Für Andrea Orcel, Chef der UBS-Investmentbank, sind manche seiner Untergebenen Kartoffel- und Tomatenverkäufer, andere wiederum Handtaschen-Verkäufer. Seine Präferenzen sind dabei klar verteilt.

Andrea Orcel, der Chef der UBS-Investmentbank, klingt womöglich ein wenig hochnäsig, wenn er dem Branchemagazin «Euromoney» sagt: «Das klassische Firmenkreditgeschäft bei Banken ist mit Wal-Mart vergleichbar, während das Investmentbanking eher wie Louis Vuitton ist.»

Vom UBS-Manager mit dem höchsten Jahresgehalt weiss man, dass er die Investmentbank der UBS wieder zur ersten Adresse für M&A, also für die Beratung von Firmen bei Fusionen und Übernahmen transformieren will. Dafür hat er bereits auch Dutzende von teuren Bankern an Bord geholt.

M&A ist die Königsdisziplin im Investmentbanking: Man jongliert mit Unternehmen. Im Firmenkreditgeschäft verkauft man dagegen bloss profane Dienstleistungen – Kredite.

Bank of America sieht einen Mehrwert

Andere Universalbanken, wie die Bank of America, haben ihr Investment- und Corporate-Banking näher zusammengerückt. Das Ziel ist, wie immer bei solchen Übungen, an einen Kunden bereichsübergreifend Dienstleistungen zu verkaufen – im Banker-Duktus: den «Share of Wallet» erhöhen.

Die Schwierigkeiten dabei sind vielfältig: Silodenken, unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Produkt- und Dienstleistungswelten. So unterschiedlich eben wie Wal-Mart und Louis Vuitton. Oder wie Orcel weiter bildlich ausführt: «Warum sollte man Designer-Handtaschen in der Auslage zu den Kartoffeln und Tomaten legen?»

Tomatenverkäufer mit DNA-Struktur

Orcel hat so seine Zweifel, dass die «Kartoffel- und Tomatenverkäufer» bei der UBS mit den «Handtaschen-Verkäufern» in der Bank anständig kooperieren könnten. «Es ist ein Risiko, diese beiden Geschäftsbereiche zusammenzubringen», warnt der Investmentbank-Chef. Man müsse äusserst vorsichtig sein, die verschiedenen «DNA-Strukturen» in den beiden Banking-Bereichen nicht zu vermischen.

Orcel hat es bei der UBS mehr mit der DNA im Wealth Management zu tun – die UBS-Strategie will Synergien mit der Investmentbank eher da ausschöpfen. Andere Universalbanken sind dagegen der Meinung, dass auch Tomaten- und Kartoffelkäufer irgendwann mal eine Luxus-Handtasche brauchen.

Kalkulierbare Ertragsströme

Bei der Bank of America sei der Deal-Flow in beide Richtungen recht gut etabliert, sagte Paul Simpson, Chef für Transaktionsdienste, zu «Euromoney».

Das entspreche einer strategischen Vorgabe, welche zum Ziel hat, regelmässige und kalkulierbare Ertragsströme zu generieren, um laufende Kosten zu decken. Mit M&A alleine sei dies niemals möglich, betont Simpson.

Noch einen Zacken zulegen

Orcel hat da natürlich eine andere Meinung: Klar verdiene ein Discounter wie Wal-Mart sehr viel Geld, sagt er. «Aber wer es erst im Luxussektor richtig macht, kann phänomenale Erträge erzielen.»

Um in den Bereich «phänomenal» vorzudringen, muss Orcels Team allerdings noch einen Zacken zulegen. Gemäss den neusten League Tables für das erste Halbjahr 2014 liegen die «Tomaten- und Kartoffelverkäufer» der Bank of America weit vor der Louis-Vuitton-Mannschaft der UBS.

 

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