Auf ihrer Website wirbt die Credit Suisse mit einem Kadermann, der die Bank seit mehr als einem halben Jahr verlassen hat. Er arbeitet unterdessen bei der Konkurrenz.

(Die Credit Suisse hat die erwähnte Internetseite seit Montagmittag, 25. August 2014, abgeschaltet.)

Alexander Hipp (Bild) wird auf der Internetseite der Credit Suisse nach wie vor als Leiter Vermögensverwaltung für Privatkunden geführt. In dieser Funktion gibt er in einem Video darüber Auskunft, warum es sich lohnt, Kunde bei der Schweizer Grossbank zu sein.

Credit Suisse Website

Ein Schönheitsfehler

Die Argumente mögen überzeugend sein, einen Schönheitsfelder hat das Ganze trotzdem. Hipp arbeitet bereits seit sechs Monaten nicht mehr für die Credit Suisse. Im vergangenen Februar heuerte er bei der schweizerisch-brasilianischen Privatbank J. Safra Sarasin in Deutschland an, wo er die Vermögensverwaltung (Portfoliomanagement und Investment Consulting) führt.

Alexander Hipp geniesst in der deutschen Finanzbranche einen hervorragenden Ruf. Er wurde seinerzeit auch vom früheren Chief Investment Officer der Credit Suisse, Stefan Keitel, ausgebildet und gefördert. Keitel hat die CS ebenfalls bereits wieder verlassen. Er ist heute als Investmentchef bei der deutschen Berenberg Bank in Hamburg tätig.

Nicht alle Mitarbeiter wollen wechseln

Die Credit Suisse verkaufte im Dezember 2013 ihr in Deutschland gebuchtes Private-Banking-Geschäft der ABN Amro-Tochter Bethmann Bank. Dabei ging es um rund 10 Milliarden Euro an Kundendepots. Im Zuge dieser Transaktion, die bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein soll, wechselten rund 180 bisherige CS-Mitarbeiter, vorwiegend Vertriebsleute und Produktespezialisten den Arbeitgeber.

Dadurch avanciert das in Frankfurt domizilierte Institut zur grössten reinen Privatbank Deutschlands, mit dannzumal ungefähr 600 Beschäftigten und rund 35 Milliarden Euro an Kundengeldern. Der Verlust von Alexander Hipp zeigt allerdings, dass nicht alle Mitarbeiter bereit waren, im Hause der Bethmann Bank weiter zu arbeiten.

Fest in CS-Hand

andreas brandt 160 kopieDie Bank J. Safra Sarasin ihrerseits ist daran, ihr Deutschland-Geschäft neu auszurichten, wie finews.ch unlängst berichtete. Mittlerweile befinden sich dabei alle fünf Niederlassungen von J. Safra Sarasin in Deutschland in fester Hand von Ex-CS-Leuten, denen der Generalbevollmächtige Andreas Brandt (unterstes Bild links) vorsteht. Er ist ebenfalls ein früherer CS-Mann, der die Schweizer Grossbank Credit Suisse im Frühjahr 2011 verliess. Alle fünf Niederlassungsleiter sollen bereits zu CS-Zeiten in vergleichbaren Positionen seine Vertrauten gewesen sein.

Wie in der deutschen Finanzbranche zu hören ist, soll J. Safra Sarasin 2014 in Deutschland bereits den Turnaround ist 2014 geschafft haben. Das Kreditgeschäft werde massiv zurückgefahren. Ein Firmensprecher erklärte gegenüber finews.ch, man sei mit der Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr «sehr zufrieden».

Zukäufe nicht ausgeschlossen

Weiter verfolgt J. Safra Sarasin in der Kundenberatung nun einen Team-Approach. In der Regel erfolgt dies, damit wichtige Kunden bei einem allfälligen Wechsel des Beraters nicht auch die Bank verlassen. An allen Standorten würden weitere Berater gesucht, heisst es weiter; die brasilianische Eigentümerfamilie Safra schliesse sogar Zukäufe in Deutschland nicht aus.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.42%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.16%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.91%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.26%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.25%
pixel