause.

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