Die Raiffeisen-Tochter Notenstein ächzt unter hohen Kosten, und die Kundengelder wachsen verhalten. CEO Adrian Künzi ist dennoch zufrieden. Im Interview mit finews.ch sagt er auch warum.

Die Privatbank Notenstein hat im ersten Halbjahr einen Bruttogewinn von 6 Millionen Franken erzielt sowie die verwalteten Vermögen um 5 Prozent auf 20,8 Milliarden Franken erhöht. Zusammen mit der Asset-Management-Tochter TCMG verwaltet Notenstein nun 29 Milliarden Franken. Die Profitabilität von Notenstein ist noch immer sehr tief, doch sieht sie Verbesserungen: So sei der Bruttogewinn um 13 Prozent gesteigert worden. CEO Adrian Künzi versprüht trotz des anhaltend tiefen Gewinnniveaus Zuversicht.


 Im ersten Halbjahr 2014 ist der Bruttogewinn auf unter 6 Millionen Franken gefallen und ihre Cost-Income-Ratio liegt bei 92,8 Prozent. Geht ihre Wachstumsstrategie nicht auf?

Sie wundern sich vielleicht, aber ich bin zurzeit ein zufriedener Notenstein-Chef. Bislang haben sich unsere Prognosen für die Entwicklung der Bank erfüllt.

Inwiefern?

Nach der ersten Phase der Stabilisierung der Bank im Jahr 2012 haben wir eine Wachstumsinitiative gestartet, mit dem Ziel, die verwalteten Vermögen zu steigern und den Gewinnbeitrag an die Raiffeisen Gruppe zu erhöhen. Die dafür notwendigen Schritte haben wir 2013 und auch in diesem Jahr sehr konzentriert und rasch vollzogen: Wir haben in die Private-Banking-Standorte investiert, den Bereich Institutionelle Kunden aufgebaut und sind Kooperationen mit dem Lebensversicherer Helvetia und mit Leonteq im Bereich Strukturierte Produkte eingegangen. Diese Phase ist nun bis auf weiteres abgeschlossen.

Jetzt müssen die Erträge steigen.

Ja. Dafür gibt es natürlich keine Garantie. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sich unsere Investitionen auszahlen werden.

Wo sind die Anzeichen dafür?

Im eigentlichen Kerngeschäft der Bank, dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sind die Erträge im letzten Semester im Vergleich zur Vorjahresvergleichsperiode um 5 Millionen Franken gestiegen. Das liegt an der erhöhten Anzahl Vermögensverwaltungsmandate. Unsere Investitionen in Know-how und Kompetenz zeigen hier erste Früchte. Zu schaffen macht uns weiterhin die sehr tiefe Zinsmarge und das volatile Handelsgeschäft.

Der Neugeldzufluss im Private Banking ist gering geblieben.

Das stimmt unter dem Strich. Wir treten hier etwas am Ort. Die Schweizer Kundengelder erhöhten sich zwar, im Gegenzug mussten noch einige Kundenportfolios, zum Beispiel aus Westeuropa, bereinigt werden. Dadurch hat sich aber die Qualität unserer Assets verbessert. Der Anteil von Kundengeldern aus der Schweiz beläuft sich jetzt auf 72 Prozent. Das ist ein beachtlicher Wert und unterstreicht unseren Fokus auf die Schweiz.

Wie entwickelt sich das Geschäft mit Institutionellen Kunden?

Wir verwalten dank eines überproportionalen Neugeldzuflusses nun rund 4 Milliarden Franken im Institutionellen Bereich. Mittelfristig sollen es 10 Milliarden Franken werden. Wir haben hier enorm investiert und vergangenes Jahr 50 Leute von Sarasin übernommen, um das Geschäft mit nachhaltigen Anlagen aufzubauen. Die Investitionen erklären unser hohes Cost-Income-Ratio. Der Ausbau muss sich aber auch auf der Ertragsseite rechnen.

Was sind hier die Vorgaben?

Ich gehe davon aus, dass die Cost-Income-Ratio noch zwei bis drei weitere Jahre hoch bleibt, bis sich die Erträge im Geschäft mit Institutionellen einstellen.

Keine konkreten Gewinnziele?

Was wir kontrollieren können sind unsere Kosten. Da wir das notwendige Personal und Know-how nun aufgebaut haben, wird sich diese Seite der Gewinn- und Verlustrechnung in den kommenden Jahren kaum verändern. Wir können uns jetzt also voll auf die Steigerung der Erträge aus diesen Investitionen konzentrieren. Das sind im Prinzip gute Aussichten, aber es braucht auch Geduld. Dass wir mit der Raiffeisen Gruppe eine Partnerin haben, die unsere Strategie voll mitträgt, hilft uns.

Sie wollen den Gewinnbeitrag an die Raiffeisengruppe mittelfristig erhöhen. Was ist das Ziel?

Wir streben einen Beitrag von rund 10 Prozent am Gesamtergebnis an, also rund 60 bis 70 Millionen Franken.

Die Raiffeisen-Kooperation mit Vontobel endet nun 2017. Wie beurteilen sie das?

Es fällt sehr viel Unsicherheit weg. Es gab Gerüchte über eine mögliche Fusion von Notenstein und Vontobel. Dies erschwerte auch die Akquisiton von neuen Kunden, namentlich im Institutionellen Bereich.

Ihre Eigenkapitalquote ist im Jahresvergleich von 13,8 auf 13,0 Prozent gesunken. Stellt dies ein Problem dar?

Die Kapitalisierung von Notenstein ist kein Thema. Wir haben bei Bedarf genügend Möglichkeiten, unsere Basis zu stärken.

Sie leiten seit dem Abgang von Martin Schenk auch das Privatkundengeschäft Schweiz. Suchen Sie keinen Nachfolger?

Doch und an Kandidaten für diese wichtige Stelle mangelt es nicht. Wir werden die Nachfolge zu gegebener Zeit kommunizieren.

Am Standort in Zürich gab es zudem Abgänge bei den Kundenberatern.

Ja, drei Kundenberater, die noch bei der ehemaligen Wegelin tätig waren, haben sich selbstständig gemacht. Es darf nicht überraschen, dass es im Rahmen dieses grossen Paradigmenwechsels im Schweizer Private Banking zu solchen personellen Veränderungen kommt. Zurzeit sehen wir keine Veranlassung, die drei Kundenberater sofort zu ersetzen. Der Standort Zürich ist gut aufgestellt, nicht zuletzt seit Silvan Schriber als Standortleiter mit zehn weiteren Leuten von der UBS zu uns gekommen ist.


Adrian Künzi ist seit 2012 CEO der Privatbank Notenstein, die aus der Bank Wegelin & Co. hervorgegangen ist. Bei dieser war Künzi von 2007 bis 2012 Teilhaber und Geschäftleitungsmitglied gewesen. Zu Beginn seiner Bankerkarriere arbeitete Künzi bei Goldman Sachs in Frankfurt als Investmentbanker. An der Universität St. Gallen hat Künzi in Finance promoviert.

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