Sergio Ermotti einmal anders. Der UBS-Konzernchef über Fussball, schlechtes Wetter und die neue Realität in seiner Heimat.

Es sei schon so, dass das Tessin bei wichtigen Themen oft nicht genügend gehört werde, stellt Sergio Ermotti (Bild) in einem Interview mit der Zeitung «Schweiz am Sonntag» fest. Daher müsse das Tessin konkurrenzfähiger, stärker und so unabhängig wie möglich werden – damit es weniger auf Bern angewiesen sei.

Allerdings sei er auch ein Verfechter der Eigenverantwortung, fährt der UBS-Chef weiter. Konkret bedeute dies, dass das Tessin durch Eigeninitiative und Innovation die Chancen nutze, welche die beginnende Erholung in Europa biete. Die geografische und kulturelle Nähe zu Italien bleibe ein Vorteil, insbesondere in Verbindung mit den allgemeinen Standortvorteilen der Schweiz.

Kleine können auch erfolgreich sein

Auf die Frage, ob das Tessin ohne Schweizer Bankgeheimnis ein hoffnungsloser Fall sei, antwortet der Bankmanager: «Die Zukunft des Finanzplatzes Schweiz liegt im Private Banking oder Wealth Management – dies gilt auch für das Tessin. Den Veränderungen, vor allem im Bereich Steuertransparenz, müssen wir durch ein professionelles Angebot, eine ausgeprägte Dienstleistungskultur und eine konsequente Ausrichtung auf die neue Realität begegnen.

Der Finanzplatz Tessin solle sich ambitiöse Ziele setzen und die vorhandenen Kompetenzen nutzen und weiterentwickeln, um sich geografisch zu diversifizieren und sich auch in Wachstumsmärkten zu positionieren, so Ermotti weiter. Es gebe genügend Beispiele für kleine Finanzplätze, die sich international erfolgreich positioniert hätten.

Rückläufiges Wachstum

Beim Thema Tourismus stellt Ermotti fest, dass sich das Verhalten der Erholungssuchenden massiv verändert habe. Touristen würden heute viel kurzfristiger entscheiden. Wenn das Wetter im Tessin gerade schlecht sei, würden sie einfach eine Reise nach London buchen.

Allerdings räumt der UBS-Chef ein: «Selbst wenn die Auslastungszahlen nach wie vor solid sind, ist es richtig, dass man ein rückläufiges Wachstum beobachten kann. Die Stagnation ist zu grossen Teilen auf Herausforderungen zurückzuführen, unter denen der gesamte Schweizer Tourismus leidet: die europäische Wirtschaftslage und die Stärke des Schweizer Frankens.»

Zu viele Mannschaften in den unteren Ligen

In Sachen Sport hat der frühere Fussballer Ermotti klare Präferenzen und Vorstellungen: «Ich mag Eishockey, aber ich liebe Fussball.»

Im Eishockey gebe es mit dem HC Lugano und dem HC Ambrì-Piotta zwei Teams in der obersten Liga, die sich gegenseitig anspornten. Im Fussball hingegen würden sich in den unteren Ligen zu viele Mannschaften bekämpfen.

Talente anziehen

Für einen erfolgreichen Fussball brauche es entsprechende Infrastruktur. Ein «FC Ticino» sei allerdings leider eine Utopie. «Man sollte, wie im Eishockey, ein Modell von zwei erfolgreichen Mannschaften anstreben – eine im südlichen Tessin und eine im nördlichen. Das wäre eine sich anspornende, lokale Konkurrenzsituation, die Talente anzieht», liefert Ermotti gleich das Modell für erstklassigen Fussball in seiner Heimat.

Die UBS publiziert am morgigen Dienstag ihre Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2014.

 

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